Neue Investoren gefunden

Flugtaxi-Hersteller Lilium: Rettung in letzter Minute

24. Dezember 2024, 14:27 Uhr | Heinz Arnold
Die Gründer von Lilium vor ihrem Lufttaxi
© Lilium

Die insolvente Lilium hat mit der Mobile Uplift Corporation einen neuen Investor gefunden und will sein Geschäft im Januar wieder aufnehmen. Die gekündigten Mitarbeiter sollen wieder eingestellt werden.

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Wie Lilium mitteilt, sei die Mobile Uplift Corporation GmbH von einem erfahrenen Konsortium von Investoren aus Europa und Nordamerika gegründet worden und beabsichtige, die Betriebsanlagen der Tochtergesellschaften Lilium und Lilium eAircraft zu erwerben. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht

»Wir freuen uns sehr, die Unterzeichnung einer Investitionsvereinbarung mit einem sehr erfahrenen Investorenkonsortium bekannt zu geben, was einen großen Durchbruch darstellt«, sagte CEO Klaus Röwe, der vor seinem Einstieg bei Lilium im August 2022 zuletzt Manager bei Airbus war. »Der Abschluss der Transaktion Anfang Januar wird es uns ermöglichen, unser Geschäft wieder aufzunehmen.« Er verbreitet vor allem damit Optimismus, dass Kunden aus vielen Ländern weltweit, darunter Frankreich, Großbritannien und Saudi-Arabien, bereits 700 Flugtaxis vorbestellt hätten. Wie ernst diese Bestellungen tatsächlich zu nehmen sind, darüber kann derzeit nur spekuliert werden.

Ab Januar 2025 gehnt´s wieder los

Den Abschluss der Transaktion erwartet Lilium für Anfang Januar 2025. Er unterliege der Erfüllung bestimmter üblicher aufschiebender Bedingungen, einschließlich der Eröffnung des Verfahrens und der Zustimmung des Gläubigerausschusses. 

Bisher haben Investoren und auch Kunden 1,5 Mrd. Euro in Lilium fließen lassen.

Ist das anspruchsvolle Konzept realisierbar?

Lilium hat sich seit zehn Jahren darauf konzentriert, ein Flugtaxi mit Elektroantrieb zu entwickeln, das senkrecht starten und landen kann. Doch bisher ist noch kein Flugzeug tatsächlich gestartet. Kritiker bemängelt, dass die zugrundeliegende Technik nicht ausreiche, das Flugzeug fliegen zu lassen und dass das Antriebskonzept auf Batterien angewiesen sei, die es in der erforderlichen Leistungsfähigkeit heute und vielleicht noch auf längere Zeit am Markt nicht zu kaufen gebe. 2021 erschienen in der FAZ Artikel, die das Konzept von Lilium sehr kritisch beleuchteten. Daraufhin wurden die Journalisten der FSAZ nah Oberpfaffenhofen eingeladen, bekamen aber dort kein reales Flugobjekt zu sehen, sondern nur Modelle. Auch einige Luftfahrtexperten bezweifelten, dass das Konzept realisierbar sei.

Lilium jedenfalls hat den ersten bemannten Start, also mit Piloten, immer wieder nach hinten verschoben, zuletzt auf Anfang 2025. Die Auslieferung des ersten Flugtaxis an einen Kunden plante Lilium zuletzt für 2026.

Allerdings war kein Geld mehr in der Kasse, Ende Oktober meldete das Unternehmen Insolvenz an, nachdem die Bundesregierung eine Kreditbürgschaft in Höhen 100 Mio. Euro abgelehnt hatte. Damals beschäftigte Lilium 1.100 Mitarbeiter.

Langfristig orientierte Investoren

Jetzt scheint Lilium erst einmal gerettet zu sein. Insider sprechen von 220 Mio. Euro, die Lilium in Rahmen der Übernahme zufließen würden. Die Mobile Uplift Corporation, hinter der europäische und amerikanische Investoren stehen, sei langfristig orientiert.

Eine langfristige Orientierung ist auch unbedingt erforderlich, denn kurzfristig wird sich an den Problemen von Lilium nicht viel ändern: Die Kosten der Zulassungsverfahren und für den Aufbau der Produktionskapazitäten sind enorm. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat Lilium nicht weniger als 200 Mio. Euro verbrannt. Es liegt nahe zu vermuten, dass weiter Hunderte Millionen erforderlich sein werden.

Für die Zukunft wird es spannend zu beobachten sein, wie langfristig die Investoren tatsächlich orientiert sind, wie viel Geduld sie mitbringen und vor allem, wann das erste von einem Piloten gesteuerte Lufttaxi abhebt und wann das erste an einen Kunden ausgeliefert werden kann - und wann die erforderlichen Genehmigungen erteilt werden.


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