Rahman Jamal, National Instruments, über 20 Jahre VIP

»In Deutschland spielt die Neutralität eine sehr wichtige Rolle«

14. Dezember 2015, 14:16 Uhr | Matthias Heise
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Beeinflussung und Vermarktungsstrategie des Konzerns

Die Tagungsbände von 20 Jahren VIP
Etwa 8000 Seiten und 20 kg: Die Tagungsbände von 20 Jahren VIP.
© National Instrumentes

Elektronik: Wird das Programm von der amerikanischen Konzernzentrale beeinflusst?

Rahman Jamal: Nicht bei den Anwenderbeiträgen oder beim gesamten Aufbau vom Beiträge Sammeln und Dokumentieren. Die Technologievorträge, beispielsweise die Keynote, sind selbstverständlich einheitlich, da wir letztendlich die Firmenstrategie und Technologietrends vorstellen.

Natürlich darf aber der lokale Touch auf der Veranstaltung nicht fehlen. Dafür haben wir genügend Beispiele im Tagungsband und in den jeweiligen Anwendervorträgen.

Elektronik: Die Keynote am ersten Tag wirkte amerikanisch. Ist das vorgegeben?

Rahman Jamal: Nein. Bereits 2006 versuchte ich ein Format zu wählen, das den deutschen Markt anspricht – weg von PowerPoint-gesteuerten Monologen. So haben wir versucht, über Dialoge mit Live-Beispielen Ideen und Trends zu transportieren. Dabei spielte ich durchaus den skeptischen deutschen Ingenieur, der die amerikanisch angehauchten Inhalte live hinterfragt. Daraus hat sich dieses Format entwickelt.

Die Grundidee ist eigentlich, in der Keynote für die unterschiedlichen Gebiete einen Überblick zu geben. Man kann nicht in die Tiefe gehen, aber dennoch ansatzweise die Anwender einstimmen: auf das, was in den einzelnen Tracks vertieft wird. Kurzum: Das Format VIP ist auch für den kritischen deutschen Ingenieur und Entscheidungsträger gemacht, der über das Oberflächliche hinausgehen möchte.

Elektronik: Was wird sich in den nächsten 20 Jahren beim VIP ändern?

Rahman Jamal: Der Grundgedanke des Kongressformats wird so bleiben. Es werden wahrscheinlich mehr Online-Elemente dazukommen. Man kann auch überdenken, ob es noch zeitgemäß ist, dass man den Tagungsband in gedruckter Form herausbringt. Wir hatten ihn 20 Jahre in Druckform mit den Ihnen bekannten Herausforderungen: Deadlines, damit es rechtzeitig gedruckt wird, usw.

Elektronik: Wie ist der VIP in den 20 Jahren gewachsen?

Rahman Jamal: In Deutschland war es von Anfang an das Ziel, die Veranstaltung klein und fein zu halten und den deutschen Markt zu adressieren. Es geht um den Mehrwert, die richtigen Leute zusammenzubringen und darum, dass es weitaus mehr ist als ein reines Produktseminar. Das ist anders bei den NI Days in den anderen Ländern, wo die kostenlos sind: Da kommen auch wesentlich mehr Leute, aber da ist die Zielgruppe auch sehr breit gefächert.

Elektronik: Was sind Ihre persönlichen Highlights bei den VIPs?

Rahman Jamal: Jahr für Jahr sind neben den ganz regulären Anwenderberichten auch solche dabei, in denen dargestellt wird, wie die großen Herausforderungen der Menschheit in Angriff genommen werden. Etwa der Einsatz unserer Technologien in Hilfsprojekten in Entwicklungsländern. Etwas, was mich ganz besonders berührt, weil ich mich auch privat für Entwicklungshilfe engagiere. Oder auch die Bewältigung von Umweltproblemen, Herausforderungen im Bereich der Energieversorgung oder in der Medizintechnik. In der diesjährigen Keynote wurde ein solches Beispiel gezeigt. Das Unternehmen Berlin Heart entwickelt Systeme für die mechanische Herzunterstützung, die Kindern mit Herzproblemen helfen, die Zeit bis zur Transplantation eines Spenderherzens zu überstehen. Dabei kamen auch Produkte von NI zum Einsatz. Das sind genau die Applikationen, die man über das Call for Papers bekommt, die uns glücklich machen: Die zeigen, dass man wirklich einen Beitrag leistet, dass man denjenigen, die Ideen haben, das Werkzeug in die Hand gibt, dass sie ihre Ideen auch realisieren können. Das ist das Zufriendenstellendste überhaupt.

 

Rahman Jamal
 
ist Global Technology & Marketing Director bei National Instruments. 1996 initiierte er den VIP, dessen Vorsitzender er seitdem ist. 

  1. »In Deutschland spielt die Neutralität eine sehr wichtige Rolle«
  2. Beeinflussung und Vermarktungsstrategie des Konzerns

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu National Instruments Germany GmbH

Weitere Artikel zu Software (M2M)

Weitere Artikel zu Messdatenerfassung