Keine Tier- und Menschenversuche

Plattform für Produktion von Miniorganen

10. Dezember 2018, 10:24 Uhr | Heinz Arnold
Detailansicht eines Oraganoids. Die fluoreszierenden Farben entsprechen speziellen Proteinen und Funktionen.
© CSEM/SUN bioscience

SUN bioscience will eine neue Ära für die Herstellung von Organoiden einläuten, um Medikamente nicht mehr an Tieren und Menschen testen zu müssen.

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Mit Gri3D können homogene Reihen von Organoiden eines Patienten innerhalb einiger Wochen oder Monate produziert werden. Organe wie eine Netzhaut, einen Darm, ein Gehirn oder eine Bauchspeicheldrüse wurden auf der Plattform bereits erfolgreich produziert und gezüchtet.  

Gri3D wurde mit Unterstützung des CSEM entwickelt  und erlaubt es, Stammzellen in Vitro standardisierte, schnell und zuverlässig zu vermehren. So können individuelle Miniorgane hergestell werden – ein Schlüsselelement der personalisierten Medizin.

Organoide spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung von personalisierter Medizin, die auf dem genetischen Profil eines Patienten beruht. Diese mikroskopisch kleinen Strukturen sind Nachbildungen menschlicher Organe und eignen sich dadurch hervorragend für Medikamententests. Auch für das bessere Verständnis von neurodegenerativen Erkrankungen oder Krebsarten sind sie vielversprechend.

Mit der Plattform Gri3D von SUN bioscience besteht nun die Möglichkeit, Miniorgane im grossen Rahmen zu produzieren und deren Potenzial vollumfänglich auszuschöpfen.

»Im Rahmen unserer Forschungsarbeiten an der EPFL haben wir eine neue Methode für die Kultivierung von Organoiden aus Stammzellen gefunden. Dabei werden die Zellen in kleinen, u-förmigen Mikrovertiefungen in einer Matrix aus Hydrogel gezüchtet. Die Zellen können sich so selbst organisieren und in der gewünschten Struktur dreidimensional wachsen«, erklärt Sylke Hoehnel, Mitgründerin des Schweizer Start-ups.

Serienproduktion von Miniorganen

Im Rahmen eines Innosuisse-Projekts hat das CSEM die Plattform Gri3DTM industrialisiert. »Der Roboter erzeugt genau die richtige Mikrotopographie im Hydrogel, um die menschlichen Stammzellen einzupflanzen«, freut sich Gilles Weder, Koordinator der Gruppe Angewandte Biowissenschaften am CSEM. »Entscheidend war, dass wir den Produktionsprozess sorgfältig analysiert und vereinfacht hatten, bevor wir die Automatisierung in Angriff nahmen.«

SUN bioscience gewann 2017 die European health catapult competition in der Kategorie Biotech und den angesehenen W.A. de Vigier Preis. Das Start-up ist bereits in ein klinisches Pilotprojekt involviert, in dem die Wirkung von Medikamenten auf Darmorganoide von Mukoviszidose-Patienten evaluiert wird. Die Plattform und ihr Knowhow will das Unternehmen für die pharmazeutische Forschung zur Verfügung stellen, für die Modellierung von Krankheiten und die klinische Diagnostik. In den nächsten Jahren rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 5 Millionen Schweizer Franken.



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