Dass sich Tesla jetzt mit einer aufgemotzten Version des Model 3 wieder an zahlungskräftigere Kunden wendet, mag wirtschaftlich Sinn ergeben – die Gewinnmargen sind am oberen Ende der Preisspanne höher. Allerdings wird das 2003 gegründete Unternehmen, das noch nie einen Jahresgewinn geschafft hat, an der Börse nach Einschätzung von Analysten so hoch gehandelt, weil Anleger Musk zutrauen, mit seinen Elektroautos aus der Luxus-Nische zu kommen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto komplizierter wird der Angriff im Massenmarkt, in dem auch viele etablierte Hersteller günstigere Elektroautos planen. Erschwerend hinzu kommt: Das Zeitfenster für die amerikanische E-Auto-Prämie droht sich für die Basisversion des Model 3 zu schließen.
Die 7.500 Dollar, die es in den USA als Steueranreiz beim Kauf von Elektroautos gibt, gelten nur für die ersten 200.000 Modelle eines Herstellers. Danach halbiert sich die Prämie im Sechsmonatstakt, bis sie ganz wegfällt. Tesla hat mitgeteilt, die 200.000 E-Autos irgendwann im Jahresverlauf 2018 zu erreichen. Für Schnäppchenjäger, die auf einen günstigen Model-3-Preis und staatliche Fördermittel hoffen, dürfte es deshalb knapp werden. Das könnte auch für Teslas Finanzen Folgen haben. Die rund 500.000 Anzahlungen für vorbestellte Model 3 machen einen großen Teil der Geldreserven aus. Wenn Kunden es sich anders überlegen, müssten sie zurückerstattet werden.
Für weiteren Gegenwind sorgte das US-Verbrauchermagazin »Consumer Reports« mit Kritik am Model 3. Wegen verschiedener Schwächen, insbesondere eines zu langen Bremswegs, könne keine Empfehlung für den Wagen abgegeben werden, teilten die Autotester mit. Tesla widersprach der Kritik in einem Statement in US-Medien und betonte, in eigenen Tests zu besseren Ergebnissen gekommen zu sein. Seit dem Versuch von »Consumer Reports« sei zudem die Kalibrierung des ABS-Algorithmus verbessert worden, betonte Musk bei Twitter. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Zweifel an der Produktqualität des Model 3 aufkommen. Bei einigen ausgelieferten Wagen wurde unter anderem in YouTube-Videos auf ungleiche Abstände zwischen Karosserie-Teilen aufmerksam gemacht.