HMI Template Suite

Systembaukasten für die Automatisierung

13. Februar 2019, 11:17 Uhr | Constantin Tomaras
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Anforderungen der Automatisierung

D&E: Können Sie Ihre Designprinzipien für Automatisierungsumgebungen erläutern? Wie unterscheidet sich das Best Practice von GUIs für den Fahrzeug- oder Messgerätebau?

FK: Am wichtigsten  ist für uns, dass der  Ingenieur bei der HMI-Entwicklung mehr und mehr den Nutzer in den Mittelpunkt stellt.
Heutzutage ist der Entwicklungsprozess meist noch sehr stark von einzelnen Funktionen getrieben. Mit unseren Maßnahmen wie der HMI Design Masterclass wollen wir ein Umdenken in der Branche anstoßen.
Die Zeit, in der sich ein Ingenieur durch technische Vorteile auf Dauer vom Wettbewerb absetzen konnte, ist in den meisten Branchen vorbei. Deshalb muss an anderer Stelle Mehrwert für den Kunden generiert werden.

Klar, müssen die Oberflächen für Touch-Bedienung optimiert sein und eine entsprechende Farbgebung den Bediener unterstützen. Letztendlich sind es aber die Ingenieure, die herausfinden müssen, was ihre Kunden brauchen.

D&E: Haben Protokollstrukturen wie OPC UA Auswirkungen auf das Interfacedesign, oder ist das in Ihrem Framework völlig losgelöst von Signal- und Protokollart?  

FK: Dank Integration von OPC UA Companion Specifications in unseren Controllern der S7-1500 Familie können wir diese Strukturen im HMI natürlich direkt weiterverwenden ohne diese separat definieren zu müssen. Der Anwender kann diese Strukturen also verwenden, muss es aber nicht.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
Bild 2: Die Symbolik ist auf das industriellen Umfeld optmiert.
Bild 2: Die Symbolik ist auf das industriellen Umfeld optmiert.
© Siemens

D&E: Gibt es spezielle Features/Darstellungen für autonome Systeme (z.B. für einen Nutzerfeedback gesteuerten Prozess)?

FK: Das Interesse nach autonomen Systemen sehen wir ganz klar auch bei unseren Kunden im Automatisierungsumfeld. Im HMI-Bereich sehe ich aber auch, dass man die Verantwortung der Maschinenbedienung noch nicht völlig an die Automation abgeben möchte.

Der Bediener ist deshalb immer noch sehr stark in der Verantwortung, was die konkrete Bedienung der Maschinen angeht. Entlastet werden die Produktionsmitarbeiter zum Beispiel durch Notifications auf Smartwatches oder Smartphones mit dem Simatic Notifier. Diese ersparen unnötige Kontrollgänge oder verhindern einen Produktionsstillstand durch frühzeitige Benachrichtigung.

D&E: Erläutern Sie uns einen generischen Arbeitsablauf? Wie können sich auch Einsteiger besonders schnell mit der Bibliothek zu Recht finden? Welches sind fortgeschrittene Funktionalitäten, die auch die Profis einmal sichten sollten?

FK: Für den Einsteiger bieten wir innerhalb der Bibliothek vollständig vordefinierte Bedienbilder auch auf Applikationsebene. Diese müssen nur mit entsprechenden Variablen verbunden werden um sie mit Leben zu füllen. Der fortgeschrittene Anwender findet in der Bibliothek ein Designsystem, das er als Basis für die eigenständige Entwicklung von HMI-Bedienbildern nutzen kann. Das erleichtert es dem Anwender, eine durchgängige und konsistente Gesamtlösung zu erstellen.

D&E: Gibt es eine Versionierung, bzw. eine Rechteverwaltung zur Entwicklung in einem größeren Team? Bzw. könnte man das Design unterschiedlicher GUI-Bereiche mit der HMI Template Suite auf mehrere Teams verteilen?

FK: Unser Engineering mit dem TIA Portal beinhaltet eine Versionierung.
Ganz egal ob Einzelkomponenten oder vollständige Screens, es können alle Inhalte versioniert werden. Für die Entwicklung innerhalb von Teams, stellen wir mit dem Multiuser Server eine TIA Portal Option zur Verfügung,
die es ermöglicht, einen zentralen Entwicklungsserver zu nutzen.
Diese stellt sicher, dass alle Entwickler auf der gleichen Software-Basis arbeiten.

Änderungen werden bei Bedarf von den Teams eingecheckt und somit allen anderen Entwicklern zur Verfügung gestellt.

D&E: Wird zwingend Simatic-Hardware notwendig, oder kriegt man das fertige GUI auch auf einem generischen Embedded-HMI implementiert?

FK: Auf Embedded-Ebene kann die Bibliothek mit den Panels der Simatic-HMI-Familie verwendet werden. Wer auf der PC-Ebene unabhängig von der Hardware sein möchte, kann die HMI Template Suite in Kombination mit der WinCC-Runtime Advanced verwenden.

D&E: Welche Zertifizierungen sind mit der Bibliothek möglich? Sind die Softwaremodule schon vorzertifiziert oder muss das fertige HMI dann noch eine Qualifizierung durchlaufen?

FK: Da unsere Produkte und Lösungen in vielen verschiedenen Branchen zum Einsatz kommen, gibt es keine explizite Zertifizierung der HMI Template Suite. Je nach Produktlinie beinhalten unsere Geräte aber natürlich die Zertifikate, die in den dafür vorgesehenen Branchen notwendig sind.

D&E: Welche Verifikationstools beinhaltet die HMI Template Suite? Wie rechenaufwendig fallen Verifikationsaufgaben typischerweise aus?  

FK: Die in das TIA Portal integrierte Simulation des HMI-Bediengerätes
bzw. der HMI-Runtime ermöglicht es dem Entwickler, die Änderungen an seinem HMI direkt zu testen. Alles ist in das TIA Portal integriert und es ist keine separate Hardware oder Software nötig.

- Herr Kranert, vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit! (ct)


  1. Systembaukasten für die Automatisierung
  2. Anforderungen der Automatisierung

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Siemens AG Industry Solutions

Weitere Artikel zu Displays / HMI-Systeme / Panel-PCs