V2X als Wendepunkt

Europas Weg zu einem effizienteren und flexibleren Energiesystem

10. April 2024, 9:46 Uhr | Kathrin Veigel
© aapsky/Adobe Stock

In einer aktuellen Studie über das Potenzial von bidirektionalem Laden von E-Autos im europäischen Energiesystem betonen die Unternehmen Eaton, Smart Energy Europe und DNV die Wichtigkeit dieser Technik. Sie könne einen großen Beitrag zur effizienteren und flexibleren Energienetznutzung leisten.

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Die Studie »V2X Enablers and Barriers«, die die Unternehmen Smart Energy Europe und DNV in Kooperation mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton durchgeführt haben, stellt fest, dass das europäische Energiesystem deutlich flexibler werden muss. Vor allem nachfrageseitige Flexibilität (Demand Side Flexibility, DSF) stelle in diesem Kontext eine Lösung dar, um erneuerbare Energien zu integrieren, das Problem der unzureichenden Stromerzeugung zu beheben, Angebot und Nachfrage auszugleichen und die oft knappe Strominfrastruktur effizient zu nutzen.

Bidirektionales Laden, auch bekannt als Vehicle-to-Everything oder V2X, und Vehicle-to-Grid (V2G) leisten hier einen wichtigen Beitrag zur DSF. Es versetzt Elektrofahrzeuge in die Lage, eine dezentrale Energieressource (DER) zu werden, die zusätzlich zu ihrem primären Transportzweck auch Energiespeicherfunktionen hat.

Hürden überwinden: Fahrplan zur Förderung von V2X

Der Report zeigt, dass es mehrere Hindernisse gibt, die eine breite Einführung von V2X verhindern. Diese ähneln den Herausforderungen, mit denen andere nachfrageseitige Flexibilitätslösungen sowie andere Arten der Energiespeicherung konfrontiert sind.

Dazu gehören beispielsweise die Doppelbesteuerung von zwischengespeicherter Energie, der uneinheitliche Zugang zu Märkten, die verschiedenen Einnahmemöglichkeiten für V2X, beispielsweise Strom- und Flexibilitätsmärkte. Aber auch komplizierte, unkoordinierte technische Anforderungen, etwa für die Messung, erschweren die Einführung von V2X.

Als Ergebnis der Überprüfung entsprechender Regularien in ausgewählten Ländern, werden innerhalb des Reports eine Reihe politischer und marktbezogener Empfehlungen gemacht, um die Einführung von V2X-Technologien in ganz Europa durch einen verbesserten Rechtsrahmen zu fördern.

Wichtigste Empfehlungen 

1. Beseitigung der Doppelbesteuerung von gespeicherter Energie: Umsetzung von Maßnahmen gegen die Doppelbesteuerung von gespeichertem Strom und zur Gewährleistung einer einheitlichen steuerlichen Behandlung von Verlusten im Speicherkreislauf in allen europäischen Ländern.

2. Umsetzung der bestehenden EU-Rechtsvorschriften zur Förderung von V2X:

  • Strompreis- und Netztarifmethoden, die ein netzfreundliches Verhalten fördern und für Einspeisung und Entnahme ausgeglichen sind.
  • Offener Zugang zu den Großhandelsmärkten für Energie und Ausgleichsleistungen durch einen Aggregationsrahmen. Dieser muss mehrere Dienstleister pro Anschlusspunkt zulassen und sicherstellen, dass die Marktregeln, wie die Anforderungen an die Verbrauchsmessung und die Mindestgebotshöhe, für die Nutzung geeignet sind.
  • Verteilernetzbetreiber (VNB), die sich Flexibilität auf wettbewerbsorientierten Märkten verschaffen.
  • Beschleunigte Einführung von intelligenten Zählern, wobei auch die Verwendung spezieller Messgeräte und Unterzähler zugelassen wird, um Flexibilität zu ermöglichen.

3. Verpflichtung zur bidirektionalen Aufladung in bestimmten öffentlichen Fahrzeugflotten und in Gebäuden mit erneuerbaren Energien: Einführung von Vorschriften für das bidirektionale Laden in öffentlichen Fuhrparks mit Langzeitparkplätzen und in Gebäuden mit erneuerbaren Energiequellen vor Ort.

4. Unterstützung der Entwicklung von V2X: V2X muss in der Lage sein, an denselben Mechanismen teilzunehmen, die auch für andere Technologien (beispielsweise stationäre Speicher) gelten. Dazu gehören Kapazitätsvergütungsmechanismen (CRMs) und spezifische Ausschreibungen und Subventionen (zum Beispiel Flexibilitätsförderungsprogramme und über den Net-Zero Industrial Act).

Diese Empfehlungen sind entscheidend, damit Europa die Vorteile von V2X nutzen kann. Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Freisetzung des Potenzials für intelligentes Laden und Vehicle-to-Grid (V2G) in nur 30 Prozent der Ladepunkte in der EU bis 2030 26 GW an auf- und abwärtsflexibler Leistung bereitstellen kann. Gleichzeitig kann V2G zu finanziellen Vorteilen von 9,9 Milliarden Euro in den EU-Ländern führen. Daher kann selbst ein bescheidener Anstieg der V2X-Verbreitung erhebliche Auswirkungen haben.

Ein Masterplan für bidirektionales Laden in Deutschland

Während in den meisten Ländern Pilotprojekte laufen, gibt es in Deutschland bereits einen konkreten Plan, der sich allerdings aktuell im Status eines Prüfauftrags befindet. Der neue deutsche Masterplan für die Ladeinfrastruktur nimmt dabei ausdrücklich Bezug auf das bidirektionale Laden und formuliert das Ziel, dass das Stromnetz von der Flexibilität, die E-Fahrzeuge bieten, profitieren soll.

Darüber hinaus unterstützt die deutsche Regierung mit der Förderung »Bidirektionale Flottenkraftwerke 2025« gezielt die Forschung und Entwicklung im Bereich V2X finanziell. Ziel ist es, das bidirektionale Laden aus der Pilotphase in die breite Öffentlichkeit zu bringen.

Zusätzlich wurden mit einem neuen Strategiepapier (Q3/2023) der Bundesregierung weitere Bonuszahlungen für kombinierte PV-Speicher-EV-Systeme freigegeben, um den Gesamtausbau zu fördern. Diese Maßnahme ist von großer Bedeutung, da sie das bidirektionale Laden in Haushalten fördern könnte, um den Eigenverbrauch zu optimieren.


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