Universitäre Start-ups sind also eher “außen vor”?
Christian Stammel: Nein – die Wissenschaft ist bei neuen Themen wie IoT sehr wichtig, aber leider haben in der Vergangenheit nur wenige Einreichungen aus der Wissenschaft und der universitären Forschung die Finalrunde erreicht. Wir suchen eher Unternehmer als Partner, die die Marktrelevanz des Produktes erkennen. Hier differenzieren wir klar zwischen universitären Ideen und den Enterpreneurship- und Start-up-Programmen, die von Unis getrieben werden. Letztere haben durchaus hohe Relevanz und schaffen es fast jährlich mit Teams in die finalen Entscheidungsrunden. Der Unterschied zur reinen Idee aus der Forschung ist hier, dass bei diesen Teilnehmern bereits ein ausgereifter Business Case vorhanden ist.
Thomas Staudinger: Das deckt sich mit unserer Auffassung: Es gibt viele tolle Ideen, aber die Frage ist immer: Gibt es dafür einen Markt, und hat das Team auch die Fähigkeit, die Idee umzusetzen. Entscheidend ist für uns die wirtschaftliche Relevanz.
Wie hoch ist der Anteil der Applikationen, die sich aus Ihrem Wettbewerb heraus erfolgreich am Markt positionieren konnten?
Christian Stammel: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Etwa 50 Prozent der Einreichungen sind in der Regel Commodities, also Themen, die bereits am Markt bekannt sind. Die anderen 50 Prozent sind spannende neue Themen. Beispielsweise war Ludovic Le Moan, Gründer von SigFox, einer unserer Finalisten. Damals erschien seine Idee sehr visionär, und wir haben uns in der Jury gefragt, ob das wohl erfolgreich werden kann. Aber wie wir heute wissen, war es die richtige Entscheidung, sein Konzept zu unterstützen.
Wie ist nun der Zeitplan für den diesjährigen Contest?
Christian Stammel: Unser Kick off findet am 1. März in Barcelona auf dem Mobile World Congress statt. Eingereicht werden kann bis zum 16. November. Während dieser Phase finden in den Regionen etwa 20 lokale Events statt, die die Bewerber mit Sponsoren und Partnern in Kontakt bringen. In Europa werden wir voraussichtlich 10 solcher Events durchführen. Interessierte können ab 1. März einreichen, dürfen aber während der Wettbewerbsphase weiter an ihrer Entwicklung arbeiten und beispielsweise Development Kits bei unseren Partnern und Sponsoren bestellen. Ab Mitte November beginnt die Evaluations-Phase: Dann bewerten die Experten aus der Jury die Applikationen. Eingereicht werden kann in den Kategorien „Home”, “City”, “Lifestyle”, “Industrial”, “Transportation”, “Healthcare” und “Retail”. Der Sieger wird voraussichtlich auf dem Mobile World Congress 2018 gekürt.
Mit wie vielen Einreichungen rechnen Sie etwa aus Europa?
Christian Stammel: Mit etwa 300 bis 400.
Wann bzw. wie ist der Eintrittspunkt für EBV in den Contest 2017?
Thomas Staudinger: Mit dem „EBV IoT Hero“ haben wir einen europäischen Spezialpreis ausgelobt. Wir werden unter dieser Kategorie die europäischen Finalisten evaluieren und bewerten. Dazu gehört, dass wir bei den von Herrn Stammel angesprochenen regionalen Veranstaltungen vor Ort sein werden und die eingereichten Vorschläge bereits in der Bewerbungsphase kennenlernen. Wir werden diese Events mit zwei Gruppen von Mitarbeitern begleiten: Techniker und Vertriebsmitarbeiter aus unserem StartmeUp Team, um sowohl technisches als auch vertriebliches Feedback zu haben. Diese Interaktion ist für uns ein absoluter Mehrwert und unterscheidet den World Cup von Standard-Wettbewerben. Wir wollen mit den Firmen in Dialog treten und sie am Ende natürlich auch als Kunden gewinnen. Ein weiterer Beweggrund ist für uns aber auch die Intention, Referenzen zu kreieren, um interessante Technologien in den Markt zu tragen. Denn große etablierte Firmen sind oft eher zurückhaltend beim Einsatz neuer Technologien.