Wallbox-Studie

Kunden setzen auf Qualität bei heimischer Ladeinfrastruktur

27. Juni 2024, 7:42 Uhr | Irina Hübner
© Ed Harvey | Pexels

Die Messen Intersolar und Power2Drive haben es deutlich gemacht: Immer mehr Anbieter von Wallboxen kämpfen auf dem deutschen Markt um neue Kunden. Inzwischen übersteigt das Angebot die Nachfrage. Preisdruck und Wettbewerb wachsen. Doch wie steht es um die Qualität und Zahlungsbereitschaft?

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Werden Wallboxen zur sogenannten Commodity oder sind Kunden in der Lage, die technischen Unterschiede zu erkennen und nachzufragen? Das Marktforschungsunternehmen UScale hat hierzu eine Untersuchung aufgesetzt und Kundenfeedback eingeholt.

Billig ist nicht gleich attraktiv

Auf dem Markt der Wallboxen gibt es weit über 100 Anbieter. Die Ladelösungen für den Hausgebrauch sehen alle ähnlich aus und liegen in einer Preisspanne von 200 bis 2000 Euro. Chinesische Anbieter drängen mit Billigangeboten auf den deutschen Markt. Doch können Kunden die technischen Unterschiede erkennen und beurteilen?

Zu einem klaren »Ja« führt die neue Untersuchung des Marktforschungsunternehmens UScale aus Stuttgart. In einer Erhebung unter 1.011 E-Auto-Fahrenden mit Lademöglichkeit zuhause ermittelt die Wallbox-Pricing-Studie 2024, dass der Preis nicht der Orientierungsmaßstab bei E-Auto-Fahrenden für die private Ladelösung ist. Billiger ist nicht besser und mehr noch: Ab einem bestimmten Level nach unten werden die Produkte sogar unattraktiver.

Ladeleistung als entscheidender Faktor

Aus einer Liste von 16 technischen Nutzwerten mit der größten Relevanz für die Kauf-entscheidung einer Wallbox erreichte die Ladeleistung Platz 1, gefolgt vom Preis auf Platz 2 und der Möglichkeit zum PV-Überschuss-Laden auf Platz 3. Ein großer Teil der E-Auto-Fahrenden verfügt privat über eine eigene Solaranlage und betreibt einen eigenen Energie-Kreislauf, was eine hohe Nutzerkompetenz unterstreicht. Die Abfrage bestätigte das ebenfalls durch die Einbindung von Smart-Home-Technik, Wärmepumpe und Batteriespeicher.

Auf Platz 4 folgt die App-Steuerung, Platz 5 erzielt die Herstellermarke, gefolgt vom zeitgesteuerten Laden auf Platz 6. Auch die weiteren Platzierungen machen deutlich, dass die Nutzer gut über das Zusammenspiel aus Elektromobilität und Erneuerbarer Energie informiert sind, was mehrere technische Funktionen erfordert, über die nicht alle Wallboxen verfügen.

Welcher Preis ist zu teuer?

Befragt nach dem Preis sieht eine große Mehrheit Angebote oberhalb von 1.400 Euro als deutlich zu teuer an. Den größten Gesamtnutzen sehen die Befragten bei Wallboxen zum Preis von 600 bis 700 Euro. Günstigere Angebote werden als unattraktiver wahrgenommen.

Dass Wallboxen aus Sicht der Nutzenden komplexe Produkte sind, zeigt sich auch in den Kauforten: Käufer bevorzugen Kauforte, bei denen sie auch eine kompetente Beratung erhalten können. Nur 31 % kaufen bei einem allgemeinem Online-Händler. Die übrigen 66 % kaufen direkt beim Hersteller, bei spezialisierten Online-Shops und anderen Anbietern, die neben der Wallbox auch Beratung bieten.

Die Untersuchung wurde mit der Adaptive-Choice-Based-Conjoint-Methode durchgeführt. Weil dem Kunden bei Kaufentscheidungen komplexer Produkte die Zuweisung einzelner Funktionen zur Gesamtattraktivität schwerfällt, bewertet der Kunde das Produkt »als Ganzes«.

Für die Analyse braucht es jedoch die Bewertung einzelner, werttreibender Merkmale, weshalb den Befragten während des Tests wiederholt verschiedene Angebote vorgelegt wurden, aus denen sie ihre Präferenz wählen mussten. Die Relevanz einzelner Merkmale wurde schließlich im Rahmen einer multivariaten Analyse ermittelt.

Weit entfernt von Commodity

»Entgegen unserer Annahme sind Wallboxen weit davon entfernt, eine Commodity, das heißt ein Standard-Produkt zu werden, bei denen der Kunde automatisch nach dem Billigsten greift«, kommentiert Dr. Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer von UScale.

»Chinesische Marken versuchen zwar, den Markt mit günstigen eigenen Marken zu erobern, was gemäß den Studienergebnissen bis auf Weiteres wenig Chancen auf Erfolg hat. Zwar werden viele Wallboxen namhafter Hersteller und ihre Komponenten in China produziert, beim Kauf legen die Kunden aber Wert auf hohe Qualität und auf Beratung, Service und Vertrauen. Das dürfte den Wettbewerb noch eine Weile prägen.«


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