Tests unter Realbedingungen

Transpolis prüft Connected Mobility in der vernetzten Test-Stadt

20. Oktober 2023, 11:42 Uhr | Irina Hübner
© Transpolis

Auf einem Forschungs- und Testgelände in Frankreich prüft und zertifiziert Transpolis Assistenzsysteme und Sicherheitseinrichtungen von Pkw und Lkw. Hersteller und Zulieferer können dort Komponenten für autonomes Fahren, V2X-Kommunikation und Connected Mobility unter Realbedingungen testen lassen.

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In modernen Pkw und Lkw sind Dutzende Fahrassistenten verbaut. Ihre Sensoren sind die Augen und Ohren eines Fahrzeugs. Sie erkennen Fußgänger oder Radfahrer, warnen den Fahrer und leiten im Notfall sogar eine Vollbremsung ein. Manche Systeme werden von den Fahrzeugherstellern entwickelt, die meisten stammen aber von Zulieferern. Dann gibt der OEM eine Richtung vor, adaptiert die Technologie ins Fahrzeug und stimmt das Gesamtpaket nach eigenen Vorstellungen ab. Begleitet wird die Entwicklung von unzähligen Tests, bei denen Hersteller und Zulieferer auf weitere Partner wie Transpolis setzen.

Homologationen für die EU-Zulassung

Das französische Unternehmen Transpolis betreibt nahe Lyon zwei Testgelände, auf denen es unter anderem Assistenzsysteme für Pkw und Lkw prüft und zertifiziert. Erst kürzlich wurde Transpolis zum Staatlich-Technischen Dienst ernannt und kann damit die Zulassungsprüfungen etlicher Fahrerassistenzsysteme von neuen Nutzfahrzeugen und Bussen durchführen. Solche Homologationen verlangt das französische Centre National de Réception des Véhicules (CNRV) als Voraussetzung, um ein neues Fahrzeug in Europa auf den Markt zu bringen.

Zu den Kunden von Transpolis zählen namhafte OEM wie BMW, Volvo, Iveco und Renault sowie Zulieferer wie Valeo oder Hitachi. Das Unternehmen kann außerdem die für eine EU-Zulassung von Bussen oder Lkw aus nicht-französischer Produktion nötigen Homologationstests durchführen.

»Alle Hersteller müssen bis 2024 GSR2-konform sein«, erklärt Yoan Nouet, der bei Transpolis für die Fahrzeugtests zuständig ist. Die GSR2 verpflichtet die Hersteller beispielsweise, in neuen Lkw über 3,5 Tonnen sowie in großen Bussen Abbiegeassistenten zu verbauen.

Connected Mobility in der vernetzten Test-Stadt

Transpolis sieht sich als begleitender Partner für alle Schritte der Entwicklung, bis hin zum fertigen Fahrzeug. Ob und wie gut Assistenzsysteme funktionieren, kann das Unternehmen nicht nur im Labor, sondern vor allem in realen Situationen prüfen, die den Alltagsverkehr in einer modernen, vernetzten Stadt simulieren.

Dafür hat Transpolis auf einem 30 Hektar großen Gelände eigens eine vernetzte Stadt gebaut. Sie umfasst 40 Gebäude, eine 1,7 Kilometer lange Ringstraße, etliche Boulevards und vier Stadtviertel mit insgesamt zwölf Kilometern Straße. Sie ist ausgestattet mit Zebrastreifen, Ampeln, Busspuren, Parkplätzen und Ladestationen für Elektroautos.

Die gesamte Infrastruktur ist digital miteinander vernetzt: 320 Kilometer Glasfaser sorgen für schnelle Datenübertragung. Dank dieser Struktur eignet sich das Gelände für verschiedenste Szenarien, in denen Systeme für automatisiertes und autonomes Fahren, aber auch urban vernetzter Verkehr getestet werden sollen.

Transpolis ist die einzige französische Prüfstelle, die Verkehrseinrichtungen und Straßenausstattungen bewertet und kann deshalb Tests von Fahrzeugen und Verkehrseinrichtungen in einer Einrichtung kombinieren. Das Forschungszentrum schafft damit beste Voraussetzungen, um die V2X-Kommunikation zu testen – zum Beispiel, damit Fahrzeuge sich künftig automatisch austauschen können, um sich vor Gefahren zu warnen.

Denn dafür müssen ja nicht nur die Fahrzeuge selbst, sondern die gesamte Infrastruktur digitalisiert und miteinander vernetzt sein. Ampeln, Sensoren in der Straße, die Eis erkennen, Nebelwarner und Fahrzeuge – alle müssen miteinander vernetzt werden. Tatsächlich konnte Transpolis – beispielsweise mit GLOSA und C-Roads – bereits europäische Projekte zur V2X-Forschung und -Entwicklung gewinnen.

Für beste EuroNCAP-Einstufung

Von der fiktiven Stadt führt ein Zubringer zu einer Autobahn. Dort wird beispielsweise folgendes Szenario getestet: Ein Lkw klebt dicht hinter einem Pkw. Plötzlich schert der Wagen nach rechts aus, der Lkw überholt.

Auf bis zu neun Spuren lassen sich auf diesem Abschnitt Abstandstempomat, Totwinkelwarner, Verkehrszeichenerkennung oder Spurhaltesysteme prüfen. Dass solche Systeme gut funktionieren ist eine Voraussetzung, um beim EuroNCAP-Test die imageträchtige Fünf-Sterne-Bewertung zu bekommen. Für die EuroNCAP-Einstufung ist neben der Funktion der Assistenzsystemen aber hauptsächlich die Sicherheit der Passagiere relevant. Dies ist ein weiteres Betätigungsfeld von Transpolis. Seit 2016 produziert und vermarktet das Unternehmen spezielle Sensoren von Dummys. Damit lässt sich der Druck messen, den der Gurt bei einem Unfall auf den Bauch ausübt. Diese APTS-Sensoren sind zudem nötig, um die Sicherheit von Kindersitzen zu testen.


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