Wachsamer Blick auf Förderpolitik

Ventilatorenhersteller freut der Wärmepumpen-Boom

12. August 2025, 10:26 Uhr | Corinne Schindlbeck
Man sei bereit, seinen Beitrag zu leisten – auch wenn die noch unklare Förderpolitik jederzeit Veränderungen bringen könne, sagt Ziehl-Abeggs Vorstandschef Joachim Ley.
© Ziehl-Abegg

Erstmals ist in Deutschland mit der Wärmepumpe ein erneuerbares Heizsystem Marktführer – und die Komponentenlieferanten im Rücken der Branche fahren endlich satte Gewinne ein. Was sagen Ventilatorenhersteller?

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Im ersten Halbjahr 2025 wurden laut den Branchenverbänden BDH und BWP rund 139.000 Wärmepumpen verkauft – ein Plus von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit erreicht erstmals in der deutschen Heizgeschichte ein erneuerbares System die Spitzenposition im Markt. Besonders das zweite Quartal trieb die Bilanz nach oben: +75 Prozent Absatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr.

Offizielle Zahlen zu Öl- und Gasheizungen liegen noch nicht vor, doch Herstellerberichte zeigen: Der Abschied von fossilen Heizsystemen beschleunigt sich. Für die Industrie ist das ein historischer Wendepunkt.

Stabile Nachfrage – stabile Aufträge für die Zulieferer

Für Ventilatorenhersteller bedeutet dieser Boom eine spürbare Markterholung. „Der Wärmepumpenmarkt entwickelt sich für ebm papst aktuell sehr gut, ist aber weiterhin einer gewissen Dynamik ausgesetzt“, sagt Manuel Hahn, Vertriebsleiter Division Heating. Seit Jahresbeginn steigen die Auftragseingänge kontinuierlich – ein klares Zeichen für Normalisierung der Lieferketten und ein Ende der pandemiebedingten Engpässe.

Das erste Quartal des Geschäftsjahres (April–Juni) verlief sehr erfolgreich. Für das gesamte Jahr 2025/26 rechnet das Unternehmen im Ventilatorenbereich für Wärmepumpen mit zweistelligem Wachstum. Hahn betont, dass als Komponentenlieferant die zeitliche Verschiebung zwischen Endgeräte- und Teilemarkt beachtet werden müsse. „Durch engen Austausch mit Kunden können wir Kapazitäten laufend anpassen. Unser tiefes Verständnis für das Gesamtsystem Wärmepumpe, unser Design-In-Know-how sowie effiziente, geräuschoptimierte Ventilatoren positionieren uns optimal, um diesen Markt aktiv mitzugestalten.“

Turbulenzen bitte nicht wiederholen

Auch Ziehl-Abegg blickt optimistisch in die Zukunft. Vorstandschef Joachim Ley beschreibt die vergangenen Jahre als Achterbahnfahrt:
2022/2023 bremste Chipknappheit kombiniert mit den politischen Turbulenzen um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) die Produktion aus. Ein sprunghafter Nachfrageanstieg traf auf begrenzte Liefermöglichkeiten. „Wir haben unter anderem mit dem Bau unseres Werks in Lodz reagiert“, so Ley.

2023/2024 dann der gegenteilige Effekt: Aus der Knappheit wurde ein Überangebot, weil die GEG-Regelungen nicht wie erwartet umgesetzt wurden und Lager entlang der gesamten Lieferkette vollliefen. Erst Anfang 2025 waren die Bestände abgebaut – seither bewegt sich der Markt wieder stabil.

Ziehl-Abegg sieht Wachstumschancen sowohl im Haushaltssegment als auch bei industriellen Großwärmepumpen im Leistungsbereich von 100 kW bis mehreren Dutzend Megawatt. „Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten – auch wenn die noch unklare Förderpolitik jederzeit Veränderungen bringen kann“, sagt Ley.

Politische Weichenstellung bleibt entscheidend

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) mahnt, die Förderkulisse zu sichern. Die Heizungsförderung im Klima- und Transformationsfonds (KTF) müsse bis zum Start des EU-Emissionshandels für Gebäude und Verkehr (ETS 2) im Jahr 2027 nahtlos weiterlaufen. „Branche und Verbraucher benötigen Sicherheit, dass ausreichend Mittel im KTF vorhanden sind“, betont BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel.

Die Förderung – aktuell zwischen 30 und 70 Prozent der Investitionskosten – sowie steigende CO₂-Preise und sinkende Gasnetzanschlüsse treiben die Wärmepumpennachfrage. Potenzial sehen die Verbände auch in niedrigeren Stromkosten durch reduzierte Stromsteuer und Netzentgelte.

Milliardeninvestitionen und zehntausende Jobs

Europaweit flossen in den vergangenen Jahren rund sieben Milliarden Euro in neue Wärmepumpen-Produktionskapazitäten und Fachkräfteentwicklung. In Deutschland hängen laut BWP 70.000 Industriearbeitsplätze direkt an der Technologie – hinzu kommen zahlreiche Jobs im Handwerk, in der Planung und der Wohnungswirtschaft.


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