Den aktuellen Zahlen des AMA Verbandes zufolge wächst die Sensorik- und Messtechnikbranche kontinuierlich. Alles eitel Sonnenschein also?
Das kommt auf den Blickwinkel an. Viele unserer Aussteller freuen sich über die prall gefüllten Auftragsbücher, klagen aber auch über die immense Auslastung. Die Hersteller können dem Sensor- bzw. Hardwarebedarf kaum nachkommen. Es fehlt an Bauelementen, es fehlt an qualifiziertem Nachwuchs. Und wenn es doch mal die passenden Mitarbeiter gibt, ist deren Einarbeitung unter Höchstauslastung schwierig. Letztendlich kommt es zu Lieferschwierigkeiten in der gesamten Supply Chain.
Welchen Ausweg gäbe es aus diesem Dilemma?
Das ist schwierig zu beantworten. Wir müssen abwarten, ob diese gute wirtschaftliche Situation anhält. Eine oft gehörte Aussage unserer Aussteller ist: »Ich weiß, ich müsste eigentlich investieren, fürchte aber, dass die gute wirtschaftliche Lage nicht lange anhält. Also warte ich erst einmal ab.«
Inwieweit spüren Sie dies bei der Sensor+Test?
Was in diesen wirtschaftlichen Hochzeiten als erstes auf der Strecke bleibt, sind Recruiting und Marketing. Insofern leidet auch die Messe unter der hohen Auslastung. Wir hatten Aussteller, die ihren Stand bereits gebucht und bezahlt hatten, ihn aber absagen mussten wegen zu hoher Auslastung. Wir als Messeveranstalter können da nicht entgegensteuern. Und das Problem war gefühlt noch nie so eklatant wie jetzt. Höchstens im Jahr 2011, als es nach der Krise 2009 wieder steil aufwärts ging.
Ist dies eine vorübergehende Situation?
Das ist schwer voraussehbar. Sollte es länger andauern, wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Die Hersteller müssen in Personal und Kapazitäten investieren und erweiterte Beschaffungswege in Betracht ziehen. Anderenfalls werden sich die Kunden einen anderen Hersteller suchen, der es besser kann und auch im Markt sichtbar bleibt – zum Beispiel durch einen Auftritt auf der Sensor+Test.
Mit all dem im Hintergrund – wie wird sich die Sensor+Test weiter entwickeln?
Wir werden weiterhin die wichtigste Fachmesse für Sensorik und Messtechnik sein. Und das auf internationaler Ebene, denn vor allem der Zuspruch aus dem Ausland ist sehr hoch – Tendenz weiter steigend. Die Nachfragestärke Europas und speziell Deutschlands ist groß, insofern ist der Eintritt in den deutschen Markt für ausländische Unternehmen überaus interessant.
Der Anteil Ihrer ausländischen Aussteller wird in diesem Jahr auf einem Rekordhoch von rund 40 % liegen. Wie nehmen die deutschen Aussteller die wachsende Konkurrenz aus dem Ausland auf?
Es ist einfach ein internationales Parkett, auf dem wir alle uns bewegen, und Protektionismus ist sicher keine Lösung. Im Gegenteil: Auf einer Special-Interest-Messe wie der Sensor+Test haben alle Aussteller ihren Wettbewerb direkt im Blick und müssen nicht nach China reisen, um zu schauen, wer ihnen zukünftig die Kunden streitig machen könnte. Sie finden ihn einfach ein paar Stände weiter. Und es nutzt ja nichts, die Augen zu verschließen und zu hoffen, dass es die Kunden auch tun. Darüber hinaus ziehen internationale Aussteller auch internationale Besucher an. Letztendlich ist es also für alle Beteiligten gut, wenn wir die Internationalisierung fortführen.
Ist es das, was die Sensor+Test so besonders macht?
Ja. Die wachsende internationale Bekanntheit und Relevanz resultiert aber auch aus der in unserer Branche einmaligen Kombination aus Fachausstellung, Kongressen und Tagungen. In diesem Jahr finden parallel zur Sensor+Test die 19. ITG-/GMA-Fachtagung „Sensoren und Messsysteme 2018“ und die „European Test and Telemetry Conference – ettc2018“ statt. Diese direkte Begegnung zwischen anwendungsorientierter Ausstellung und wissenschaftlichen Kongressen ist ein Mehrwert für alle, der vielleicht nicht gleich sichtbar ist, der für die Zukunft aber enorm wichtig ist. Hier geht es um Kontakte zum top-ausgebildeten Nachwuchs und um wissenschaftliche Entwicklungen, aus denen unmittelbar marktfähige Produkte und Lösungen erwachsen können. Außerdem sind bereits heute viele Aussteller Ausgründungen aus Universitäten. Dieser Trend wird sich voraussichtlich weiter verstärken. Dies alles sichert auch die Zukunft der Messe.
Das Interview führte Nicole Wörner.