Von Automobildesign bis Kundenservice

Mit GenAI auf der Überholspur

21. Oktober 2024, 14:17 Uhr | Autor: Alan Flower, Redaktion: Irina Hübner
© Tung Nguyen | pixabay

Die Automobilbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der durch technologische Innovationen und sich verändernde Marktanforderungen vorangetrieben wird. Eine der vielversprechendsten Entwicklungen in diesem Kontext ist der Einsatz Generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI).

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Während »klassische« Künstliche Intelligenz – in Form von Machine Learning und Deep Learning – bereits seit Jahren in der Automobilindustrie zum Einsatz kommt, steckt GenAI noch in den Kinderschuhen. Erste Automobilhersteller wie Mercedes-Benz und Volkswagen haben bereits damit begonnen, fortschrittliche GenAI-Technologie, konkret in Form von ChatGPT, in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Der natürlichere Dialog, der von ChatGPT und anderen GenAI-Lösungen unterstützt wird, ermöglicht es, Fahrzeugfunktionen wie das Navigationssystem oder die Unterhaltungselektronik mit der eigenen Stimme zu steuern, was das Fahrerlebnis verbessert.

Das Potenzial von GenAI reicht jedoch über das Fahrzeug hinaus und kann sich in vielen Bereichen entfalten. Die Fähigkeit von GenAI, nicht nur Daten zu analysieren, sondern eigenständig Inhalte und Output generieren zu können, macht die Technologie zu einem starken und wettbewerbsentscheidenden Faktor. Ihre Einsatzsatzgebiete sind vielfältig und ziehen sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wo GenAI vom Design, über die Lieferkette bis zum Kundenservice Wert generieren und Prozesse optimieren kann.

GenAI als Innovationsmotor: Vom Fahrzeugdesign zur Produktion

Die Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle ist mit einem komplexen und ressourcenintensiven Prozess verbunden. Dieser beginnt in der Regel bei der Ideenfindung und Designerstellung, geht anschließend in die Entwicklungs- und Testphase über, und später in die Produktion. Bis es ein neues Automodell in die Verkaufshalle schafft, vergehen nicht selten mindestens fünf Jahre.

GenAI kann die zeitintensiven, kreativen Designprozesse beschleunigen und ihre Fähigkeiten gehen weit über das hinaus, was traditionelle KI bieten kann. Auf Basis riesiger Datenmengen, die GenAI liest und analysiert, kann sie Designvorschläge, Skizzen und Modelle erstellen, die sowohl ästhetische als auch funktionale Anforderungen erfüllen.

Dabei werden nicht nur vorhandene Daten und Designsprachen genutzt, sondern auch neue Entwürfe generiert, die bisher unentdeckte Designmöglichkeiten aufzeigen und so Innovationsprozesse erheblich ankurbeln. Die Technologie ist heute so ausgereift, dass ein Designer dem GenAI-Tool seine Wünsche, Vorstellungen und Anforderungen mitteilen kann, und die KI erstellt darauf aufbauend Designentwürfe und Produktbeschreibungen – und stellt die benötigten Einzelkomponenten und Materialien zusammen.

Die Fahrzeugentwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem immer wieder Verfeinerungen am Fahrzeugdesign vorgenommen werden müssen, bis das Modell markttauglich ist und allen Anforderungen sowie Sicherheits- und Leistungsstandards entspricht. Durch Simulationen und Vorhersagen kann GenAI Materialien vorschlagen, die leichter, stabiler und kostengünstiger sind als bisher verwendete Komponenten. Dies ist besonders im Hinblick auf die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und autonomem Fahren von großer Bedeutung, da hierbei Gewicht und Materialeigenschaften eine entscheidende Rolle spielen. Bestenfalls werden alle benötigten Komponenten frühzeitig korrekt geplant, um später Probleme bei der Lieferkette zu vermeiden.

Lieferkettenmanagement: Mit GenAI zu mehr Resilienz

Eine der größten Herausforderungen der Automobilbranche ist das Management komplexer globaler Lieferketten. Einzelteile müssen zur Produktionsstätte geliefert und fertige Autos zu den Verkäufern transportiert werden. Lieferengpässe aufgrund von Ressourcenknappheit oder geopolitischen Unsicherheiten erschweren die Problematik und bringen die rechtzeitige Lieferung von Fahrzeugteilen ins Wanken.

