In dem 1 km langen Kabel in Essen kommen aber noch Supraleiter der ersten Generation zum Einsatz?
Ja, RWE hat sich für eine Variante der ersten Generation entschlossen. Denn die Produktionskosten der ersten Generation liegen heute noch um etwa das 2,5-fache unter denen der zweiten Generation, das macht über eine Strecke von 1 km einen siebenstelligen Betrag aus. Setzt sich die übliche Preisreduktion mit wachsender Produktionsmenge fort, so hat die zweite Generation das Potenzial, bezogen auf den Transportstrom, eines Tages den Kupferpreis zu unterbieten.
Könnte nicht das Supraleiterkabel gleichzeitig auch die Funktion des Strombegrenzers übernehmen, könnte man sich den separaten Strombegrenzer also sparen?
Prinzipiell wäre das ein Weg und wir arbeiten daran. Eine Schwierigkeit liegt darin, dass sich Supraleiter bisher nicht so uniform herstellen lassen und deshalb die Supraleitung nicht gleichmäßig über dem Leiter abschaltet. Es gibt also Stellen, die früher, und Stellen, die später abschalten. In den Begrenzern hingegen benötigt man nur rund 10 m lange Supraleitereinzelstücke, hier lässt sich die nötige Uniformität einfacher realisieren, die Hersteller beherrschen das.
Was trägt das KTI genau zu dem Projekt bei?
Wir bauen gerade ein 1,5 m langes Modellkabel auf und experimentieren damit. Wir können aus den Experimenten lernen, wie sich das Kabel in der realen Welt unter den unterschiedlichsten Betriebsbedingungen verhält. Gleichzeitig führen wir die Tests auch für die Kabel der zweiten Generation durch. In einem von Vattenfall betriebenen Kraftwerk in Boxberg ist übrigens schon eine Phase des Begrenzers mit Supraleitern der zweiten Generation aufgebaut und man sammelt dort augenblicklich Erfahrungen. Wir sind hier mit unserem Industriepartner NEXANS auch im internationalen Vergleich an vorderster Front der Technik.
Welche weiteren Projekte wird es in absehbarer Zeit geben?
Wir sind am europäischen Eccoflow-Projekt beteiligt, in dessen Rahmen die EU die Fertigung und den Test von Strombegrenzern im europäischen Netz fördert. Ein Bergenzer wird in einem Umspannwerk des spanischen Versorgers Endesa in Palma de Mallorca installiert, ein zweiter Test und der endgültige erstmalige Verbleib im Netz ist in der Slowakai geplant.