Revolution beim Strom

Künftig auch Gleichstrom in Gebäuden?

31. Juli 2012, 9:17 Uhr | Karin Zühlke
Mit einem Gleichstromnetz im Gebäude ließen sich die unzähligen dezentralen Netzteile durch mehrere große Gleichrichter ersetzen.
© Siemens

Siemens erforscht mit Partnern in einem europaweiten Projekt, ob und wie man künftig Gleichstrom - zusätzlich zum herkömmlichen Wechselstrom - innerhalb von Gebäuden einsetzen kann. Diese Ergänzung könnte in bestimmten Anwendungsfeldern - etwa in Bürogebäuden - Energie sparen.

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Vorteile könnten sich auch bei der Einbindung erneuerbarer Energiequellen und für die Netzstabilität ergeben. Das von mehreren europäischen Forschungsministerien geförderte Projekt DC Components and Grid (DCC+G) läuft bis Frühjahr 2015.

Laut einer Richtlinie der Europäischen Union dürfen nach 2020 nur annähernd energieneutrale Gebäude gebaut werden. Ein Großteil ihres Strombedarfs muss vor Ort regenerativ erzeugt werden. Zum Vergleich: derzeit gehören Gebäuden noch mit rund 40 Prozent zu den größten Energieverbrauchern weltweit. 

Nahezu jede Verbrauchsstelle in Gebäuden verwendet heute Gleichstrom. Dabei hat jedes System oder Gerät sein Netzteil, das den 230-Volt-Wechselstrom des Niederspannungsnetzes in Gleichstrom passender Spannung umwandelt. Mit einem Gleichstromnetz im Gebäude ließen sich die unzähligen dezentralen Netzteile durch mehrere große Gleichrichter ersetzen. Diese Zentralisierung würde beispielsweise für den IT-Sektor einen Effizienzgewinn bedeuten, weil gerade die Netzteile von Laptops oder auch von Rechnerclustern relativ hohe Verluste haben. Ähnlich ist die Situation bei Beleuchtungssystemen, die Leuchtdioden verwenden. LED entwickeln sich zurzeit zu einem Massenmarkt und könnten durch DC-Netze einen weiteren Schub bekommen. 

Am Beispiel eines Bürogebäudes und eines Verbrauchermarkts will das von der globalen Siemens-Forschung Corporate Technology (CT) geführte DCC+G-Konsortium ein optimiertes 380-Volt-Gleichstromnetz aufbauen. Die Forscher erwarten eine Energieeinsparung von jeweils fünf Prozent. In dem Projekt sind (neben anderen) Philips, Infineon Technologies und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) in Erlangen beteiligt. Die Partner erarbeiten neue Halbleitertechnologien für hocheffiziente Steuerungskomponenten, Schaltsysteme zur Netzabsicherung und Gleichrichter, die als netzstabilisierende Schnittstelle zum konventionellen Ortsnetz dienen. Sie untersuchen auch Netzarchitekturen und Energiemanagementsysteme für eine optimale Energieverteilung im Gleichstromnetz. Der Schwerpunkt von Siemens liegt auf der Sensorik: Die CT-Forscher wollen unter anderem neuartige, galvanisch getrennte Strom- und Spannungssensoren für Gleichspannung mit großer Bandbreite entwickeln und integrieren. Außerdem wollen sie Innovationen in Sensorsystemen zur Überwachung des elektrischen Energieflusses vorantreiben.


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