Automobilhersteller, die Schwierigkeiten mit ihrer Lieferkette haben, werden unter anderem mit erheblichen Verzögerungen bei der Lieferung von Ersatzteilen konfrontiert. Lange Wartezeiten führen nicht nur zu unzufriedenen Kunden, sondern auch zu finanziellen Verlusten. Unternehmen der Automobilbranche – und zwar entlang der gesamten Lieferkette – können deshalb GenAI einsetzen, um den Bestand effizienter zu verwalten; damit wird die gesamte Lieferkette resilienter.

Durch Analyse von Verkaufsdaten und Markttrends kann die Technologie vorhersagen, welche Komponenten und Fahrzeuge in naher Zukunft benötigt werden, und entsprechend die Bestellungen anpassen. In der Praxis bedeutet dies, dass Automobilhersteller selbst in der Lage sind, mit Hilfe von GenAI schneller und präziser auf Marktanforderungen zu reagieren. Dies ist besonders relevant in einem Umfeld, in dem Hersteller mit der Überproduktion von Elektrofahrzeugen kämpfen, weil die Marktnachfrage falsch eingeschätzt wurde. GenAI kann durch gezielte Analysen und bessere Prognosen derart kostspielige Fehler vermeiden.

Kundenservice: GenAI als Schlüssel zur Kundenzufriedenheit

Neben den produktions- und lieferkettennahen Anwendungen kann GenAI im Kundenservice eine entscheidende Rolle spielen. Ein unzureichender Kundenservice, bei dem Kunden lange auf Antworten warten müssen, niemanden erreichen oder Probleme nicht gelöst werden, wird nicht nur langfristig die Verkaufszahl senken, sondern auch den Ruf der Automarke schädigen. Dabei lässt sich der Kundenkontakt häufig durch den Einsatz von GenAI-gesteuerten Chatbots, AI-Agenten und virtuellen Assistenten optimieren.

GenAI kann den Servicemitarbeitern Online-Chats, E-Mail-Konversationen sowie Telefonate abnehmen, sodass sich diese stattdessen auf komplexere Aufgabenstellungen konzentrieren können und weiter entlastet werden. Durch eine automatisierte Antwortgenerierung, Nachrichtenkategorisierung, Zuteilung und Priorisierung der Kundenanfragen greift sie den Servicemitarbeitern zudem bei ihrer Arbeit unter die Arme. Kundenanliegen lassen sich mit GenAI in der Regel schneller – teils in Echtzeit – und effizienter bearbeiten, was die Kundenzufriedenheit erhöht. GenAI-Systeme bedienen sich dabei an einer Datenbank, um Antworten zu generieren sowie Lösungen zu finden und lernen kontinuierlich dazu, wodurch sie sich mit der Zeit immer weiter verbessern.

Prozessoptimierung: Technisches Know-how gefordert

Die deutsche Automobilindustrie gehört zu den stärksten der Welt, muss jedoch mit den stetigen Marktentwicklungen Schritt halten, um nicht von der Konkurrenz aus dem Ausland – die oftmals kostengünstiger Produzieren und damit auch Verkaufen kann – überholt zu werden. GenAI ist kein kurzzeitiger Trend, der in paar Jahren wieder verschwinden wird, sondern wird die Industrie langfristig transformieren.

Automobilhersteller können die Technologie gewinnbringend entlang ihrer Wertschöpfungskette einsetzen, um Prozesse effizienter und kostensparender zu gestalten und dem Fachkräftemangel auf dem Markt entgegenzuwirken.
Während die Potenziale von GenAI enorm sind, erfordert die Umsetzung jedoch tiefgehende Kenntnisse und technisches Know-how. Automobilunternehmen sollten sich deshalb einen kompetenten Partner wie HCLTech an die Seite holen, der die notwendige Expertise und Erfahrung mitbringt, um ihre Visionen in die Tat umzusetzen, und das Automobilunternehmen bei der gewünschten Transformation unterstützt. Denn Unternehmen, die Marktentwicklungen verfolgen und die Chancen von Technologien wie GenAI voll ausschöpfen, sind bestens aufgestellt, um sich die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

 

 

 

Alan Flower, HCLTech.
Alan Flower, HCLTech.
© HCLTech

Der Autor

Alan Flower
ist Executive Vice President – Global Head, AI & Cloud Native Labs bei HCLTech.


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