Den Nachmittag eröffneten zwei Livedemonstrationen. Stuart Murlis, Applications Engineer bei Pico Technology, referierte zunächst zu den Trends im Embedded-System-Design: mit Applikationen wie Internet-der-Dinge, immer mehr Sensorik, autonomen Algorithmen und missionskritischen Aufgaben steigen Komplexität und Performanz, gleichzeitig sollen Energieanforderungen und die Markteinführungszeit fallen. Bugs müssen so schnell wie möglich identifiziert, Performanz charakterisiert und die Funktion validiert werden. Bei digitalen Signalen werden diese Eigenschaften vor allem im Zeitbereich betrachtet.
Hier sind Kernanforderungen Kanalzahl, Tastrate und Speichertiefe.
Die Verifikation analoger Signale spielt dagegen eher im Frequenzbereich.
Hier sind Auflösung, Dynamikbereich und das Untergrundrauschen relevant. Anschließend wurde die Signalanalyse an einigen grundlegenden Wellenformen, sowohl im Zeitbereich als auch im Frequenzbereich, am PicoScope 5000D demonstriert.
Den fachlich tiefgreifendsten Vortrag brachte sicherlich Ken Henderson, Hardware Design Engineer bei Cleverscope mit. Diskutiert wurden unter anderem: Testpunkte und Observable zur Verifikation einer Stromversorgung, die Messung auf hohem Potenzial mit isolierten Eingängen und das Datenstreamen zur Evaluierung von Langzeiteigenschaften und seltenen Ereignissen. Bei der Stromversorgung werden hauptsächlich Antwortfunktionen und frequenzabhängige Transportkoeffizienten betrachtet. Das Cleverscope integriert eine Frequenzanalysefunktion (FRA), die Unternehmenswebsite zeigt dazu einige Applikationsberichte. Ein Messverstärker kann statische Größen in einer frequenzabhängigen Messung stabilisieren, Filter sind in Resonanz und Dämpfung zu validieren. Bei der Messung auf hohem Potenzial entscheiden vor allem die Isolation der Testkanäle und die Gleichtaktunterdrückung.
Generische HV-Transistoren (500 V, 10 ns Anstiegszeit, äquivalente Bandbreite 32 MHz) benötigen hier fast 94 dB. Nach einem kurzen Teardown wurde die Eignung des Cleverscope an einer H-Brücke demonstriert: Millerplateu, Überschwinger und Schaltvorgang wurden adäquat aufgelöst.
Den Abschluss machte Thomas Hadlok, Distributions Sales Field Engineer bei Keysight, mit einer unkonventionellen Strommesslösung für den großen Dynamikbereich, wie er für IoT-Geräte beim Aufwachen aus der Ruhephase typisch ist. Er schlägt für diese Aufgabe die Oszilloskopfunktion seines Leistungsanalysators vor, die mit 18-Bit-Auflösung immerhin bis zu 200 kHz Bandbreite ausweist. Ein konventionelles Digitalmultimeter würde einen Spannungseinbruch bewirken und wäre zu träge, ein konventionelles Oszilloskop zwar schnell genug, die Auflösung in der Regel nicht ausreichend und ein akzeptabler Shunt unerreichbar. Die simultane Messung von Strom und Spannung mit dem PowerAnalyzer basiert dagegen auf einem Digitizer, der bei 200 kHz eine effektive Messbandbreite von bis zu 30 kHz unterstützt. Als Beispielapplikationen wurden batteriebetriebene IoT-Designs, DC/DC-Wandler oder Feldfunktechnik angeführt.
Die Veranstaltung schloß mit einer Preisverlosung, bei der die Teilnehmer einen von sieben Preisen gewinnen konnten, von Smartwatches bis hin zu Signalgeneratoren, Oszilloskopen und Datenloggern.
Ob es sich in der Summe nun inhaltlich wirklich um einen Expertentag handelte, ist sicherlich streitbar. Gerade weil so manch ein Produktmanager sich einer kurzen Firmenpräsentation nicht erwehren kann oder mag. In jedem Fall erlebten die Zuschauer einen informativen Praxistag und lernten dabei nicht-alltägliche aber relevante Anwendungsfälle kennen. Zur Marktübersicht, um den ein oder anderen Messtrick kennenzulernen oder um etwaige Prüfaufgaben ins Auge zu fassen, war es den Besuch auf jeden Fall wert. (ct)