Zu welchem Zweck wurde Single Pair Ethernet entwickelt und welche Rolle spielt der Steckverbinder? Rainer Schmidt, Business Development Manager von Harting, räumt mit Vorurteilen auf. Und er erklärt, warum sich die Forderung nach einem einheitlichen Steckverbinder aus seiner Sicht erübrigt.
von Rainer Schmidt, Business Development Manager, Cable Systems, Harting Electronics
Single Pair Ethernet (SPE) wurde nur aus einem einzigen Grund entwickelt. Es soll eine der letzten großen Lücken in einer TCP/IP-orientierten Netzwerkwelt schließen – die Lücke zwischen der klassischen IT und der immer wichtiger werdenden Sensorik.
Somit ist SPE keine Ablösetechnologie für bestehende kabelgebundene Ethernet-Netze, wie sie heute fast überall in der IT vorzufinden sind. Es geht nicht darum, vierpaarige Verkabelungen zu ersetzen, sondern darum, Sensor-/Aktor-Netzwerke barrierefrei an unsere IT-Netze anzudocken. Deshalb wird SPE auch als »Enabler« für IoT und IIoT bezeichnet.
Single Pair Ethernet (SPE) ist kein Zufallsprodukt, sondern die einfache Antwort auf die Frage, wie zukünftige Automatisierungslösungen aussehen müssen, damit sie erfolgreich am Markt umgesetzt werden können. Diese Frage hat drei Branchen besonders umgetrieben: die Automobilindustrie, die Industrieautomatisierung und die Gebäudeautomatisierung.
Alle drei Anwendungsfelder benötigen für den nächsten Schritt in den jeweiligen Automatisierungslösungen ungehinderten Zugang zu Sensor-/Aktor-Netzwerken.
Nur so lässt sich im Auto autonomes Fahren umsetzen, in der Industrie der durchgängige Herstellungsprozess nach Industrie 4.0 oder in der Gebäudeautomatisierung das intelligente Gebäude realisieren.
Diese Überlegungen treiben die Entwicklung von SPE voran – und nichts anderes.
Der Stecker spielt nicht die Hauptrolle
Dass Verkabelung einfacher und Steckverbinder kleiner werden, ist ein zusätzlicher positiver Effekt, aber nicht die Ursache für die Innovation SPE.
Wie aber wird die Implementierung von SPE in den drei größten Anwendungsfeldern aussehen und was bedeutet das für die Verkabelung?
SPE muss nicht RJ45-rückwärtskompatibel sein
In allen drei Bereichen – Auto, Industrie und Gebäude – spielt der RJ45 bei der Einführung von SPE überhaupt keine Rolle! In allen drei Bereichen gibt es auch keine Historie (installierte RJ45-Basis), die bei der Einführung von SPE irgendwo berücksichtigt werden müsste. Somit sind zum Beispiel Überlegungen zur Rückwärtskompatibilität von SPE-Verbindungstechnik zu RJ45-Verkabelungen natürlich zulässig, aber nicht wirklich sinnvoll. Es fehlen schlichtweg die Anwendungen.
Es wird keinen SPE-Stecker-Alleskönner geben
Die kurze Beleuchtung der SPE-Anwendungsbereiche zeigt auch: jeder hat seine eigene Historie und vor allem, jeder hat sein ganz spezielles Anforderungsprofil.
Das führt auch zu speziellen Designs in der SPE-Anschlusstechnik (in SPE-Steckgesichtern). So wird es nicht »die eine Lösung« geben, die von verschiedenen Seiten immer wieder eingefordert wird.
Oder noch einmal ganz deutlich: es wird keinen SPE-Stecker Alleskönner geben! Vielmehr kristallisiert sich heraus, dass es drei Lösungen an SPE-Steckgesichtern geben wird:
Lassen wir jetzt für einen Moment das Thema Auto einmal außen vor und sehen uns Industrie und Gebäudeinstallation weiter an, um der Frage auf den Grund zu gehen, warum sich »die Steckerhersteller« nicht auf ein gemeinsames Steckgesicht »einigen« können…