Die Touchscreen-Bedienung der „VirtualBench“-Messbox vom iPad aus (bzw. unter dem „Touch-Windows 8“ auch vom Laptop aus, allerdings nicht mit allen Touch-Gesten beider Finger) oder auch unter Windows 7 mit herkömmlicher Maus ist sehr intuitiv und durchdacht gestaltet. Eigene Tests haben ergeben, dass man praktisch innerhalb weniger Minuten sowohl die Steuerung wie auch die Visualisierung problemlos im Griff hat. Für die neue Ingenieursgeneration ist diese Form einer Bedienoberfläche ohnehin schon eine alltägliche Selbstverständlichkeit geworden.
Beachtlich viele Messfunktionen
Auf dem Anzeige-Bildschirm sind alle eingestellten Parameter (natürlich auch abspeicherbar) der fünf integrierten Laborgeräte sehr gut visualisiert. In der Oszilloskop-Betriebsart kann man sich sogar noch einen größeren Scope-Bildschirmbereich zeigen lassen.
Bei den Oszilloskop-Betriebsarten kann sowohl eine Pre- wie auch Post-Trigger-Darstellung gewählt werden, darüber hinaus sind mehrere Amplituden- und Zeit-Cursor-Markierungen vorhanden, deren im Oszillogramm dem Kurvenzug zugeordneten Werte man alphanumerisch ablesen kann. So sind beispielsweise Amplitudenwerte oder Zeitdifferenzen aus dem Oszillogramm heraus präzise zu bestimmen.
Ebenfalls in der Oszilloskop-Betriebsart verfügbar: der Intensitäts-Persistence-Modus (Bild 3), der häufig auftretende Kurvenverläufe farblich intensiv hervorhebt. Ergänzend dazu auch die zahlreichen automatischen Mess-Betriebsarten beispielsweise für Anstiegs- und Abfallzeiten oder Pulsbreiten: die Werte werden hier automatisch alphanumerisch angezeigt.
Nutzt man die Box von LabVIEW aus (Bild 4), kann man dem Funktionsgenerator ohne Probleme auch eine beliebige Signalform vorgeben. Und wahrscheinlich ist diese Funktion in Zukunft auch direkt aus der VirtualBench-Anwendung verfügbar. Eine FFT-Funktion ist auf jeden Fall schon jetzt implementiert.
Insgesamt ist das Bedienmenü übersichtlich gestaltet, komplette Geräteeinstellungen sind abspeicherbar. Auch Screenshots sind per Touch bzw. Klick unkompliziert zu realisieren. Und die Messdaten lassen sich in der Software leicht abspeichern oder auch exportieren. Und was bei bisherigen Messgeräte-Konzepten nicht möglich war: Einen Screenshot kann man nicht nur abspeichern, sondern auch – wie bei einem Tablet-Computer üblich – sofort beispielsweise per Dropbox oder Mail an einen Kollegen weiterleiten, eventuell sogar mit Kommentaren versehen. Auch dies ist ein Vorteil des neuen Bedienkonzepts.
Die App für das iPad ist übrigens im Juli verfügbar, denn derzeit arbeitet Apple noch an der Freigabe für die iOS-Plattform.
Klopfen als Befehl
Ein Nebeneffekt an der Bedienung via Tablet wurde von den National Instruments-Ingenieuren genutzt: Da bekanntlich in jedem dieser Tablet-Computer auch Beschleunigungssensoren standardmäßig eingebaut sind, kann man deren Wirkung auch zur Befehlseingabe nutzen. So lässt sich ein Screenshot machen oder der Funktionsgenerator einschalten, wenn man an das Tablet klopft. Wahrscheinlich fällt den National-Instruments-Ingenieuren noch mehr ein, wie die gesamte Tablet-Sensorik noch weiter genutzt werden kann; etwa das in ein Tablet eingebaute Mikrofon noch zur Sprachsteuerung verwenden – bislang wurde das aber noch nicht in die Tat umgesetzt, wahrscheinlich deshalb, weil man vermeiden möchte, dass die Ingenieure in einem Labor plötzlich anfangen, ihr iPad anzuschreien. Höchstwahrscheinlich steht aber noch zu erwarten – aber dafür gibt es noch keinerlei offizielle Bestätigung –, dass eines Tages auch die weit verbreiteten Android-Tablets mit dieser Box kommunizieren können werden. Ziemlich sicher scheint dabei aber auch zu sein, dass diese „Messtechnik-Box“ künftig in Richtung weiterer messtechnischer Funktionen, beispielsweise auch in Richtung höherer Frequenzen oder noch um einige andere Funktionen erweitert werden wird.