Hoher Zuwachs im KI-Sektor

Deutschland bleibt bei EU-Patenten stark

25. März 2025, 7:00 Uhr | Heinz Arnold
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Zum ersten Mal war die Computertechnologie das führende Technologiefeld beim Europäischen Patentamt (EPA), vor allem wegen der KI-Technologien. Deutschland ist hier besonders stark gewachsen.

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Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 16.815 europäische Patentanmeldungen in dem Bereich Computertechnologie eingereicht, zu dem KI-Technologien wie maschinelles Lernen und Mustererkennung zählen. Mit 1.558 Anmeldungen belegt Deutschland in diesem Sektor Platz 3 hinter den USA und China, ist jedoch mit einem Plus von 12,7 Prozent stärker als die beiden führenden Länder gewachsen.

Drei deutsche Unternehmen gehörten 2024 zu den Top 20 der Patentanmelder im Bereich Computertechnologie beim EPA: Siemens auf Platz 5, Bosch auf Platz 12 (gestiegen von Platz 17 im Jahr 2023) und die Fraunhofer-Gesellschaft auf Platz 17. 

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Automotive: Deutschland bleibt Spitzenreiter 

Deutschland bleibt das führende Herkunftsland für Patentanmeldungen im Bereich Transport, der neben der Automobilbranche auch die Bereiche Schienenverkehr, Luftfahrt und Raumfahrt umfasst. Im Jahr 2024 wurden 1.910 Patentanmeldungen aus Deutschland in diesem Sektor eingereicht. 

Vier deutsche Unternehmen gehören zu den Top 10 der Patentanmelder im Transportsektor beim EPA: Siemens (Platz 5), Continental (Platz 6, gestiegen von Platz 8 in 2023), ZF Friedrichshafen (Platz 8, gestiegen von Platz 11) und Robert Bosch (Platz 9). Siemens und Bosch zählen zudem zu den Top 10 der Patentanmelder im Bereich Elektrofahrzeuge.

Darüber hinaus sind vier deutsche Unternehmen unter den 15 führenden Automobilherstellern vertreten. 

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Elektrotechnik/Energie: Patente rückläufig

Deutschlands führender Sektor für Patentanmeldungen EPA bleibt elektrische Maschinen, Geräte und Energie, der auch Erfindungen im Bereich saubere Energie umfasst. Doch entgegen dem allgemeinen Trend eines starken Wachstums in diesem Sektor gingen die Anmeldungen aus Deutschland im Jahr 2024 um 4,9 Prozent zurück. 

Hier steigen die Patentanmeldungen

Unterdessen reichten deutsche Unternehmen 2024 deutlich mehr europäische Patentanmeldungen in folgenden Bereichen ein: Medizintechnik (+7,7 Prozent), Handhabung, einschließlich Verpackungstechnologien (+7,5 Prozent) und Chemieingenieurwesen (+15,8 Prozent).

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Wachstum in den ostdeutschen Bundesländern 

Bayern bleibt das innovativste Bundesland Deutschlands und war für 27,9 Prozent aller europäischen Patentanmeldungen aus Deutschland verantwortlich, was 6.986 Anmeldungen entspricht. Dahinter folgen Baden-Württemberg mit 5.359 Anmeldungen (21,4 Prozent) und Nordrhein-Westfalen mit 4.636 Anmeldungen (18,5 Prozent). Bayern belegt zudem den zweiten Platz unter den EU27-Regionen, direkt hinter Île-de-France und rangiert weltweit auf Platz fünf hinter Kalifornien, Tokio, Guangdong und Île-de-France. 

Obwohl die absoluten Zahlen in den ostdeutschen Bundesländern weiterhin niedriger sind als in den westdeutschen, verzeichneten vier der fünf Länder im Jahr 2024 ein deutliches Wachstum: In Brandenburg stieg die Zahl der Patentanmeldungen auf 180 (+13,9 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern auf 77 (+6,9 Prozent), in Sachsen-Anhalt auf 95 (+5,6 Prozent) und in Thüringen auf 256 (+16,4 Prozent). Sachsen war das einzige ostdeutsche Bundesland mit einem Rückgang. Die Zahl der Patentanmeldungen sank dort auf 346 (-10,6 Prozent im Vergleich zu 2023), dennoch bleibt es in absoluten Zahlen führend.

Deutsche Unternehmen sind aktivste Patentanmelder

Deutsche Unternehmen zählen zu den aktivsten Patentanmeldern In der globalen Top-10-Rangliste der Patentanmelder des EPA waren im Jahr 2024 drei deutsche Unternehmen vertreten, eine Steigerung gegenüber zwei im Jahr 2023. Siemens belegte Platz 6 mit 1.830 Anmeldungen, BASF Platz 7 mit 1.599 Anmeldungen und Robert Bosch Platz 10 mit 1.249 Anmeldungen. Die Rangliste der aktivsten Patentanmelder beim EPA wird 2024 von drei asiatischen Unternehmen und zwei US-amerikanischen Unternehmen angeführt: Samsung, Huawei, LG, Qualcomm und RTX. Insgesamt sind zwölf deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen unter den Top 100 des EPA vertreten.

Noch immer wenige Erfinderinnen 

Im Jahr 2024 war an 25 Prozent aller europäischen Patentanmeldungen beim EPA mindestens eine Erfinderin beteiligt. Unter den Ländern mit mehr als 2.000 Anmeldungen lag Spanien mit 42 Prozent erneut an der Spitze, gefolgt von Belgien (32 Prozent) und Frankreich (31 Prozent). Deutschland weist weiterhin eine niedrige Quote von nur 20 Prozent auf und verzeichnet damit den zweitniedrigsten Anteil unter Europas führenden Patentanmeldern, nur knapp vor Österreich. 

Einheitspatent übertrifft Erwartungen 

Das im Jahr 2023 eingeführte Einheitspatentsystem gewinnt weiter an Dynamik. Es bietet Erfindern eine vereinfachte und kostengünstigere Patentabsicherung in 18 EU-Mitgliedstaaten mit nur einer einzigen Anmeldung beim EPA. Im Jahr 2024 wurde für 25,6 Prozent aller vom EPA erteilten europäischen Patente ein Einheitspatent beantragt, was über 28.000 Anträgen entspricht. Mit 5.304 Anträgen auf einheitliche Wirkung reichten Patentanmelder aus Deutschland die meisten Anträge ein. 34,1 Prozent ihrer europäischen Patente wurden in Einheitspatente umgewandelt, was knapp unter dem EU-Durchschnitt von 37,3 Prozent liegt, aber einen deutlichen Anstieg gegenüber 22,9 Prozent im Jahr 2023 darstellt. Das deutsche Unternehmen Siemens war der weltweit zweitgrößte Anmelder für Einheitspatente, direkt hinter Johnson & Johnson. 


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