Die zweite Neuheit im Innovation Truck ist der Highway Driving Assist. Der HDA greift automatisiert per Lenkkorrektur ein, sobald ein unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur droht – und er folgt dem Vorausfahrenden auf Wunsch selbständig in sicherer Distanz. Für diese Funktionen fusioniert der Assistent die Daten einer S-CAM-Frontscheibenkamera zum Erfassen der Straßenmarkierungen mit denen des 77-GHz-Radarsensor AC1000 zur Abstandserkennung. Weitere wichtige Systemkomponenten sind das automatische Getriebesystem TraXon Hybrid sowie eine von ZF eigens entwickelte Steuerungselektronik, die fehlende Markierungen auf einer Seite virtuell hinzurechnen kann. Laut Schulz ist ZF in der Lage, den HDA schon in circa zwei Jahren in Serie zu bringen. Bis dahin sei es außerdem absolut realistisch, dass er alle Voraussetzungen fürs Lkw-Platooning mitbringt.
Während bei Assistenzsystemen die Steuerungsintelligenz normalerweise innerhalb des Fahrzeugs untergebracht ist, hat ZF bei der Manövrierfunktion SafeRange einen anderen Ansatz gewählt: Basierend auf Daten von im Betriebshof installierten Kameras rangiert das Konzeptfahrzeug selbstständig an die Laderampe. Denn eine umfassende Umfelderkennung über eine Sensorik am Anhänger würde voraussetzen, dass jeder Trailer einer Spedition über eine solche Infrastruktur verfügt – für die preissensible Logistikbranche keine praktikable Lösung.
Für die autonome Rangierfunktion SafeRange vernetzt ZF deshalb Systeme am Truck und am Betriebshof: Stationäre Kameras an der Rampe erfassen den zu rangierenden Lkw, der lediglich mit einem Target hinten auf dem Anhänger markiert sein muss. Ein ebenfalls am Betriebshof installierter Computer errechnet die Trajektorie und übermittelt die Daten via WLAN an die On-Board-Unit des ZF-Telematiksystems Openmatics im Lkw. Dort übernimmt die Fahrzeugsteuerung, die den Truck an die Rampe steuert. Als HMI-Bediensystem, mit dem sich der Vorgang auch von außerhalb der Fahrerkabine auslösen lässt, fungiert ein Tablet. Die Person, die es bedient, muss selbst keine Rangierarbeit leisten, sie löst den automatischen Rangiervorgang lediglich via Tablet aus bzw. hält ihn aufrecht („Totmannschalter“).
Bis Bilder der stationären Kamera zur Verfügung stehen – zu Beginn des Rangiervorgangs steht der Truck im 90-Grad-Winkel zur Rampe, so dass die Kamera das Target noch nicht erfasst – wird der Lkw mittels GPS-Daten erfasst und kontrolliert. Für Fahrzeuge ohne Openmatics lässt sich das Rechnersignal auch durch andere WLAN-Lösungen auf den Truck übertragen. Eine Fußgängererkennung bricht den Rangiervorgang eigenständig ab – und zwar unabhängig von den Kommandos am Tablet – wenn sich Fußgänger zwischen Anhänger und Rampe befinden.