Ein weiteres Problem verbirgt sich hinter dem schönen Vornamen »Silke«, der hier für »Sichere Lieferkette« (SiLKe) steht. Denn die Smart Meter Gateways müssen nach einem genau vorgeschriebenen Sicherheitssystem gelagert, geliefert und eingebaut werden. Sie dürfen nicht in ungesicherten Räumen unbeobachtet gelagert werden. Sie werden in einer besonderen Sicherheitsbox transportiert, die nur vom Monteur mit einem speziellen Equipment – pyKey und Token - geöffnet werden kann, das er mit sich führen muss. Für all das benötigen die Monteure wiederum eine Schulung zur „berechtigten Person der Sicheren Lieferkette“, die sie nachweisen müssen.
Dafür und für sämtliche erforderlichen Montagearbeiten rund um die intelligenten Messstellen führt Voltaris die Schulungen durch – unabhängig davon, ob es sich um Monteure von Dienstleistern oder Mitarbeiter von Stadtwerken oder Netzbetreibern handelt. Laut Schirra verfügt Voltaris über genügend Montagedienstleister und Monteure, um den Rollout fristgerecht vorantreiben zu können. »Die Prozesse sind mittlerweile so gut eingeübt, dass unsere Kunden ein intelligentes Messsystem auch schon weitgehend ohne unsere Unterstützung montieren und in Betrieb nehmen können«, freut sich Volker Schirra.
Eine entscheidende weitere technische Hürde: Die Anbindung des Smart-Meter-Gateway-Administrationssystems an die jeweiligen ERP-Systeme der Kunden, sei es von SAP, von Schleupen, von Wilken oder eines anderen Anbieters. Große Stadtwerke oder Netzbetreiber werden dabei auf die vollautomatisierte Schnittstelle setzen.
Es gibt aber auch einen zweiten Weg, den Voltaris anbietet: Auf Wunsch können die Kunden ohne eigene Schnittstelle starten: Dazu stellt Voltaris die teilautomatisierte Integration über das Webfrontend zur Verfügung, bei dem es sich um ein speziell entwickeltes mehrmandantenfähiges Online-Portal handelt, das auch die Folgeprozesse zum MDM/EMT-System und zum Gateway-Administrator (GWA) steuert. Das Webfrontend dient dabei als Connector für die manuelle und teilautomatisierte Datenübergabe zwischen dem Stadtwerk und Voltaris als GWA. Ein Beispiel: Die Stadtwerke Bexbach, Mitglied der Voltaris-Anwendergemeinschaft, haben bereits mehr als 40 intelligente Messsysteme in ihrem Versorgungsgebiet installiert. Schon im Juli 2020 wurden die ersten Feldtestanlagen in Betrieb genommen, im Oktober 2021 kamen – unterstützt von Voltaris – sechs weitere hinzu. Die übrigen hat das Stadtwerk dann selbständig installiert. Die Gateways senden die erfassten Zählerstände gemäß TAF1 (datensparsame Tarife) einmal monatlich an die nachgelagerten Systeme. Für die Inbetriebnahme und Parametrierung der Messsysteme ist bei den Stadtwerken Bexbach das Webfrontend von Voltaris im Einsatz. Der Vorteil der Anwendung liegt darin, dass die Kunden – bei kleinen Smart Meter Gateway-Erfüllungsmengen oder zum Start in den intelligenten Messstellenbetrieb kein eigenes ERP-Schnittstellenprojekt aufsetzen müssen.
Die vollautomatische Schnittstelle kann dann später kommen. »Das Robotron- GWA-System, mit dem wir arbeiten, ist bereits darauf ausgelegt, die unterschiedlichen Marktpartner-Systeme anzukoppeln. Performante Schnittstellen sind bereits für die gängigen ERP-Systeme verfügbar und bei ersten Kunden umgesetzt; weitere Projekte sind bereits gestartet und in Planung«, erklärt Marcus Hörhammer, Bereichsleiter Produktentwicklung und Vertrieb von Voltaris. Parallel arbeitet Voltaris an Mehrwertdiensten mit dem iMSys wie CLS-Management und Submetering und stellt Kunden-Portale zur Visualisierung der Energiedaten für Haushalts- und Gewerbekunden bereit.
Denn das wäre nach der Pflicht endlich die Kür: aEMT und Submetering. Hinter »aEMT – aktiver Externer Marktteilnehmer« verbirgt sich ein System, das aktiv Steuersignale zur CSL-Schnittstelle weitergibt, um Mehrwertdienste anbieten zu können sowie Submetering durchzuführen. Zur Abrechnung von Heizkosten will Voltaris White-Label-fähige Systeme zur Verfügung stellen, die die Stadtwerke in die Lage versetzen, dies am Markt anbieten zu können.
Doch eine Frage bleibt noch: Was passiert mit den Stadtwerken und Netzbetreibern, die die 10-Prozent-Rollout-Quote bis Februar 2023 nicht schaffen? Eigentlich würden damit die betroffenen Unternehmen ihre Grundzuständigkeit verlieren, der Messstellenbetrieb müsste neu ausgeschrieben werden. Was wird also mit denen passieren, die noch gar nicht angefangen haben? Hier geht man davon aus, dass der Gesetzgeber nicht kleinlich auf die exakte Einhaltung von Prozentwerten achten wird: »Wer im Februar 2023 auf 8 oder 9 Prozent kommt, dürfte kaum Probleme bekommen, wer dann noch auf 0 Prozent ist, schon.«
Online-Onboarding funktioniert besser als gedacht
In Corona-Zeiten hatte alles möglichst ohne direkten menschlichen Kontakt abzulaufen. Deshalb hatte Voltaris die Voraussetzung geschaffen, neue Kunden komplett online »an Bord zu nehmen«. »Gemeinsam mit den Kunden werden anhand eines individuell ausgestalteten Projekt- und Prozessvorgehens die einzelnen Projektphasen definiert«, erläutert Karsten Vortanz, Geschäftsführer der Voltaris. »Dazu greifen wir auf vordefinierte Anwendungshilfen wie Checklisten, Handbücher, Tutorials oder Ablaufdiagramme zurück.« Gerade in der ersten Phase der Prozessumsetzung erfolgen die Abstimmungen zum Großteil per Video- oder Telefonkonferenz. In speziellen Online-Workshops werden die Rollout-Verantwortlichen der Stadtwerke dann kontinuierlich zu Systemen und Prozessen geschult.
»Wirt sind selber überrascht, wie gut dies rein digital funktioniert hat«, sagt Marcus Hörhammer, Bereichsleiter Produktentwicklung und Vertrieb von Voltaris. »In Präsenz wäre manches sicherlich viel schöner, aber auch online funktioniert es effizient und inhaltlich erfolgreich.«
Besonders interessant für alle Kunden: Die Voltaris Anwendergemeinschaft Messsystem (AWG), in der mittlerweile über 40 Energieversorgungsunternehmen und Netzbetreiber an der Gestaltung der neuen Prozesse zusammenarbeiten mit dem gemeinsamen Ziel, den Smart Meter Rollout fristgemäß und wirtschaftlich umzusetzen. Für die Anwendergemeinschaft übernimmt Voltaris künftig die Betreuung von rund 1,4 Millionen Zählpunkten und den BSI-konformen Betrieb von mehr als 178.000 intelligenten Messsystemen als Full-Service-Dienstleistung.