Elektronik: Im Steuerkreis des IIC waren jedoch die rein amerikanischen Gründungsmitglieder vertreten…
Soley: Und seit einem Jahr sitzen da jetzt schon 10 Köpfe, die 5 Gründungsmitglieder, die das volle Risiko getragen und eine Menge Geld in das IIC investiert haben, sowie Fujitsu, Real Time Innovations, Accenture, die Vanderbilt University und ich. Seit Ende Juni sind es 11 Mitglieder, um die wachsende Anzahl der IIC-Mitglieder abzubilden.
Elektronik: Neben Industrie 4.0. gibt es ja auch in China und Japan Initiativen zur digitalen Fabrik, wie wollen Sie denn die einfangen?
Soley: In China wird gerade die Bildung einer Organisation vom Industrieminister diskutiert, Ende Juni fliege ich und versuche sie in dem Prozess zu unterstützen. Honeywell war eines der ersten IIC-Mitglieder, Bejing Water (eine Art Stadtwerke für die Wasserversorung in Peking) und China Telecom sind Mitglieder, wir wachsen also auch in China, allerdings nicht so schnell wie in Japan, wo Hitachi, Mitsubishi, Toshiba und andere IIC-Mitglied sind.
Elektronik: Sehen Sie Chancen, die chinesischen Aktivitäten in das IIC zu integrieren?
Soley: Glauben Sie mir, ich fliege nicht zum Spaß nach China (lacht). Es wird sicher weitere chinesische Mitglieder geben. In Japan gibt es ja trotz vielen Mitgliedern seit neuestem die Industrial Value Chain Initiative, da ist nicht klar, was die konkret machen soll.
Elektronik: Stehen Sie nun zu Industrie 4.0. im Wettbewerb oder nicht? Sagen Sie es mal ganz klar heraus!
Soley: Nein, tun wir nicht. Industrie 4.0. hat vielmehr ein wirklich ganz tolles Dokument veröffentlicht, konkret Accenture und Acatech. Die neue Ankündigung auf der Hannover-Messe inkludiert ja auch Standards, die theoretisch mit OMG im Wettbewerb stehen könnten. Wir wollen allerdings sicherstellen, dass dies in der Praxis nicht passieren wird. Desweiteren soll es jetzt auch Testbeds geben, bislang gibt es die von Industrie 4.0. nicht. Auch hier wollen wir keinen Wettbewerb, sondern Zusammenarbeit.
Elektronik: Seit der Hannover-Messe haben Sie ja auch mit einigen Politikern gesprochen, was ist da rausgekommen?
Soley: Dass beide Organisationen zusammenarbeiten und Mehrwert für die Firmen bieten, die in beiden Mitglied sind, aber ich kann leider noch keine Details ankündigen.
Elektronik: Jetzt müssen Sie nur noch sagen, dass Sie total zu Deutschland komittet sind…
Soley: Sie werden lachen, das bin ich genauso wie zu den USA und Vietnam, alles Ländern, die ihre Industrien bewahren wollen. Meine Aufgabe besteht darin, den Industriefirmen beim Übergang in eine für sie gute Zukunft zu helfen, egal wo sie ihren Sitz haben.
Elektronik: Was ist der Mehrwert für eine Firma, in beiden Initiativen mitzumachen?
Soley: Aktuell geht es ja in zwei unterschiedliche Richtungen. Industrie 4.0. plant grob gesagt die Zukunft und hilft Organisationen, die Zukunft zu verstehen. Wir sind auf die Umsetzung fokussiert – gemäß des NIKE-Mottos „Just do it“.
Elektronik: Heisst Entwicklung von Prototypen…
Soley: Richtig, wichtig ist auch davon zu lernen, neue disruptive Geschäftsmodelle zu verstehen, mit denen man in der Zukunft Geld verdienen kann, das ist richtig wichtig. Und desweiteren geben wir die Ergebnisse der Testbeds an die Standardisierungsorganisationen weiter. Wenn sich Industrie 4.0. in unsere Richtung entwickeln sollte, ist da natürlich kein Mehrwert mehr, in beiden aktiv zu sein. Aber derzeit sind sie sehr unterschiedlich in ihrer Herangehensweise.
Elektronik: Was die Sache ja nicht einfacher macht, ist, dass tausende Firmen Mitglied in Verbänden wie VDMA, Bitkom oder ZVEI organisiert sind. Gibt es die Chance, dass diese Verbände IIC-Mitglieder werden statt der ganzen Einzelfirmen?
Soley: Absolut. Wir haben das schon besprochen, beim VDMA gibt es konkrete Gespräche. Wir können ja gar nicht alle VDMA-Mitglieder aufnehmen.
Elektronik: Wann wollen Sie etwas konkretes sagen?
Soley: Ich sage nur soviel, ich spreche im Oktober auf dem Maschinenbaugipfel in Berlin (grinst).