Welches Umsatzwachstum erwarten Sie nun nach den Ankündigungen des Autogipfels im Bundeskanzleramt?
Wir haben unseren Umsatz in den letzten Jahren jeweils verdoppelt und wir gehen auch für das nächste Jahr wieder von einem ähnlichen Wachstum aus. Die Beschlüsse der Bundesregierung helfen natürlich, den Markt anzukurbeln, doch das macht nur einen Teil unseres Wachstums aus. Der andere Teil wird durch die neuen Produkte erreicht, die wir nächstes Jahr in den Markt bringen werden.
Beeinflussen technologische Entwicklungen wie zum Beispiel 48-Volt-Niederspannungselektromotoren ihre Produktpalette und die Ladeinfrastruktur?
Wir sind auf viele Entwicklungen vorbereitet, es gibt sicherlich zahlreiche Möglichkeiten, Autos zu elektrifizieren. Man muss sich dafür allerdings immer das Gesamtsystem anschauen. Dazu gehört neben dem eigentlichen Antrieb das Batteriesystem und auch die Ladeinfrastruktur. Aktuell werden Fahrzeuge mit immer höheren Systemspannungen auf den Markt kommen; momentan sind das Batteriesysteme mit einer Ladespannung von über 800 V. Alle unsere DC-Ladestecker und Kabel sind für Spannungen bis 1000 V zugelassen. Gleichzeitig haben wir Produkte für Ladeströme von 500 A. Wir glauben, bei beiden Parametern noch nicht an den technischen Grenzen angekommen zu sein. Es bleibt also spannend!
Sie sind Teil der Charging Interface Initiative e.V. – gibt es Neues zum Thema Standardisierung?
Die Standardisierung ist genauso wichtig wie schnelles Laden. Wir verstehen uns als Pioniere der Schnellladetechnik und sehen seit jeher die Zukunft der Elektromobilität im DC-Laden. Nur damit können die gewünschten schnellen Ladezyklen erreicht werden. Jedes Fahrzeug muss überall geladen werden können. Phoenix Contact ist Gründungsmitglied der CharIN (Charging Interface Initiative e.V.) und sehr aktiv in der Normung. Wir haben den heutigen CCS-Standard (Combined Charging System) aktiv mitgestaltet. Heute ist CCS verpflichtender Standard in Nordamerika und Europa und sorgt dafür, dass jedes Fahrzeug an jeder Ladesäule geladen werden kann – und mit unserer patentierten HPC-Technik auch noch extrem schnell!
Zuletzt hatten Sie die Automatisierung von Ladeparks per Softwaresuites angekündigt und adressieren damit eine wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen.
Wenn alles gut gemanaged wird, steht einer immer größer werdenden Zahl von Elektrofahrzeugen genug elektrische Energie zur Verfügung. Dafür sorgt unsere Softwarelösung „Charging-Suite“: Die zur Verfügung stehende Leistung wird auf die verschiedenen Ladepunkte aufgeteilt. Dabei können einzelne Ladepunkte bevorzugt werden und mit mehr Leistung versorgt werden, etwa bestimmte Ladesäulen in einer Firma. Die Fahrzeuge der Mitarbeiter, die sowieso den ganzen Tag am Arbeitsplatz verbringen, werden langsamer geladen, die Fahrzeuge der Vertriebsmitarbeiter schnell. Damit sind die Außendienstfahrzeuge schnell wieder einsatzbereit. Zudem kann die selbst erzeugte elektrische Energie, z. B. aus einer Solaranlage, optimal zum Laden der Fahrzeuge genutzt werden. Die Anschlussleistung des Ladeparks kann dadurch deutlich minimiert werden.