Anlässlich seines Finanzausblickes für 2013 kritisiert der österreichische Energieversorger VERBUND AG die anhaltend unter Druck bleibenden Großhandelspreise für Strom. Die Ursache sieht VERBUND in der »massiven Überförderung der erneuerbaren Energien«. RWE und E.on planen oder vollziehen derweil Kraftwerksschließungen.
Massiv unter Druck stünden wegen der Energiewende derzeit die Gaskraftwerke, so die VERBUND AG. Deshalb kürzt VERBUND sein Investitionsprogramm bis 2017 um weitere 300 Millionen € auf 1,2 Milliarden €, leitet Kostensenkungen in Höhe von 130 Millionen € ein und führt Desinvestitionen in Höhe von 900 Millionen € durch. Das schlechte Marktumfeld löste Werthaltigkeitsprüfungen aus, die einen erheblichen Wertberichtigungsbedarf feststellen. Gas-Kombikraftwerke in Österreich und Frankreich mussten um 659 Millionen €, eine Beteiligung an der Sorgenia S.p.A. um 371 Millionen € wertberichtigt werden.
Verantwortlich hierfür seien die sich durch fallende Strompreise kontinuierlich verschlechternden Rahmenbedingungen für Stromversorger, erklärte das österreichische Unternehmen anlässlich seines aktualisierten Finanzausblickes für 2013. »Dies resultiert vor allem aus der mit öffentlichen Mitteln gestützten massiven Überförderung der neuen erneuerbaren Energien in Kombination mit einem nicht funktionierenden CO2-Markt. Diese Faktoren sowie langfristige, überhöhte und an den Ölpreis gebundene Gaslieferverträge führen dazu, dass Gaskraftwerke wirtschaftlich massiv unter Druck stehen«, erklärt die VERBUND AG.
RWE prüft wegen des Strompreisverfalls an den Börsen derweil die Stilllegung von Kraftwerken. RWE-Vorstandsmitglied Rolf Martin Schmitz sagte der Agentur Dow Jones, dass anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 16. August mögliche Maßnahmen bekannt gegeben würden. »Wir rechnen derzeit noch», sagte Schmitz. »Wir haben derzeit viele Anlagen, die cash negativ sind.« Mit den derzeitigen Großhandelspreisen von 38 € pro Megawattstunde seien Kraftwerke nicht mehr rentabel zu betreiben. »Wir brauchen einen Strompreis von 55 bis 60 Euro je Megawattstunde, um unseren Kraftwerkspark auf Dauer aufrecht erhalten zu können«, erklärte Schmitz. Gaskraftwerke seien zur Zeit »völlig aus dem Markt«. Ihre Kapitalkosten könnten Braunkohlekraftwerke derzeit nur sehr schwer und Kohlekraftwerke gar nicht mehr verdienen.
Ein weiteres Kraftwerksopfer fordert der Strommarkt in Kiel. Das Gemeinschaftskraftwerk Kiel GmbH (GKK) wird zum 31.12.2015 stillgelegt. Das Joint Venture von E.ON und Stadtwerken Kiel ist wegen seiner geringen Auslastung und niedrigen Strompreise nach 2015 nicht mehr rentabel zu betreiben. Hans-Dieter Nehrhoff, technischer Geschäftsführer der GKK, teilte der Agentur Dow Jones mit, das Kraftwerk arbeite mit seiner derzeitigen Auslastung von 71 Prozent noch knapp wirtschaftlich. Würden die als Ersatz für das Steinkohlekraftwerk geplanten Gasmotoren mit 200 MW Leistung nicht rechtzeig installiert werden, haben die Stadtwerke allerdings die Option den Kraftwerksbetrieb bis 31.12.2018 zu verlängern. Das zu schließende Kohlekraftwerk ist die wichtigste Energiequelle der Stadt Kiel und erzielt durch kombinierte Strom- und Fernwärmeerzeugung einen Wirkungsgrad von über 50 Prozent.