Dynamische Strompreise

So lassen sich niedrige Börsenpreise zum Laden von E-Autos nutzen

11. Oktober 2023, 10:05 Uhr | Irina Hübner
© geralt | pixabay

Dynamische Strompreise machen es Verbrauchern möglich, Preis-Talsohlen an der Börse gezielt zu nutzen, zum Beispiel für das Laden von E-Autos. Doch wie setzen sich Strompreise überhaupt zusammen und ab wann lohnen sich dynamische Strompreise. Eine Einschätzung des Anbieters Rabot Charge.

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Damit die Verbraucher von aktuellen Strompreisen profitieren können, müssen ab 2025 per Gesetz (GNDEW) alle Stromversorger dynamische Strompreise einführen. Sie basieren auf aktuellen Börsenstrompreisen bzw. Strombeschaffungskosten, anstatt wie bisher üblich auf langfristig kalkulierten.

Einige Stromversorger bieten bereits jetzt dynamische Strompreise. Inwieweit diese tatsächlich Einsparpotenziale bieten, zeigt der monatliche Strompreis-Check von Rabot Charge. Er stellt die Börsenstrompreis-Entwicklung transparent dar.

Im ersten Halbjahr 2023 befanden sich die Börsenstrompreise im Sinkflug und lagen teils massiv unter den Preisen, die Endverbraucher durchschnittlich bezahlen. Zwar enthalten Endverbraucher-Preise auch Abgaben, Steuern und Zuschläge, so dass sie zwangsläufig über dem Börsenstrompreis liegen und nicht mit diesem nicht direkt verglichen werden können.

Doch der Börsenstrompreis ein Indiz dafür, ob und inwieweit steigende Verbraucherpreise im Hinblick auf Marktentwicklungen angemessen sind.
Planbare Stromverbräuche

Dynamische Strompreise werden eingeführt, um die Verbraucherpreise enger an die reale Strompreisentwicklung an den Märkten zu koppeln und transparenter zu machen. Zeitgleich sollen Verbraucher die regelmäßigen Preisstürze an den Märkten für planbare Stromverbräuche nutzen können (z.B. Trockner, E- Auto), indem sie diese in Niedrigpreisphasen verlegen. Möglich ist das nur bei dynamischen Preisen.

Um das Einsparpotenzial dynamischer Strompreise zu beurteilen sind zwei Dinge wichtig. Erstens zu verstehen, wie sich der Endverbraucherstrompreis zusammensetzt. Zweitens zu beobachten, wie stark der Börsenstrompreis vom Endverbraucherpreis nach unten abweicht. Je größer die Abweichungen, desto mehr Sparpotenzial.

Die Strompreiszusammensetzung

Der Verbraucherstrompreis besteht grob aus zwei Teilen: 47 Prozent entfallen auf Steuern, Zuschläge und Netzentgelte. Diese gesetzlichen Abgaben können Stromanbieter nicht beeinflussen.

Der größere Anteil von 53 Prozent entfällt auf die Stromerzeugung. Das ist der Anteil, den die Stromanbieter für die Strombeschaffung verlangen und beeinflussen können. Enthalten sind hier die Strombeschaffungskosten, Risikoprämien und Gewinnmargen der Stromanbieter.

Absichern gegen steigende Beschaffungskosten

Im Jahr 2023 verlangten die Stromanbieter laut Strom-Report hierfür durchschnittlich 24,82 Cent pro Kilowattstunde. Die hierin enthaltenden Strombeschaffungskosten basieren nicht auf den tatsächlichen Kosten, sondern sind langfristig kalkuliert. Nur so können feste Preise realisiert werden. Feste Strompreise sind damit vergleichsweise teuer, da die Stromanbieter Risikoprämien einkalkulieren, um sich gegen steigende Beschaffungskosten abzusichern.

Anders verhält es sich bei dynamischen Stromtarifen. In diesem Fall entfallen Risikoprämien, weil die tatsächlichen bzw. aktuellen Beschaffungskosten, wie Börsenstrompreise, herangezogen werden.

Kosten werden immer an Endverbraucher weitergegeben

Dass feste Strompreise die Verbraucher vor Marktkapriolen schützen können, ist nach Einschätzung von Rabot Charge unzutreffend, weil steigende Beschaffungskosten letztlich immer an Endverbraucher weitergegeben werden. Das ist auch bei dynamischen Strompreisen der Fall. Hier werden aber auch aktuelle Preissenkungen am Beschaffungsmarkt weitergereicht. Außerdem können Verbraucher ihre Stromkosten steuern, indem sie Niedrigpreisphasen gezielt nutzen.

Das Sparpotenzial dynamischer Preise

Um zu beurteilen, ob dynamische Börsenstromtarife Einsparpotenziale bieten, muss geklärt werden, ob die tatsächlichen Beschaffungskosten an der Börse unter den langfristig kalkulierten Beschaffungskosten von festen Strompreisen liegen.
Als Richtgröße für die langfristigen Beschaffungskosten wurde in diesem Beispiel der durchschnittliche Stromerzeugungspreis in Höhe von 24,82 Cent pro Kilowattsunde herangezogen. Das ist der Preis, den die Versorger pro Kilowattstunde bekommen. Er spiegelt die Beschaffungskosten wider und enthält die Gewinnmargen. Ist der Börsenstrompreis wesentlich günstiger als der Stromerzeugungspreis, offenbart dies ein Einsparpotenzial.

»Im Jahr 2023 lagen die Beschaffungspreise an der Strombörse mit unter 10 Cent pro Kilowattstunde deutlich und dauerhaft unter 24,82 Cent. Zudem fallen die Beschaffungspreise an der Börse sogar oft unter Null. Im August lagen die Beschaffungsstrompreise dort 23 Stunden unter Null. Diese Talsohlen bieten ein deutliches Sparpotenzial im Rahmen dynamischer Börsenstromtarife. Vor allem für Verbraucher mit einem hohen Anteil an flexiblem Strombedarf«, sagt Jan Rabe, Strommarktexperte und Gründer von Rabot Charge.

Die App von Rabot Charge

Rabot Charge bietet seinen Nutzern eine App, die es ermöglicht, die Preis-Talsohlen an der Börse gezielt zu nutzen. Planbare Stromverbräuche können sogar automatisiert an die Strompreisentwicklung der Börse angepasst werden, wie beispielsweise Ladevorgänge von E-Autos (Smart Charging).


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