Sucht man ein Abwärtsregler-IC, ist die Annahme, dass das Datenblatt den maximal zulässigen Ausgangsstrom angibt, richtig, da Iin in etwa gleich Iout ist. Beim Hochsetzsteller Verhält es sich jedoch anders. Die Schaltung in Bild 9 zeigt den Grundaufbau einer Open-Loop-Schaltung für einen Aufwärtswandler, der die Spannung von 3,3 V auf 12 V/0,275 A erhöht, also eine Ausgangsleistung von etwa 3,3 W hat. Wie hoch ist der durchschnittliche Spulenstrom in diesem Fall?
In Bild 10 zeigt die rote Kurve den Verlauf von IR2, und die Messung des Stromes ergibt eine Stromaufnahme von 291 mA, was in etwa der Berechnung entspricht. Doch während der simulierte Laststrom 291 mA beträgt, ergibt die Simulation für den Spulenstrom einen Mittelwert von 0,945 A und einen Spitzenwert von mehr als 1 A.
In diesem Beispiel ist der Spitzenstrom durch die Induktivität also mehr als 3,6 Mal so hoch wie der Ausgangsstrom. Während Ton – also wenn der M2 leitet – und an L2 eine Spannung von V3 anliegt, lädt sich die Spule von ihrem Minimalwert auf den Maximalwert auf. Bei Ton ist D2 ausgeschaltet und der Laststrom wird komplett von den Ausgangskondensatoren bereitgestellt (Bild 11).
Während Ton befindet sich die Spule mit dem MOSFET in Serie, und der Strom durch die Eingangsinduktivität ist der gleiche Strom, der auch durch den Schalter fließt. Daher spezifiziert das Datenblatt den maximalen Strom, der durch den Schalter fließen kann, genannt Isw bzw. Iswitch. Bei der Auswahl eines Boost-ICs für eine neue Schaltung sollte die Höhe des maximalen Stromes durch den Schalter (und die Induktivität) bekannt sein.
Wollen wir beispielsweise einen Aufwärtsregler, der 12 V auf 48 V mit einem Ausgangsstrom Iout von 0,15 A wandelt, entwickeln, müssen wir zunächst den durchschnittlichen Eingangsstrom ermitteln, da dies der Strom ist, der während Ton durch die Induktivität und den MOSFET fließen wird. Dafür brauchen wir die Ausgangsleistung und den Wirkungsgrad (angenommen 85 Prozent):
Dies ist der durchschnittliche Eingangsstrom und damit auch der Strom, der während der Einschaltzeit Ton in die Spule und in den Schalter fließt. Wenn wir noch den Ripple mit 30 Prozent bis 40 Prozent einbeziehen, kommen für den maximalen Spitzenstrom noch einmal 15 Prozent bis 20 Prozent hinzu, also insgesamt 0,847 A.
Normalerweise wird der Eingangsspannungsbereich Uin eines ICs angegeben, sowohl für den empfohlenen als auch für den absoluten Maximalwert. Die höchstmögliche Ausgangsspannung eines Aufwärtsreglers ist die maximale Drain-Source-Spannung UDS(max) des internen MOSFET oder sein maximaler Usw-Wert. Beim Einsatz eines Aufwärtsreglers mit einem externen MOSFET als Leistungsschalter ist dessen UDS(max) die erste Begrenzung für die maximale Ausgangsspannung.
Der LT8330 ist beispielsweise ein Aufwärtsregler mit einem Eingangsspannungsbereich von 3 V bis 40 V, einer absoluten maximalen Schaltspannung von 60 V und einer festen Schaltfrequenz von 2 MHz. Aufgrund der maximalen Spannung des Schalters von 60 V kann das Bauteil eine Spannung von bis zu 60 V ausgeben, wobei es anzuraten ist, mindestens 2 V unter dieser Spannung zu bleiben. Die zweite Einschränkung ist die Einschaltdauer Ton, wobei die maximale und minimale Einschaltdauer im Datenblatt üblicherweise angegeben ist oder berechnet werden kann.
Nutzen wir den LT8330 zur Wandlung von 12 V auf 48 V im nichtlückenden Betrieb und unter Vernachlässigung des Spannungsabfalls an der Diode für ein hohes Wandlungsverhältnis, lässt sich das Tastverhältnis D aus der Eingangs- und Ausgangsspannung folgendermaßen berechnen:
Nun ist zu prüfen, ob der IC mit dem erforderlichen Tastverhältnis arbeiten kann. Das Mindesttastverhältnis Dmin des ICs ist:
Und das maximale Tastverhältnis Dmax des ICs ist:
Ton und Toff sind im Datenblatt angegeben. Unter Verwendung dieser Datenblattwerte in obigen Gleichungen ergibt sich für Dmin ein Wert von 0,225, für Dmax ein Wert von 0,86. Dies zeigt, dass der LT8330 in der Lage sein sollte, 12 V in 48 V umzuwandeln, da die Schaltung eine Einschaltdauer von 0,75 erfordert.