2020 ist bisher geprägt von der COVID-19-Pandemie und damit verbunden wirtschaftlichen Folgen, wie sie Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Mittendrin die Automobilindustrie, Deutschlands bisherige Vorzeigebranche.
„Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug“, formulierte es schon Albert Einstein. Doch nicht immer sollte dieses Motto herangezogen werden. Von unserer Bundesregierung erwarte ich beispielsweise durchaus, dass sie sich mit der technologischen und wirtschaftlichen Zukunft unseres Landes auseinandersetzt. Natürlich lassen sich nicht alle Eventualitäten vorhersehen, wie das Jahr 2020 mit der weltweiten Corona-Pandemie schmerzlich verdeutlichte. Damit konnte niemand rechnen. Allerdings zeigte die Covid-19-Pandemie auch deutlich die längst bekannten Versäumnisse der Vergangenheit auf – beispielsweise, wenn man die Digitalisierung betrachtet.
Aber auch bei der Elektromobilität wurde es versäumt, rechtzeitig und durchdacht die Weichen zu stellen. Zwar setzte die Bundesregierung hehre Ziele und schuf mit der Kaufprämie (wenn auch spät) Anreize für den Endverbraucher. Aber der Erfolg dieser Maßnahmen hält sich durchaus in Grenzen. Auch die neuen Pläne greifen nicht so, wie erhofft. So sollen 2030 rund zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein, wenn es nach der Bundesregierung geht. Zum Vergleich: Großbritanniens Premierminister Boris Johnson plant im gleichen Jahr bereits ein Verbot des Verkaufs von Autos mit Verbrennungsmotoren – diese Maßnahme soll als Teil eines Zehn-Punkte-Plans für eine »grüne industrielle Revolution« fungieren. In good old Germany sind nicht einmal die erwähnten angestrebten zehn Millionen Stromer realistisch, so zumindest die Einschätzung der Beratungsgesellschaft Deloitte. Unter den gegenwärtigen Bedingungen sei – Stand heute – eine Zahl von 6,35 Millionen Fahrzeugen wahrscheinlich. Zwar bescheinigt die Gesellschaft Deutschland eine grundsätzlich positive Entwicklung und eine verstärkte Transformation hin zur E-Mobilität, betont aber auch, dass diese erheblich beschleunigt werden müsse.
Darüber hinaus hakt es ebenfalls bei der Ladeinfrastruktur. »Meine große Sorge bei der Elektromobilität ist das Ladenetz, das ist der Engpass. Und er wird umso gravierender, je mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße kommen«, erklärte zum Beispiel VDA-Präsidentin Hildegard Müller auf der Mitgliederversammlung des Verbands im November und fordert »konkretes Handeln«. Auf die Umsetzung bin ich gespannt.
Doch bei aller Notwendigkeit, Elektromobilität zu forcieren – sie ist nicht das Allheilmittel für die dringend benötigte klimaneutrale Mobilität. Diese lässt sich nur im Zusammenspiel mit anderen Technologien wie Brennstoffzelle und E-Fuels erzielen. Denn man sollte sich immer vor Augen halten, was das eigentliche Ziel ist: aktiv Klimaschutz zu betreiben. Und das ist die Reduzierung der CO2-Werte – für die Elektromobilität ein Baustein sein kann. Aber eben nur einer. 2021 wird also in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung.