Für die Herstellung eines möglichen Corona-Impfstoffs übernehmen die Mainzer vom Schweizer Pharmakonzern Produktionsstätte in Marburg.
Das Mainzer Unternehmen Biontech erhält vom Bund 375 Millionen Euro zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffs. Dies teilte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag in Berlin mit. Die Ministerin geht weiterhin davon aus, dass es erst im kommenden Jahr einen Corona-Impfstoff für große Teile der Bevölkerung geben wird. Absolute Priorität habe die Sicherheit. Ein Impfstoff könne nur zur Anwendung kommen, wenn der Nutzen höher sei als die Risiken. »Von dieser Linie werden wir in Deutschland und Europa nicht abweichen.«
Biontech treibt die Vorbereitungen für die Massenproduktion bereits jetzt weiter voran. Zu diesem Zweck will das Mainzer Unternehmen von dem Schweizer Pharmakonzern Novartis dessen Werk in Marburg übernehmen. Das Geschäft soll noch vor Jahresende abgeschlossen werden, wie das Unternehmen mitteilte. Bei einem Erfolg der derzeit laufenden weltweiten Studie des Impfstoffkandidaten werde voraussichtlich Ende Oktober die Zulassung beantragt werden, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin.
Das Mainzer Unternehmen plant unter Vorbehalt der behördlichen Genehmigung, in dem Marburger Werk bereits im ersten Halbjahr bis zu 250 Millionen Dosen des möglichen Impfstoffs herstellen zu können. Bei voller Auslastung wird eine Kapazität von bis zu 750 Millionen Dosen pro Jahr angepeilt. In der Produktionsstätte sind den Angaben zufolge rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.
Über den Kaufpreis machten weder Biontech noch Novartis Angaben. Der Vertrag wurde am Mittwochabend unterzeichnet.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass ein Impfstoff gegen Corona in Deutschland für Teile der Bevölkerung in den ersten Monaten des nächsten Jahres zur Verfügung steht, für die breite Masse aber voraussichtlich erst Mitte des Jahres. »Wir wollen einen sicheren und wirksamen Impfstoff und nicht per se die Ersten sein«, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Gerade beim Impfen komme es sehr auf Vertrauen an. Ein Impfstoff könne nur zur Anwendung kommen, wenn der Nutzen höher sei als die Risiken, so Karliczek.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird weltweit derzeit in rund 170 Projekten nach einer wirksamen Substanz gesucht. Bei 26 Projekten laufen demnach bereits Testimpfungen, um die gesundheitliche Verträglichkeit und Wirksamkeit zu untersuchen.
Für eine beschleunigte Impfstoffentwicklung hatte das Bundesforschungsministerium ein Sonderprogramm über 750 Millionen Euro aufgelegt. Gefördert werden damit neben Biontech auch Projekte des Tübinger Biotechunternehmens Curevac und voraussichtlich auch der Firma IDT Biologika aus Dessau-Roßlau. (dpa/me)