Erni bietet weit mehr als Steckverbinder

Ein "Alter Hase" im EMS-Geschäft startet durch

6. Februar 2014, 16:25 Uhr | Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

25 Prozent am Gesamtumsatz

Wie hoch ist der Anteil von EMS im Verhältnis zu den Eigenprodukten?

Der EMS-Anteil mit Kabelassemblierung, Backplanes und Systemen betrug 2013 etwa 25 Prozent an unserem Gesamtumsatz.

25 Prozent ist schon eine ganze Menge – wie bringen Sie das mit den bestehenden Ressourcen und dem Kerngeschäft in Einklang?

Durch die Abwanderung vieler Geräteanbieter im Telekommunikations-Markt von Europa nach Asien mussten wir unser Portfolio diversifizieren und andere Marktsegmente ausbauen. Das trifft übrigens sowohl auf unser EMS-Angebot als auch auf unser Steckverbinder-Portfolio zu. Zusätzlich haben wir Firmen in Deutschland, der Schweiz und in Thailand akquiriert, die unser EMS-Spektrum in idealer Weise ergänzen. Das ermöglicht uns einen sukzessiven Ausbau des EMS-Angebots.

Der EMS wird zunehmend zum Systemintegrator, weil der Kunde immer mehr bzw. die komplette Wertschöpfung aus der Hand eines Dienstleisters beziehen möchte. Dazu gehört aber auch eine entsprechende Entwicklungskompetenz. Wie ist Erni in punkto Entwicklung aufgestellt?

Wir begleiten die Kunden von der Produktidee bis hin zur Serienfertigung. Exemplarisch sei hier das Angebot für Zentralelektriken aufgeführt. Für die Gewährleistung sicherer Verbindungen auch bei höheren Strömen bringen wir für entsprechende Applikationen ein weitreichendes Know-how in der Einpresstechnik, der Bestückung von Leiterplatten und als EMS-Dienstleister ein. Erfahrene und hoch qualifizierte Elektronikentwickler haben hier bereits zahlreiche Projekte erfolgreich begleitet. Das angebotene Dienstleistungsportfolio umfasst das komplette Projektmanagement vom ersten Muster bis zur Serie, die Entflechtung der Leiterplatten, Entwicklung und Lieferung der mechanischen Komponenten und die Integration der Leiterplattenbaugruppe.

Eine Besonderheit bei Erni ist aus meiner Sicht die Backplane-Fertigung. Wo liegen die technischen Herausforderungen und inwieweit bzw. warum wird diese Dienstleistung verstärkt nachgefragt?

Der Großteil unserer Projekte ist kundenspezifisch, denn unsere Kunden wollen sich im Markt differenzieren, und da tut man sich mit einer Standard-Backplane eben schwer. Deswegen ist unser Workflow für kundenspezifische Projekte optimiert. Bei der Backplane-Fertigung ist eine vollautomatische Bestückung mit Einpresskurvenüberwachung und eine automatische und parallel verlaufende optische und elektrische Kontrolle der Backplanes Standard. Wichtig ist es auch, die Fertigung und Prüftechnologie so flexibel zu gestalten, dass die Umrüstzeit minimal bleibt. Fertigung und Prüfsysteme müssen so ausgelegt sein, dass die Einrichtung einer neuen, kundenspezifischen Backplane mit kleinstmöglichem Aufwand zu realisieren ist. Die Einpresstechnik ist immer noch sehr gefragt - insbesondere wenn es auf höchste Zuverlässigkeit ankommt. Allerdings sehen wir natürlich auch einen Trend zur SMD-Bestückung bei Backplanes, wenn es um die Miniaturisierung der Systeme geht.

Kabelkonfektion gehört ebenfalls zu Ihrem Spektrum, ist aber mittlerweile auch von vielen EMS-Dienstleistern erhältlich. Wie tief geht Ihre Wertschöpfung in diesem Punkt?

Wir bieten alles aus einer Hand - Herstellung von Steckverbindern, Konfektionierung von Kabelassemblierung und Kabelbäumen. Natürlich haben wir auch Spezialisten, die zusammen mit dem Kunden maßgeschneiderte Kabelkonfektionierungen und Kabelbäume entwickeln, falls kein Eigenprodukt zur Anwendung passt. Auch hier ist der direkte Kundenkontakt wichtig, um das optimale Endprodukt mit ihm gemeinsam auszulegen. Falls keine geeignete Produktlösung auf dem Markt zu finden ist, kann Erni den benötigten Kabelsteckverbinder mit dem Kunden gemeinsam entwickeln und selbst fertigen.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen derzeit im EMS-Geschäft in Deutschland und Europa?

Wir müssen innovativ bleiben. Das funktioniert am besten im Team zwischen Kunde und EMS-Lieferant, indem beide auf Augenhöhe die bestmögliche Verwirklichung der Produktidee erarbeiten. Wenn uns das auch künftig in Deutschland und Europa gelingt, werden wir weiterhin der Innovationsmotor bleiben. Entscheidend ist auch eine hoch automatisierte und flexible Fertigung mit hoher Fertigungstiefe, um global bestehen zu können.

Was hat sich Erni für 2014 vorgenommen?

Wir haben in den letzten Jahren in modernes Equipment investiert und unser Dienstleistungsangebot deutlich erweitert. Damit sehen wir uns bestens positioniert, um das EMS-Geschäft weiter auszubauen. Wir erwarten daher, dass der EMS-Anteil an unserem Gesamtumsatz weiter steigen wird.


  1. Ein "Alter Hase" im EMS-Geschäft startet durch
  2. 25 Prozent am Gesamtumsatz

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu ERNI Electronics GmbH

Weitere Artikel zu EMS