Mit Volocopter ist der zweite deutsche Entwickler von Lufttaxis insolvent. Wettbewerber Lilium hatte im Oktober Insolvenz anmelden müssen, kurz vor Weihnachten konnte allerdings ein Investor gefunden werden.
Volocopter ist nun auf der Suche nach einem Investor. Oliver Vogelgesang, seit Mitte November CFO von Volocopter, dürfte auf diesem Gebiet Erfahrung gesammelt haben: Er war zuvor CFO bei der vorerst geretteten Lilium gewesen.
»Trotz intensiver Bemühungen ist es nicht gelungen, eine tragfähige Lösung zu finden, um den regulären Betrieb außerhalb eines Insolvenzverfahrens der Volocopter GmbH aufrechtzuerhalten«, schreibt das Unternehmen in der Pressemittteilung zur Insolvenz. Am 27.12.2024 hatte das Amtsgericht Karlsruhe die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet.
Der Geschäftsbetrieb wird während des vorläufigen Insolvenzverfahrens aufrechterhalten. Der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl, Partner von Anchor Rechtsanwälte, führte inzwischen eine Mitarbeiterversammlung durch, um über die aktuelle Situation zu informieren und erste Fragen zum Verfahren zu beantworten.
Wahl plant neben der Fortführung des Geschäftsbetriebs einen Investorenprozess einzuleiten: »Das Unternehmen benötigt jetzt eine Finanzierung, die es ermöglicht, die letzten Schritte zum Markteintritt zu gehen. Wir werden uns gemeinsam bemühen, bis Ende Februar ein Sanierungskonzept zu entwickeln und mit Investoren umzusetzen«, so Wahl.
Dirk Hoke, seit zwei Jahren CEO von Volocopter und zuvor CEO von Airbus Defence and Space, ist überzeugt, dass Volocopter kurz vor dem Ziel steht: »Wir sind sowohl technologisch als auch bei der Flugerfahrung sowie im Zertifizierungsprozess im nationalen und internationalen Wettbewerb führend. Darum sind wir weiterhin überzeugt, im Zuge der anstehenden Restrukturierung, Investoren eine attraktive und zukunftsorientierte Finanzierungsmöglichkeit zu bieten.« Durch einer der niedrigsten Burn-Rates in der Branche, wäre es Volocopter bis vor kurzem noch gelungen, in dem äußerst schwierigen Finanzumfeld zu bestehen.
Das im Jahr 2011 gegründete Startup-Unternehmen stünde kurz vor der Zulassung und dem Markteintritt seines elektrischen Senkrechtstarters (eVTOL), dem VoloCity. Nach der erfolgreichen Zertifizierung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) strebe das Unternehmen den Markteintritt im Jahr 2025 an.
Allerdings hat Volocopter noch nicht die Musterzulassung der EASA erhalten, die erforderlich ist, um Passagiere befördern zu dürfen. Das war der Grund, warum Volocopter nicht wie geplant während er olympischen Spiele in Paris den Flugtaxibetrieb aufnehmen konnte, lediglich Demonstrationsflüge durften stattfinden. Volocopter selber sprach im September von einer »erfolgreichen Flugtestkampagne während der Olympischen Spiele 2024 in Paris.« Es bleibe das prioritäre Ziel in den kommenden Monaten, die EASA-Zertifizierung von Volocopter als weltweit erstes eVTOL-Unternehmen erfolgreich abzuschließen.
Anlass der Pressemitteilung im September 2024 war die Bekanntgabe, dass CEO Dirk Hoke zum Februar 2025 das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen werde. Hoke wird ab 1. April als CEO an der Spitze von Voith stehen. Zum gleichen Zeitpunkt teilte Volocopter mit, dass Dr. Dieter Zetsche, ehemaliger CEO von Daimler, zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats berufen wurde. Er sucht jetzt den Nachfolger von Dirk Hoke.
Neu in den Aufsichtsrat berufen wurde auch Dr. Zhihao Xu, CEO der Geely Technology Group, die eine der größten Investoren von Volocopter ist sowie einer der größten Aktionäre von Daimler. Geely wird nachgesagt, ein Interesse daran zu haben, Volocopter vollständig zu übernehmen.