Eine in Berlin vorgestellte wissenschaftliche Studie belegt erstmals, dass der streckenweise Ausbau des Stromnetzes mit Erdkabeln kostenneutral sein kann. Die Investitionsmehrkosten lassen sich oftmals durch einen schnelleren Netzausbau kompensieren.
»Damit entfällt das lange Zeit gegen die Teilverkabelung angeführte Kostenargument«, sagt Hans Nieman, Vorstandsmitglied des ZVEI-Fachverbands Kabel und isolierte Drähte und CEO von Prysmian Deutschland.
Udo Paschedag, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, setzt sich für eine Teilverkabelung bei Neu- und Erweiterungsinvestitionen des Stromnetzes in Nordrhein-Westfalen ein. Er verweist auf die positiven Erfahrungen in Niedersachsen. »Teilverkabelung kann helfen, Akzeptanzprobleme zu überwinden. Dies trägt zu einer Beschleunigung des Netzausbaus bei«, sagt Paschedag. Dass sich dies in vielen Fällen finanziell empfiehlt, rechne die vorliegende Studie jetzt erstmals vor.
Laut Studie erfordern im Boden verlegte Kabel zwar 2,4-fach höhere Investitionen. Die Mehrkosten durch Teilverkabelung entsprechen der Studie zu Folge bei einer 60 km-Trasse den Mehrkosten, die durch einen um ein Jahr verzögerten Ausbau mit Freileitungen entstehen.
Auch der Umweltschutz spricht nicht gegen eine Verkabelung, denn eine von Skeptikern befürchtete signifikante Erwärmung des Erdreichs ist der Studie zufolge nicht zu erwarten. Dies deckt sich mit den Erfahrungen, die die Kabelindustrie bereits in vielen Projekten sammeln konnte. Nieman: »Wir haben in unserer langjährigen Erfahrung beim Ausbau von Stromnetzen mit Erdkabeln die hohe Umweltverträglichkeit bereits erleben können. Leider war das jedoch bisher fast ausschließlich im Ausland der Fall.«
»Ich hoffe, die Ergebnisse dieser Studie tragen dazu bei, dass Teilverkabelung auch in Deutschland zum Stand der Technik wird«, sagt Nieman. Der erforderliche Netzausbau für mehr erneuerbare Energien und insbesondere für Elektromobilität sei eine Mammutaufgabe, die sonst kaum zu bewältigen sei. Der ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie fordert diesen schnelleren Ausbau des historisch gewachsenen Stromverteilnetzes zum Smart Grid als Voraussetzung für Elektromobilität.
Die Studie »Ausbau elektrischer Netze für Kabel und Freileitungen unter besonderer Berücksichtigung der Einspeisung erneuerbarer Energien« erstellten IZES, BET und PowerEngS gemeinsam im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Die Studie enthält neben einem Gesamtkostenvergleich von Freileitungen mit Erdkabeln auch Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit von Erdkabeln.