Zwei Drittel der Autofahrer fühlen sich im Straßenverkehr geblendet. Die Gesetzgebung zur Begrenzung moderner Beleuchtungssysteme lässt noch auf sich warten, doch bereits heute können Verkehrsteilnehmer Maßnahmen treffen, um die Sicherheit zu erhöhen.
Technische Lösungen unterstützen hierbei, zum Beispiel die abblendbaren und dimmbaren Spiegel von Gentex.
Moderne Fahrzeugbeleuchtung sorgt zwar für bessere Sicht, aber nicht immer für mehr Sicherheit. Laut einer ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2024 fühlen sich 66 % der Autofahrerinnen und Autofahrer regelmäßig oder gelegentlich durch andere Fahrzeuge geblendet. Am häufigsten werden helle LED- und Xenon-Scheinwerfer, SUVs mit hoch positionierten Leuchten sowie automatische Fernlichtsysteme, die nicht zuverlässig abblenden, genannt. »Sicherheit im Straßenverkehr bedeutet nicht nur gute Sicht, sondern auch geringe Blendung«, betont ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze. Auffällig: Nicht nur ältere Menschen leiden unter Blendung. Im Gegenteil – jüngere Fahrer unter 35 empfinden sich laut ADAC häufiger als geblendet als ältere (32 % versus 22,6 %).
Auch Automobilclubs aus anderen Ländern wie der Schweiz, Belgien und den Niederlanden bestätigen das Problem. Eine europaweite FIA-Studie von 2024 belegt:
»Die Balance zwischen Sehen und Gesehenwerden ist verloren gegangen. Autoscheinwerfer sind so hell geworden, dass andere Verkehrsteilnehmer (fast) nicht mehr zu sehen sind«, so ein Teilnehmer der europaweiten Umfrage »Blendung im Straßenverkehr«.
Die Ursachen für Blendung sind vielfältig:
Nicht nur Autos, sondern auch Fahrräder und insbesondere E-Bikes können im Straßenverkehr für Blendung sorgen. Moderne LED-Fahrradbeleuchtung ist mittlerweile sehr leistungsstark und kann bei falscher Ausrichtung andere Verkehrsteilnehmende erheblich blenden.
»Wenn Autos immer heller werden, dann müssen die Radfahrer offenbar nachziehen«, meint Anne Kliem von der Stiftung Warentest. Das betrifft besonders den Stadtverkehr, Kreuzungen oder Radwege mit Gegenverkehr. Auch in der FIA-Studie wurde das Thema Fahrradbeleuchtung vermehrt genannt – insbesondere in Ländern mit hohem Radverkehrsanteil wie den Niederlanden, Deutschland und Dänemark. Ein Problem: Die Einstellung der Leuchten erfolgt oft durch Laien oder wird gar nicht kontrolliert.
Das Problem ist nicht auf Deutschland beschränkt – weltweit wächst der Druck, Blendung durch moderne Beleuchtungssysteme zu regulieren. Die UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) entwickelt weltweit gültige Fahrzeugvorschriften, die in über 60 Ländern übernommen werden – darunter alle EU-Staaten. Innerhalb der UNECE arbeiten technische Gruppen (unter anderem GRSG) bereits an Empfehlungen zur Begrenzung der Blendwirkung. Diskutiert werden Themen wie:
»Immer mehr Mitglieder europäischer Automobilclubs beschweren sich über Blendung im Straßenverkehr, die von Irritationen bis hin zu Beinaheunfällen reicht«, so das Ergebnis der europaweiten Umfrage »Blendung im Straßenverkehr«.
Erste Arbeitspapiere liegen vor, doch die Erfahrung mit früheren Sicherheitsfeatures wie ISA (Intelligent Speed Assistance) und AEB (Notbremsassistent) zeigt: Vom ersten Entwurf bis zur verpflichtenden Umsetzung können schnell sechs bis acht Jahre vergehen.
Bis internationale Regelungen greifen, sind individuelle Maßnahmen besonders wichtig, um die Blendwirkung zu reduzieren.
Individuelle Maßnahmen für Autofahrerinnen und Autofahrer
Individuelle Maßnahmen für Radfahrerinnen und Radfahrer
Blendung im Straßenverkehr ist kein individuelles Empfinden mehr – es ist ein nachweisbares Sicherheitsproblem mit internationaler Relevanz. Die Datenlage ist eindeutig, die Regulierungsmechanismen laufen – aber konkrete UN-Vorgaben dürften erst Ende der 2020er-Jahre in Kraft treten.
Bis dahin sind Autofahrer jedoch nicht machtlos. Die Technik bietet schon heute effektive Möglichkeiten, Blendung zu reduzieren. Automatisch abblendende Innen- und Außenspiegel können die Blendung durch Scheinwerfer von nachfolgenden Fahrzeugen deutlich verringern, und neue Innovationen wie elektronisch abblendbare Sonnenblenden sind auch schon in Sicht.
Die Wahl eines Fahrzeugs mit solchen blendungsreduzierenden Funktionen kann bereits jetzt die Sicherheit und den Komfort verbessern – lange bevor internationale Vorschriften in Kraft treten. Bis die Vorschriften nachziehen, sind Aufklärung, Rücksichtnahme und die richtige Technik entscheidend – für alle Verkehrsteilnehmer, egal ob auf vier Rädern oder zwei.
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Craig Piersma |
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ist Vice President Marketing und Unternehmenskommunikation bei der Gentex Corporation. Er kam 1997 als Marketing Manager zu Gentex und hatte verschiedene Positionen im Unternehmen inne, bevor er 2021 zum Vice President befördert wurde. Piersmas langjährige Tätigkeit im Unternehmen, seine Wertschätzung der Unternehmenskultur von Gentex, seine Begeisterung für Technologie sowie seine Fähigkeit, komplexe Themen zu vermitteln, haben maßgeblich zur Entwicklung von Gentex vom Automobilzulieferer zum Technologieunternehmen beigetragen. |
Gentex – Technologieanbieter mit Kernkompetenzen
Gentex ist in der Automobilbranche vor allem für seine automatisch abblendenden Innen- und Außenspiegel bekannt. Seit der Gründung im Jahr 1974 hat sich das Unternehmen darüber hinaus zu einem Technologieanbieter mit umfassenden Kernkompetenzen entwickelt. So hat Gentex den Rückspiegel beispielsweise zu einem strategischen Modul mit zahlreichen Funktionen erweitert, darunter Kameras, Displays, Transaktionsmodule, Fahrerbeobachtung und vieles mehr. Diese Funktionen erhöhen die Fahrsicherheit und eröffnen OEMs unzählige neue Möglichkeiten.
Die Kernkompetenzen von Gentex
Um ein so breites Produktportfolio anbieten zu können, setzt Gentex auf einzigartige vertikale Integration und Kernkompetenzen. Das Unternehmen entwickelt eigene chemische Komponenten, unter anderem für die Beschichtung von dimmbarem Glas, sowie eigene Sensoren und maßgeschneiderte Kamerasysteme inklusive deren Integration. Außerdem entwickelt der Technologieanbieter Softwarelösungen, stellt Displays her und produziert hochautomatisiert in eigenen Fertigungsstätten.
Today’s features – tomorrow’s technologies
Mit der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung von Fahrzeugen sowie der Weiterentwicklung des autonomen Fahrens wandeln sich die Kerntechnologien von Gentex zu innovativen Produkten in den folgenden Bereichen: