Mikroplastik in Kosmetika

WorldOceansDay: Körper schrubben - Meere mit Plastik verschmutzen

6. Juni 2016, 9:13 Uhr | Natalie Margraf
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Worin ist Mikroplastik enthalten?

Um zu erfahren, in welchen Produkten Mikroplastik enthalten ist, veröffentlicht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) alle drei Monate einen Einkaufsratgeber [6]. Dieser listet mehr als 800 Produkte auf, die Mikroplastik enthalten, z. B. 

  • Peelings und Duschgele
  • Shampoos
  • Cremes
  • Make-up-Produkte, wie Puder oder Lidschatten

Zahnpasten, die Mikroplastik enthalten sind mittlerweile nicht mehr im Handel erhältlich.

Einige Kosmetikhersteller, wie Beiersdorf, Colgate Palmolive oder Unilever stellen sich ihrer Verantwortung und verzichten bereits auf Mikroplastikpartikel. Procter & Gamble hat angekündigt, bis Ende 2017 Mikroplastikpartikel zu ersetzen. Ohne verstärkten Druck von Seiten der EU werden jedoch viele Hersteller eine Umstellung nicht forcieren, da eine Änderung der Kosmetika-Zusammensetzung oft mit neuen Produktionsprozessen einher geht. Außerdem müssen mikroplastikfreie Produkte Standards, wie Hautverträglichkeit, Haltbarkeit und EU-Regularien erfüllen. Neue, kostenintensive Testreihen müssen deshalb für Kosmetika durchgeführt werden.

Alternativen zu Mikroplastik

Es gibt Alternativen zu Mikroplastik, z. B.

  • Kieselsäuren 
  • Aluminium/Magnesium-Silikate 
  • Reispulver für Puder
  • gemahlene Steinobstkerne für Peelings
  • Biowachspartikel für Zahnpasten

Evonik hat beispielsweise 2014 zwei neue Varianten der Kieselsäure Sipernat vorgestellt [7]. Die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Sipernat sind an die Kosmetikindustrie angepasst und Sipernat ist bereits Bestandteil diverser Kosmetik- und Hygieneprodukte. Für Puder ist eine natürliche Alternative Reispulver. Gemahlene Steinobstkerne werden in Peelings verwendet. Das Fraunhofer-Institut Umsicht entwickelt Biowachspartikel für Zahnpasten [8] und untersucht den biologischen Zersetzungsprozess der Partikel in verschiedenen Medien.

Mikroplastik im Meer

Oft ist es Spekulation, woher Kunststoffpartikel im Meer stammen. Handelt es sich um primäres Mikroplastik aus der Kosmetik oder sekundäres Mikroplastik aus zerfallenen Plastiktüten? Methoden, die den Anteil an primärem und sekundärem Mikroplastik verlässlich bestimmen, gibt es bisher nicht. Optische Messmethoden sind mit einer Fehlerquote von 70 Prozent sehr ungenau.
Bis zu einer Größe von 50 μm eignet sich die ATR-IR-Spektroskopie. ATR-Infrarot-Spektroskopie (abgeschwächte Totalreflexion) dient zur Untersuchung von intransparenten Stoffen. Die Probe wird mit IR-Licht bestrahlt und die Intensität des reflektierten Lichts gemessen. Dadurch können Rückschlüsse auf das Probenmaterial getroffen werden.

Die Raman-Mikrospektroskopie charakterisiert Partikel bis zu 1 μm und trifft Aussagen über die chemische Zusammensetzung des Materials. Ob die analysierten Partikel aus Kosmetika oder von einer Plastiktüte stammen, kann nicht herausgefunden werden. Die Partikelform gibt aber erste Hinweise darauf, ob es um Kosmetika oder Plastiktüten handelt, wie Natalia Ivleva, TU München, berichtet [9]: Eckiges Mikroplastik ist oft Bestandteil von Kosmetika, somit primär. Rundes Mikroplastik ist vorwiegend Granulat, also auch primär. Unregelmäßig geformte Partikel sind meistens Abbauprodukte großer Plastikteile, also sekundär.
Mikroplastikpartikel aus Kosmetika bestehen häufig aus Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. Mikroplastik, das kleiner als 500 μm ist, besteht aus Polyvinylchlorid und Polyamid (brüchige Polymere); sekundäres Mikroplastik.


  1. WorldOceansDay: Körper schrubben - Meere mit Plastik verschmutzen
  2. Worin ist Mikroplastik enthalten?
  3. Ist das Problem gelöst?

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