Der in automotiveHMI eingeschlagene Lösungsweg sieht vor, sowohl informelle und menschenlesbare als auch formelle und maschinenlesbare Anforderungen in einem neuen Austauschformat abzulegen. Durch interne Verweise, der Möglichkeit zur Markierung von Alternativen und zur iterativen Verfeinerung von Anforderungen (z.B. vom Text „Button links oben“ zu einer genauen Pixel-Position) sollen Medienbrüche während der Systemspezifikation zukünftig überwunden werden.
Bei der erwähnten Ist-Stand-Erhebung zeigte sich, wie wichtig diese verschiedenen Stufen der Formalisierung sind. Betrachtet man etwa einen „Zurück“-Button auf einem modernen Infotainment-System, so hängen Position, Größe und Aussehen des Buttons von der Größe und Farbtiefe des verbauten Bildschirms, dem Abstand zum Fahrer und anderen Faktoren wie dem Design des Innenraums ab. Üblicherweise sind aber in einem frühen Stadium der Systemspezifikation noch keine detaillierten Aussagen zu diesen Faktoren möglich. Spezifizierbar ist zunächst nur die Anforderung, dass ein solcher Button in bestimmten Bildschirmen existieren muss. Mit Voranschreiten der Spezifikation werden die Anforderungen detaillierter und das Wissen über Randbedingungen vollständiger. Somit können immer mehr Eigenschaften des Buttons eindeutig festgelegt werden, bis letztendlich das genaue Aussehen (als finale Bilddatei), die Pixel-Positionen, die Größe, die Schriftart und -größe und der Text vollständig und formal erfasst sind.
Aktuell handelt es sich bei den Systemspezifikationen um große Textdokumente, bei denen permanent Textabschnitte verändert, gelöscht oder kopiert werden Dies führt zu Problemen wie Inkonsistenzen oder mangelnder Übersichtlichkeit. Das neue Format setzt hier mit einer Protokollierung sämtlicher Änderungen an, was eine automatische Analyse der Spezifikation erlaubt. Existieren etwa allgemeine Regeln für alle grafischen Elemente („golden rules“, z.B. für alle Buttons sind genau fünf vordefinierte Farben erlaubt), so kann das Format automatisch darauf überprüft werden, ob in sämtlichen formalen Anforderungen an Buttons ausschließlich diese Farben spezifiziert wurden. Die internen Verknüpfungen der Entwicklungsartefakte und die Änderungshistorie helfen dem Spezifikationsentwickler zudem im Zweifelsfall festzustellen, warum z.B. bei einem bestimmten Button eine andere Farbe vorkommt und ob diese Ausnahme als Sonderfall deklariert wurde.
Die Sprache wird seit Sommer 2011 im Rahmen des Forschungsprojekts automotiveHMI entwickelt und soll den Projektpartnern Ende des ersten Quartals 2012 in einer ersten Version vorliegen. Danach wird sie iterativ verfeinert und soll nach Projektende (Ende 2013) im Zuge eines Standardisierungsprozesses branchenweit in Deutschland Anwendung finden.