IDS Imaging Development Systems

»Wir haben USB Machine-Vision-tauglich gemacht«

19. September 2022, 10:30 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Inferenzkamera IDS NXT muss nicht klassisch programmiert werden

Worin unterscheidet sich das technische Konzept der Kameraserie IDS NXT von dem einer klassischen intelligenten Kamera? Welche Bedeutung hat es (und hat Bildverarbeitung auf KI-Basis) für IDS und seine weitere Entwicklung?

Die klassische intelligente Kamera führt auch heute klassische Bildverarbeitungsalgorithmen aus, die von Kunden programmiert und eingespielt oder schon meist mit der Kamera ausgeliefert werden. Unsere Inferenzkamera IDS NXT muss nicht klassisch programmiert werden – ein entscheidender Unterschied, der die Kamera auch für Anwender ohne Vorkenntnisse im Bereich KI attraktiv macht.

Schauen wir uns ein Beispiel an: Ein Großbäcker will in seiner Produktionslinie gute Brezeln von schlechten unterscheiden. Anders als bei anorganischen, immer formgleichen Teilen wie beispielsweise Schrauben sind die organischen Brezeln nie alle gleich. Eine Unterscheidung hinsichtlich der Optik ist also schwierig. Dennoch können Mitarbeiter aufgrund ihrer Erfahrung einschätzen, ob die Qualität taugt. Diese Erfahrung gilt es an die Kamera weiterzugeben, indem anhand der Unterschiede festgelegt wird, ob die Brezeln in Ordnung sind. Anschließend wird auf Basis der Lerndaten in der einfach bedienbaren KI-Vision-Plattform »IDS NXT lighthouse« mit diesem Wissen ein neuronales Netz trainiert und in die IDS-NXT-Kameras eingespielt. Ab dann kann die Kamera mit ihren neu erlangten Fähigkeiten eigenständig Gut- und Schlecht-Teile oder Bildszenen – in diesem Beispiel Brezeln – unterscheiden.

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Die Produktion von IDS in Obersulm östlich von Heilbronn
© IDS Imaging Development Systems

IDS hat lange gewartet, die Vision Standards GigE Vision und USB3 Vision zu unterstützen. Warum? Und was hat letztlich den Ausschlag für die Entscheidung gegeben, sie doch zu unterstützen?

Der Markt der digitalen Bildverarbeitung hat sich schlichtweg weiterentwickelt. Die einheitliche Verwendung von Kameras unterschiedlicher Hersteller vereinfacht heute viele Integrationsprozesse und Inbetriebnahmen von Vision-Anwendungen und macht Kamera-Hardware für Anwender einfacher austauschbar. Auch für uns als Hersteller ist klar, dass Datenschnittstellen wie USB3 Vision und GigE Vision unentbehrlich sind, wenn Kameras am Markt bestehen sollen. Dadurch funktionieren sie automatisch mit den meisten GenICam-kompatiblen Anwendungen, ohne dass dazu herstellerspezifische Treiber-Software installiert werden muss. Die zertifizierten Machine-Vision-Standards der AIA (Advanced Imaging Association) und EMVA (European Machine Vision Association) spielen beim Design neuer Anlagen dadurch eine immer größere Rolle. Sie vereinheitlichen das Zusammenspiel von Komponenten verschiedener Hersteller und ermöglichen damit die Umsetzung von Anwendungen und Frameworks, die einfacher, universeller und damit wartungsärmer und kosteneffizienter sind.

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Ein neuerer Framegrabber von IDS, erkennbar auch am neuen und noch aktuellen Logo
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Welche Trends sieht IDS derzeit in der industriellen Bildverarbeitung, und welche Themen betrachtet IDS als in den kommenden Jahren entscheidend – für sich als Unternehmen und für die Branche?

Als größte Innovation sehen wir den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Bildverarbeitung. KI wird unsere Branche revolutionieren und völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Ich bin überzeugt, dass es keinen Unterschied mehr geben wird zwischen einer Kamera, die nur Bilder liefert – wie die heute noch vorherrschende klassische Industriekamera – und einer Inferenzkamera. Anders ausgedrückt: Jede Industriekamera wird in Zukunft auch in der Lage sein, neuronale Netze auszuführen.

Entscheidend für die Zukunft der Branche – und auch für uns als Mittelständler – sehe ich zudem den Umgang mit der vorherrschenden Energiekrise, der Abwanderung von Produktionsstätten und dem Fachkräftemangel. Hinzu kommt eine Miniaturisierung bei gleichzeitig fallendem Preisniveau. Um wirtschaftlich zu bleiben, muss die zu produzierende Stückzahl immer größer werden. Darin sehe ich eine der großen Herausforderungen für Europa im Allgemeinen und speziell für Deutschland.

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So fing es an: Das Video Compression Board »Piranha« von 1998 – sein Alter ist auch am alten Logo von IDS zu erkennen.
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Wie sieht angesichts des 25-jährigen Jubiläums von IDS die Technik- und Produkt-Roadmap des Unternehmens aus?

25 Jahre nach unserer Gründung sind Komponenten für Bildverarbeitung in der Automatisierung und Robotik eine nicht mehr wegzudenkende Technologie – vor allem in Verbindung mit 3D Vision und künstlicher Intelligenz. Langfristig sehen wir hier das größte Potenzial und werden unsere Produkte an den wachsenden Bedarf anpassen.
Im Jubiläumsjahr sollen neben dem Launch einiger Produktneuheiten, wie Modellen mit besonders hoher Übertragungsgeschwindigkeit und Auflösung, sowie Neuerungen in der 3D-Vision-Produktlinie vor allem die Weiterentwicklung der IDS-NXT-Industriekameras mit KI vorangetrieben werden. Sie werden schneller und effizienter, sodass Kunden noch einfacher Anwendungen selbst umsetzen können. Damit löst KI Aufgaben, an denen die klassische Bildverarbeitung meist scheitert, und eröffnet völlig neue Anwendungsfelder etwa in den Bereichen Smart City oder Smart Farming.

Mit »visionpier«, dem Online-Marktplatz für Bildverarbeitung, bauen wir zudem eine virtuelle Brücke zwischen Anwendern – mit oder ohne Bildverarbeitungserfahrung – und Anbietern schlüsselfertiger Vision-Lösungen. Der neue Geschäftsbereich wird weiter ausgebaut und internationalisiert. So wollen wir auch in Branchen vordringen, in denen die Bildverarbeitung einen Beitrag zur Bewältigung drängender geo- und umweltpolitischer sowie gesellschaftlicher Herausforderungen leisten kann.
Unsere Produktstrategie ist von Anfang an klar auf die Anwendungsorientierung ausgerichtet. Wir identifizieren Zukunftstechnologien und setzen diese in unseren Bildverarbeitungskomponenten so um, dass sie für unsere Kunden möglichst einfach für ihre Aufgaben und Anforderungen zu handhaben sind.


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