Kommentar

Manufacturing-X – jetzt rollt die Lawine

26. April 2023, 12:10 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Stv. Chefredakteur, HArnold@weka-fachmedien.de
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Eines der großen Schlagwörter auf der Hannover-Messe in diesem Jahr war Manufacturing-X. Soll damit Industrie 4.0 abgelöst werden? Keinesfalls.

Denn bei Manufacturing-X handelt es sich um eine Erweiterung der »X-Familie« mit Gaia-X und Catena-X. Gaia-X wurde eingeführt, um Industrie 4.0 in konkrete Use-Cases umsetzen zu können. Damit lässt sich ein Datenraum schaffen – der etwas anderes ist als die bekannten Cloud-Plattformen der Hyperscaler. Bei Gaia-X handelt es sich um einen vertrauenswürdigen Datenraum zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle für das Teilen von Daten. Ein Datenraum, innerhalb dessen klar ist, wem die Daten gehören und welche mit wem geteilt werden können – entweder umsonst oder mit Bezahlschranken für die Monetarisierung neue Geschäftsmodelle.

Wie solche Geschäftsmodelle aussehen könnten, zeigt Catena-X am Beispiel der Automobilindustrie konkret auf. Jetzt wird mit Manufacturing-X auf Basis der dort gewonnenen Erfahrungen ein weiterer Schritt in die Umsetzung der ursprünglichen Industrie-4.0-Vision erfolgen: die Expansion des Konzepts in die Industrie insgesamt, vor allem aber in Richtung der KMUs. Denn während es bei den Großen – wie Catena-X gezeigt hat – gut funktionieren kann, scheuen sich die KMUs noch davor zurück, Industrie-4.0-Konzepte umzusetzen – einfach, weil sie sich bisher nicht in wertschöpfende Geschäftsmodelle umsetzen ließen.

Das wird sich nun ändern: Die Großen sollen vorangehen und die Datenräume aufbauen, die KMUs können sich dann einfach – ohne eigenes Expertenwissen vorhalten zu müssen – einklinken und ihre Ideen ohne großen Aufwand umsetzen. Deshalb sehen viele Experten in Manufacturing-X den größten Meilenstein seit Einführung von Industrie 4.0.

Das Interessante dabei ist, dass die wesentlichen technischen Voraussetzungen alle da sind. Sie müssen nur entsprechend umgesetzt werden. Die Aussicht, nun endlich der Monetarisierung näher zu kommen, sollte die KMUs beflügeln und sie jetzt einsteigen lassen.

Allerdings: Die Zeit zählt. Auch die USA und Asien investieren riesige Summen in Industrie 4.0. »Entweder Europa schafft es jetzt – oder wir haben ein Problem in Europa«, sagte Henning Kagermann, einer der Industrie-4.0-Väter auf dem Stand von SmartFactory-KL in Hannover. Er gab sich aber sehr optimistisch, dass auch die KMUs jetzt genau verstanden hätten, worauf es ankommt. Hoffen wir also, dass die Lawine tatsächlich endlich rollt – und sich nicht mehr aufhalten lässt.

Ihr Heinz Arnold

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