Globaler Spitzenreiter bei Erneuerbaren

China weltweit führend beim Ausbau von Wind- und Solarenergie

14. Juli 2024, 19:00 Uhr | Nach Unterlagen von Global Energy Monitor (kv)
© malp/Adobe Stock

Aktuell befinden sich in China 180 GW an Solar- und 159 GW an Windkraft im Bau – das meldet ein kürzlich von der US-NGO Global Energy Report (GEM) publizierter Bericht. Das sei doppelt so viel wie im Rest der Welt zusammen und reiche aus, um ganz Südkorea mit Energie zu versorgen.

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Die 339 GW an Solar- und Windkraft, die sich bereits im Baustadium befinden, machen ein Drittel aller geplanten Wind- und Solarkapazitäten in China aus und übertreffen damit die weltweite Baurate von nur 7 Prozent, wie aus den neuesten Updates des Global Solar Power Tracker und Global Wind Power Tracker von GEM hervorgeht. Zum Vergleich: Die USA bauen derzeit 40 GW an erneuerbaren Energien auf.

Entwicklung im Jahr 2023

Vergangenes Jahr baute China fast doppelt so viel Solarstrom und Windkraftkapazität im großen Maßstab aus als in jedem anderen Jahr. Bis zum ersten Quartal 2024 erreichte die gesamte Solar- und Windkapazität des Landes im Versorgungsmaßstab 758 GW. Der Anteil von Wind- und Solarenergie an der gesamten Stromerzeugungskapazität des Landes liegt inzwischen bei 37 Prozent, was einem Anstieg von 8 Prozent gegenüber 2022 entspricht – und es wird allgemein erwartet, dass er im Jahr 2024 die Kohlekapazität, die derzeit 39 Prozent der Gesamtkapazität ausmacht, übertreffen wird.

Zwischen März 2023 und März 2024 hat China mehr Solaranlagen installiert als in den drei vorangegangenen Jahren zusammen und mehr als der Rest der Welt im Jahr 2023 zusammen, so der aktuelle GEM-Report. Die Solarkapazität hat 2022 erstmals die Windkraft überholt. Dabei wurde fast die Hälfte der letztes Jahr zugebauten dezentralen Solarkapazitäten auf Hausdächern installiert. 

Die dezentrale Solarenergie macht 41 Prozent der gesamten Solarkapazität aus und hat seit 2021 eine höhere Wachstumsrate als die zentrale Solarenergie. Das Wachstum resultiert aus folgenden Vorteilen: niedrigere Investitionskosten, einfache Installation und starke politische Unterstützung.

Auch bei der neu installierten Windkraft verdoppelte sich 2023 das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Nach einer kurzen Verlangsamung im Jahr 2022 aufgrund des Auslaufens der staatlichen Einspeisevergütung hat sich das Wachstum im Jahr 2023 wieder erholt. Der Global Wind Power Tracker von GEM hat einen Anstieg der Windkapazität um 51 GW seit 2023 dokumentiert – dieser Zuwachs übersteigt laut GEM die gesamte Betriebskapazität aller Länder mit Ausnahme der Vereinigten Staaten.

So sieht es in den einzelnen Provinzen Chinas aus

Auf Provinzebene zeigen die Daten von GEM, dass die nordwestlichen und nördlichen Provinzen weiterhin die Installation von Solar- und Windkraftanlagen in großem Maßstab dominieren. Die dezentrale Solarenergie verändert aber auch die Landschaft in den zentralen und südlichen Provinzen rasant. Laut der Nationalen Energiebehörde hat dieser Trend Jiangsu, Henan, Zhejiang und Anhui im ​​Vergleich zum Vorjahr in die Top 6 der Solarkapazitäten katapultiert.

Die sechs Provinzen mit den meisten Windkraftanlagen, die Innere Mongolei, Xinjiang, Hebei, Shanxi, Shandong und Gansu, machen laut GEM 43 Prozent der gesamten Windkraftanlagen im Land aus. Obwohl sich die Verteilung der Onshore-Windkraft auf die Provinzen kaum verändert hat, ist die Offshore-Windkraft rasch auf dem Vormarsch, wobei Jiangsu weiterhin an der Spitze des Landes steht. In Fujian wurden im Offshore-Windpark Pingtan 2023 elf Windturbinen mit einer Leistung von 16 MW in Betrieb genommen, die größte Kapazität für eine einzelne Windturbine weltweit. Das rasche Wachstum der Offshore-Windkapazitäten in Guangdong, Zhejiang, Fujian und Hainan wird GEM zufolge voraussichtlich zu einer Verschiebung der Rangfolge der Provinzen führen und Jiangsu in den nächsten fünf Jahren möglicherweise als führende Offshore-Windprovinz ablösen.

Wohin steuert China?

Wenn alle geplanten Solar- und Windkraftprojekte wie geplant in Betrieb genommen werden, könnte China bis Ende 2024 problemlos eine installierte Wind- und Solarkapazität von von 1.200 GW erreichen, ohne die dezentrale Solarenergie überhaupt mit einzubeziehen – sechs Jahre vor dem Versprechen von Präsident Xi Jinping und ein Jahr früher als von GEM im letzten Jahr prognostiziert.

Obwohl China die Verpflichtung zur Verdreifachung der erneuerbaren Energien auf der COP28 nicht unterzeichnet hat, unterstützte es die in der Sunnylands-Erklärung zwischen China und der US-Regierung gemachte Zusage, Anfang 2023 die Kapazität der erneuerbaren Energien weltweit zu verdreifachen. Wenn Wind- und Solarenergie weiterhin jährlich 200 GW zulegen, ist die Verdreifachung der Kapazität der erneuerbaren Energien bis Ende 2030 selbst ohne neue Wasserkraftwerke in Reichweite. 

Aktuelle Hindernisse & Herausforderungen

Bei den großen Fortschritte bezüglich der Neuinstallationen von erneuerbaren Energien stellt sich eine Frage: Wie wird Chinas kohlebasiertes Netz den beispiellosen Anstieg der Erneuerbaren aufnehmen? Zudem ist es eine Herausforderung, den zusätzlichen Strom in die Abnehmerregionen zu liefern.

Darüber hinaus bleibt China in hohem Maße auf Kohlekraft angewiesen, um die Schwankungen bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien auszugleichen – was wiederum einen Schatten auf die Erfolge von Wind- und Solarenergie wirft.

So sollen im Plan für die zweite Ausbauwelle von Mega-Wind- und Solarkraftwerken für den Zeitraum des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) 30 Prozent der geplanten Kapazität aus Kohle stammen, darunter 28 GW aus neuen Kohlekraftwerken, von denen laut Global Coal Plant Tracker von GEM 10 GW bereits im Bau sind. Diese Kohleprojekte werden unter dem Deckmantel des Ausgleichs für Wind- und Solarenergie durchgeführt.

Der Stromtransport stellt eine weitere Herausforderung dar: Um die in den Erzeugerregionen in großem Maßstab produzierte Solar- und Windenergie in die Bedarfszentren zu transportieren, sind zahlreiche Hochspannungsleitungen nötig. Derzeit sind zehn Ultrahochspannungs-Übertragungsleitungen im Bau oder werden gerade fertiggestellt; diese sind aber bei Weitem nicht ausreichend für einen kontinuierlichen Anstieg der erneuerbaren Energien.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Chinas begrenzte Übertragungskapazitäten wie das Unvorbereitetsein der regionalen Stromnetze auf das steigende Angebot an erneuerbarer Energie große Hemmschuhe für deren weiteren Ausbau sind.


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