Urban Air Mobility

Wie hoch ist die gesellschaftliche Akzeptanz für Flugtaxis?

11. November 2020, 8:07 Uhr | Irina Hübner
Zukunftsvision oder Realität? Der VoloCity hebt ab in der Nacht.
© Volocopter

Wie es mit der Akzeptanz von Flugtaxis in der Bevölkerung aussieht, untersuchte das Fraunhofer IAO in Kooperation mit Volocopter. Den Studienteilnehmern wurde dazu ein reales Reiseerlebnis mit Hilfe eines Prototypen ermöglicht.

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Verkürzte Reisezeiten, Entlastung von bestehenden Infrastruktursystemen, flexibler Individualverkehr – das sind nur ein paar der Vorteile des zukunftsträchtigen Mobilitätskonzepts der »Urban Air Mobility«: Flugtaxis und deren Integration in urbane Mobilitätssysteme gelten aktuell als eine der erfolgversprechendsten Entwicklungen für die Lösung urbaner Verkehrsprobleme. Neben technologischen und rechtlichen Fragestellungen spielt jedoch vor allem die gesellschaftliche Akzeptanz eine erfolgsentscheidende Rolle beim zukünftigen Erfolg von Flugtaxis.

Wie künftige Nutzer zur Eroberung des Luftraums stehen, hat ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Kooperation mit dem Mobilitätspionier Volocopter untersucht. Um ein Produkterlebnis unter realen Bedingungen zu simulieren, kam ein funktionsfähiger Prototyp zum Einsatz: Im Mai 2019 wurden insgesamt 320 Personen innerhalb von drei Tagen während einer realen Reiseerfahrung im Berliner Hauptbahnhof befragt. Eine grundsätzlich positive und innovationsoffene Erwartungshaltung der Studienteilnehmer war dabei festzustellen, wie nun in der »Akzeptanzstudie FlyingCab – Urban Air Mobility« aus Sicht der Nutzer dargestellt ist.

Objektives Feedback durch reale Erfahrung

Mithilfe des ausgestellten Prototypen konnten sich Interessierte einen realen Eindruck davon verschaffen, wie Flugtaxis funktionieren, aussehen und sich anfühlen. Aufgestellte Monitore zeigten reale Testflüge und simulierte Hochlaufszenarien. Außerdem hatten die Studienteilnehmer die Möglichkeit, sich direkt vor Ort mit Mobilitätsexperten auszutauschen. Damit basierte die Bewertung nicht nur auf emotionalen, sondern auch auf visuellen und taktilen Wahrnehmungen, welche die Probanden in einem Fragebogen festhielten.

Umfrage gibt Einblick in Sicherheitsempfinden

40 % der Teilnehmer, die im Flugtaxi-Prototyp saßen, empfanden ein »eher sicheres« bis »sicheres« Gefühl. Dennoch stellte das Forschungsteam des Fraunhofer IAO einen hohen Bedarf an technischen Sicherheitsvorkehrungen fest: 72 % der Befragten haben die Notlande-Funktion als »sehr wichtig« bewertet, gefolgt von der Notruffunktion mit 65 %.

In Bezug auf die Steuerung des Flugtaxis waren sich die Teilnehmer uneinig: 35 % ist es lieber, wenn ein Pilot oder eine Pilotin das Flugtaxi steuert, wiederum 35 % ist es egal und 26 % vertrauen bereits auf die Technik für eine autonome Steuerung. Allerdings ist es den meisten wichtig, dass zumindest in der Anfangsphase ein menschlicher Pilot mit an Bord ist.

Der Großteil der Teilnehmern findet die Vorstellung sinnvoll, Dienstreisen mit dem Flugtaxi zurücklegen zu können. Eine große Mehrheit würde ein Flugtaxi gern als Alternative zum Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr auf dem Weg zur Arbeit in Anspruch nehmen. Die Vorteile liegen für die Probanden in der vergleichsweisen kurzen Reisezeit, der großen Flexibilität, der direkten Flugverbindung ohne Umstiege sowie dem besonderen Reiseerlebnis.

Um die Anbindung an Flugtaxis zu erleichtern und möglichst viele Nutzer zu transportieren, haben die Teilnehmer Bahnhöfe, Flughäfen und Park-and-Ride-Standorte als ideale Start- und Landeplätze identifiziert. Mögliche Taxi-Sharing-Angebote stießen bei den Befragten auf positive Resonanz. Mehr als 90 % der Teilnehmer können sich vorstellen, ein Flugtaxi mit anderen Fluggästen zu teilen..

Studie legt weiteren Forschungsbedarf offen

Die Ergebnisse der Befragung legen den Grundstein für weitere Forschungsprojekte rund um das Mobilitätskonzept Flugtaxi. Ein relevantes Themengebiet ist unter anderem die Mitnahme von Gepäck: Welche Größe und welches Gewicht sind möglich? Und wie wirkt sich das auf die Innenraumgestaltung, Preiskalkulation, Sicherheit und Reichweite des Taxis aus? Weiterer Forschungsbedarf besteht im Hinblick auf das teils fehlende Sicherheitsgefühl der Fluggäste bei autonom betriebenen Maschinen: Welche Möglichkeiten gibt es, um den Nutzer die Zweifel zu nehmen?


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