Kein Privatunternehmen auf der ganzen Welt investiert so viel in Forschung und Innovation (FuE) wie VW. Insgesamt allerdings fällt die Leistung der EU‑Unternehmen im Vergleich zu den Amerikanern schlechter aus.
Erstmals seit 2004 führt mit VW ein Unternehmen aus der EU die Rangliste der Privatunternehmen an, die weltweit die höchsten Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) tätigen. Volkswagen setzte sich mit Investitionen in Höhe von 9,5 Mrd. Euro im Jahr 2012 an die Spitze des EU-Anzeigers für FuE-Investitionen der Industrie 2013 der Europäischen Kommission. Insgesamt erhöhten die Unternehmen mit Sitz in der EU (527 Unternehmen) ihre Ausgaben für FuE um 6,3 Prozent und damit geringfügig stärker als der Durchschnitt der 2000 Unternehmen, die im Anzeiger erfasst sind (6,2 Prozent). Allerdings blieben sie wie bereits im vergangenen Jahr hinter den US-amerikanischen Unternehmen (+8,2 Prozent) zurück. Ferner waren bei den EU-Unternehmen Unterschiede je nach Wirtschaftszweig zu verzeichnen, wobei in manchen Branchen ein starker Anstieg der Investitionen in FuE, in anderen hingegen Stillstand oder sogar ein Rückgang zu beobachten war. Die Unternehmen aus der EU, die im Anzeiger erfasst sind, gaben in der Befragung an, sie beabsichtigen zwischen 2013 und 2015 eine Erhöhung ihrer FuE-Investitionen um durchschnittlich 2,6 Prozent pro Jahr, was einen Rückgang der geplanten Investitionen gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Dazu Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft: „Die EU hinkt bei den Unternehmensinvestitionen in FuE ihren wichtigsten Wettbewerbern nach wie vor hinterher. Außerdem zeichnen sich in den jüngsten Berichten einige besorgniserregende Entwicklungen ab. Während die führenden EU-Unternehmen in wichtigen Industriezweigen wie der Automobilindustrie gute Ergebnisse vorweisen können, sind wir in Hochtechnologiebereichen wie Biotechnologie und Software weiterhin zu schwach.“
Die im Anzeiger erfassten Unternehmen erhöhten ihre FuE-Ausgaben um durchschnittlich 6,2 Prozent, obwohl sich das Nettoabsatzwachstum im Vergleich zu 2011 von +9,9 Prozent auf +4,2 Prozent abgeschwächt hat und die Betriebsergebnisse 2012 um 10,1 Prozent einbrachen. Die insgesamt erfreulichen Ergebnisse der EU waren weitestgehend den gestiegenen FuE-Investitionen deutscher Unternehmen vornehmlich aus der Automobilindustrie zu verdanken.
Den zweiten Platz in der Rangliste belegt das südkoreanische Unternehmen Samsung Electronics mit Investitionen in Höhe von 8,3 Mrd. Euro. Unter den Top Ten rangierten ferner fünf Unternehmen aus den USA (Microsoft, Intel, Merck, Johnson & Johnson und Pfizer), zwei aus der Schweiz (Roche und Novartis) und eines aus Japan (Toyota).
Unternehmen aus dem Wirtschaftszweig Kraftwagen und Kraftwagenteile mit Sitz in der EU wiesen ein hohes Wachstum ihrer FuE-Investitionen aus (+14,4 Prozent gegenüber -2,6 Prozent bei US-Unternehmen desselben Wirtschaftszweigs). Auch in den Bereichen Maschinen- und Anlagebau sowie Luft-/Raumfahrt und Verteidigung stellten EU-Unternehmen ihre US-amerikanischen Pendants in den Schatten (+12,3 Prozent gegenüber +9,4 Prozent bzw. +9,5 Prozent gegenüber -1,3 Prozent). Im IKT-Sektor hingegen verzeichneten EU-Unternehmen gemischte Ergebnisse: Software und EDV-Dienstleistungen schnitten mit +14,2 Prozent gut ab, während die FuE-Investitionen bei IT-Anlagen um 2,3 Prozent zurückgingen. Unternehmen mit Sitz in den USA konnten hingegen in beiden Wirtschaftszweigen gute Zahlen vorweisen (+12,6 Prozent bzw. +14,8 Prozent).
Eine Analyse der Trends der vergangenen 10 Jahre hat ergeben, dass die USA ihre Spezialisierung in FuE-intensiven Wirtschaftszweigen wie IKT und Gesundheit weiter ausbauen (70 Prozent der gesamten FuE-Investitionen, die 2012 von im Anzeiger erfassten US-Unternehmen getätigt wurden, entfielen auf diese beiden Wirtschaftszweige, gegenüber 64 Prozent im Jahr 2004).
Trotz des deutlichen Vorsprungs der USA in diesen sehr FuE-intensiven Wirtschaftszweigen ist bei näherer Betrachtung der niedriger platzierten Unternehmen festzustellen, dass in Wirtschaftszweigen wie Software und Biotechnologie eine bedeutende Anzahl von EU-Unternehmen gut abschneiden und in Zukunft möglicherweise führend sein werden.