Fast 60 Prozent der befragten Fahrerinnen und Fahrer hatten im letzten Jahr einen Beinahe-Unfall wegen Ablenkung. Doch smarte Technologien und klare Richtlinien können das ändern. Das zeigt der aktuelle Bericht »Hinter dem Lenkrad« von Samsara.
Samsara veröffentlicht neue Studienergebnisse zur Ablenkung im Straßenverkehr. Der Bericht »Hinter dem Lenkrad – Ablenkung in physischen Betriebstätigkeiten« beleuchtet Ursachen, Technologien und Präventionsstrategien, die im gewerblichen Verkehr entscheidend sein können – sowohl für die Sicherheit als auch für die Mitarbeiterbindung.
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung von 1.550 gewerblichen Fahrern in sieben Ländern, darunter 250 aus Deutschland. Die Ergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Ablenkung am Steuer ist ein reales, unterschätztes Risiko, aber auch eine enorme Chance für moderne Prävention.
58 Prozent der deutschen Fahrer gaben an, im vergangenen Jahr mindestens einen Beinaheunfall erlebt zu haben, weil sie abgelenkt waren. Neun von zehn Befragten berichteten zudem von konkreten Konsequenzen, darunter Bußgelder wie etwa wegen Handy am Steuer (38 Prozent), Schäden am Fahrzeug (36 Prozent) oder rechtlichen Auseinandersetzungen, falls die Ablenkung einen Unfall oder Schaden zufolge hatte, der juristisch geklärt werden muss (34 Prozent).
Sich auf die Straße zu konzentrieren, bleibt eine Herausforderung: 70 Prozent der Fahrer in Deutschland geben an, oft von ihren privaten Mobilgeräten abgelenkt zu werden. Das Lesen und Senden von Nachrichten (32 Prozent), das Telefonieren (31 Prozent) und das Scrollen in sozialen Medien (29 Prozent) gehören zu den am häufigsten identifizierten Ablenkungen.
Doch Ablenkung am Steuer ist längst nicht nur eine Frage der privaten Smartphone-Nutzung. 56 Prozent der Fahrer in Deutschland nutzen ihr Mobiltelefon oder andere Technologien während der Fahrt für arbeitsbezogene Aufgaben – oft aus der Notwendigkeit heraus.
An erster Stelle auf der Wunschliste der Fahrerinnen und Fahrer stehen bessere Kommunikationssysteme, die berufliche Anrufe und Nachrichten während der Fahrt auf das Nötigste beschränken (46 Prozent). Fast ebenso wichtig ist die Einführung klarer Richtlinien, bei denen Sicherheit Vorrang vor Termindruck hat (43 Prozent). Auch eine optimierte Routenführung und präzise Navigation in der Fahrerkabine würden laut 41 Prozent der Fahrer helfen, Ablenkungen zu vermeiden.
Diese Studien-Ergebnisse zeigen deutlich: Wer Sicherheit fördern will, muss Fahrern Technologie an die Hand geben, die sie unterstützt und nicht zusätzlich belastet.
Trotz aller Herausforderungen sehen die Befragten die Lösung nicht in pauschalen Verboten, sondern in smarter Technologie. Besonders gefragt sind präzise, KI-gestützte Erkennungssysteme, die gefährliches Verhalten frühzeitig erkennen und durch visuelle oder akustische Hinweise darauf reagieren. 49 Prozent der Fahrer nennen diese als die wichtigste technologische Maßnahme zur Vermeidung von Unfällen. Dashcams und Echtzeitfeedback erhöhen das Sicherheitsbewusstsein nachweislich. 96 Prozent der Fahrer bestätigen, dass sie sich durch die Auswertung eigener Aufnahmen ihres Verhaltens bewusster geworden sind.
Die Studie zeigt außerdem: Fahrende wünschen sich klare, realitätsnahe Regeln und Unterstützungsmaßnahmen, statt restriktiver Vorgaben. 80 Prozent würden ihrem Unternehmen treu bleiben, wenn es sich nachweislich für ihre Sicherheit engagiert. Statt reiner Kontrolle bevorzugen 86 Prozent positive Verstärkung wie Anerkennung und Anreize.
In Deutschland zeigt sich bereits ein hoher Professionalisierungsgrad: 91 Prozent der befragten Fahrer erhalten regelmäßig Schulungen, 94 Prozent berichten von positiven Effekten auf ihr Fahrverhalten. 64 Prozent der Fahrer bevorzugen digitale Plattformen als Schulungsmethode. Das unterstreicht den Trend zu einer technologiegetriebenen und leicht zugänglichen Weiterbildung in der Branche.
Neben technologischen Lösungen wünschen sich 49 Prozent der Fahrer vor allem verbesserte Kommunikationssysteme, die arbeitsbezogene Unterbrechungen während der Fahrt reduzieren. Auch eine bessere Routenführung und klarere Navigationshilfen wurden häufig genannt. Ziel muss es sein, Technologien so zu gestalten, dass sie verbinden, nicht ablenken.
»Unsere Kunden berichten immer wieder, dass sich Investitionen in Sicherheit nicht nur durch weniger Unfälle, sondern auch durch zufriedenere Fahrer und geringere Fluktuation auszahlen«, erklärt Evan Welbourne, Head of AI & Data bei Samsara. »Die Kombination aus KI-gestützter Prävention, positiver Verstärkung und gezieltem Coaching verändert den Alltag auf der Straße und bringt echten Mehrwert für Fahrer, Unternehmen und Gesellschaft.«
Ein Großteil der Fahrer wünscht sich zudem regulatorische Unterstützung. So befürworten 58 Prozent verpflichtende Sicherheitsfeatures wie Warnsysteme in der Kabine. Die Politik sei gefragt, klare Standards zu schaffen, um die flächendeckende Einführung sicherheitsrelevanter Technologien voranzutreiben.