Entwickler-Interview

LabVIEW NXG: Funktionalität und Futurismus

31. Mai 2017, 20:01 Uhr | Constantin Tomaras
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Interaktive Parametrierung und Standardisierung

D&E: Wie werden in LabVIEW Klassen implementiert?

LC: Aktuell existieren unterschiedliche Dateien. Es wäre möglich, alles in einer zentralen Ressource unterzubringen. Dann lassen sich aber Einzelkomponenten nicht tauschen. Darüber bestand ein reger und spannender Austausch zwischen Anwendern und Entwicklern im Forum.

D&E: Ist eine Lösung in Sicht?

LC: Aktuell denken wir über die Strategie nach, alles auf mehrere Dateien zu verteilen. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil, wenn mehrere Entwickler ein gemeinsames Projekt teilen. Vielleicht werden beide Möglichkeiten als Option verfügbar.

Seit der Pressemeldung sagen Viele: "LabVIEW muss ich jetzt nicht mehr programmieren". Was ist denn damit genau gemeint?

Der Vorteil der interaktiven Möglichkeit: Anwender müssen zunächst nicht mehr parametrisieren. Viele wollen nach dem Hardwareaufbau einfach einen Schnelltest für das System. Das wird mit den rechtsseitig angeordneten Parametrierfunktionen automatisiert.

Damit ergibt sich ein interaktiver Arbeitsablauf. Am Ende kann die LabVIEW-Grafik als fertiges VI exportiert werden. Wer damit noch nicht zufrieden ist, kann wie gewohnt die Funktionsblöcke verbinden.

"Interaktiv" schreiben wir in NXG groß: Immer wenn Daten aufgezeigt werden, sind sie auch zur Verwertung speicherbar. Eben mit der Oberflächen-Einteilung: Daten lassen sich am linken Interface-Rand verwalten, Verarbeitungsoptionen am rechten Interface-Rand.

Und das ging früher gar nicht?

Das war schon möglich, musste vom Anwender aber manuell implementiert werden.

Mit der Vereinheitlichung "Stack links - Analyse rechts" lassen sich Daten ohne das Importieren eines weiteren Blocks nutzen. Auf diese Art und Weise hätten sich das wirklich nur die Wenigsten selbst zusammengebaut, um nicht zu sagen gar niemand.

Wer eine Funktion in NXG aufruft, muss nicht mehr parametrieren, sondern kann mit Mausgesten interaktiv arbeiten. Zur Automatisierung kann ein derart zusammengestelltes Prototypen-VI exportiert werden, da im Hintergrund weiterhin eine Code-Ebene läuft.

LabVIEW NXG

Diagrammabschnitte werden mit Zoomfunktion unter die Lupe genommen
© National Instruments
Ebenso kann im Zoom-Modus unter Anzeige des Frontpanels gearbeitet werden.
© National Instruments
Datenakquise mit LabVIEW NXG
© National Instruments

Einige Neuerungen in einer Bilderstrecke

Ein großes Thema auf der NIWeek ist auch die Standardisierung des Softwareuniversums um LabVIEW herum?

Das ist korrekt. Man sieht sie bereits an einigen Stellen, z. B. das User-Interface bei VeriStand. In dieser Standardisierung liegt großes Potenzial.

Ein Beispiel: Graphen funktionieren in LabVIEW und VeriStand absolut identisch, da sie einheitlich von derselben Sourcebase abgeleitet sind. NXG 1.0 bedeutet hierbei nur den ersten Schritt. Bis zum Ende der Beta-2.0-Phase dieses Jahres soll der TestStand-Support stehen.

NXG besitzt nun einen einheitlichen Treiber-Paketmanager?

DAQMX vereint mit ca. 1,6 GB Größe, sämtliche verfügbaren LabVIEW-Peripherie-Gerätetreiber. Er erkennt Rechnerarchitektur wie Betriebssystem automatisch. Der neue Package Manager identifiziert beispielsweise das vorhandene Messsystem und schlägt daraufhin die richtigen Treiber vor. Dadurch gibt es keine Probleme mehr in Bezug auf falsche oder nicht vorhandene Treiber.

Wenn es für mein Gerät nun keine LabVIEW-Treiber gibt?

In unserem ID Net gibt es nahezu jeden Treiber. Zudem kann man mit der richtigen ausführlichen Dokumentation die Treiber auch selbst schreiben.

System Link bietet da keinen Weg?

In erster Linie dient System Link dazu, das System upzudaten und zu überwachen. Des Weiteren kann man damit in Zukunft Dienste wie Web-VIs (Beta 2.0) integrieren, mit denen sich dann Geräte überwachen und theoretisch auch steuern lassen. Dies über Skippy-Kommandos umzusetzen, wäre theoretisch möglich, allerdings mit erheblichem Aufwand. Daher liegt hier auch nicht unser Fokus.

Und damit sind wir dann doch irgendwie beim IIOT-Kommandocenter?

System Link ist eine Sammlung von Diensten, derzeit Windows-basiert auf Webserver. Wir bringen an dieser Stelle jede Menge Werkzeuge, die den gesamten Arbeitsablauf verändern.

Sicherheit z. B. ist ein Aspekt, oder auch die Information, welche Geräte sich im System befinden, und wie sie kommunizieren. System Link wird ein Weg, die Kommunikation aller Geräte im System zu konfigurieren. Bis 2014 zurück liefern wir dazu eine API. Viele Industrieanwender haben das bereits standardisiert.

Wozu nutzt man LabVIEW 2017?

Die Entwicklungsstufe NXP 1.0 adressiert zunächst einfache Messungen sowie Benchtop-Messungen. Für verteilte Systeme würde man zunächst weiter die Funktionen von LabVIEW 2017 nutzen.

Aber eines Tages wird NXG X.0 so mächtig wie LabVIEW20YZ?

Definitiv, es ist im Grunde ein und dasselbe Produkt und die beiden Versionen werden parallel weiterentwickelt, wobei ihre Funktionen nach und nach ineinander integriert werden. NXP wird mittelfristig Features wie Echtzeit-Fähigkeit oder FPGA-Support besitzen.

Die Geschwindigkeit der Funktionsinnovationen hat sich unheimlich erhöht.


  1. LabVIEW NXG: Funktionalität und Futurismus
  2. Interaktive Parametrierung und Standardisierung
  3. Open-Source und Cloudapplikationen

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