Forschungsprojekt: Vernetzte Assistenzsysteme für Mobilität

Wenn der Rollator das Auto kommandiert

21. August 2012, 11:48 Uhr | Caspar Grote
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Das Smartphone wird zum "Healthphone"

Gleichzeitig wird das Smartphone zum „Healthphone“. In den verschiedenen Hilfsmitteln und Fahrzeugen werden die Forscher Biosensoren installieren, die Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Blutzucker oder Atemfrequenz messen und langfristig auswerten. Über das Gesundheitstelefon bekommen die Nutzer dann Tipps, wie und womit sie sich bewegen sollten. „Bei leicht erhöhten Blutzuckerwerten könnte das System dazu raten, ein paar Schritte mehr zu laufen – oder bei sehr hohen Werten die Einnahme von Medikamenten empfehlen“, sagt Prof. Martin Halle vom TUM-Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitive Sportmedizin. „Wichtig ist, dass die Menschen so die Sicherheit bekommen, dass ihre Gesundheit nicht in Gefahr ist, wenn sie sich auf den Weg machen.“ Sollten sie unterwegs doch einmal Hilfe brauchen, oder registriert das System bedrohliche Werte, wird über das Healthphone ein Notfalldienst verständigt. Dieser könnte auch einspringen, falls die Einkaufstüten zu schwer geworden sind oder wenn man im S-Bahnnetz die Orientierung verloren hat.

In der Regel soll allerdings das Smartphone die Routen berechnen und den Weg weisen. Mit Augmented-Reality-Technik hilft es den Nutzern zudem, die anderen Hilfsmittel zu bedienen. „Sie können etwa mit dem Smartphone das Auto betrachten und bekommen eingeblendet, wie es funktioniert“, erklärt Thomas Bock.. Mit Probanden werden die Forscher in den nächsten Monaten in München und Umgebung verschiedene Szenarien testen. Ein Schwerpunkt wird dabei die Mobilität auf dem Land sein, wo das Netz des öffentlichen Nahverkehrs weniger dicht ist. Die Entwickler stehen noch vor einigen Herausforderungen: Wie kann gewährleistet werden, dass die Nutzer problemlos auf ein Car-Sharing-Auto zugreifen können? Wie muss das Healthphone gestaltet werden, damit ältere Menschen es bedienen können? Zudem wollen die Projektpartner Geschäftsmodelle entwickeln. Angebote wie das Car-Sharing und den Notfalldienst sollen später Dienstleister übernehmen. „Die Nutzer können sich dann aus den einzelnen Komponenten ein auf sie und ihr Zuhause zugeschnittenes Assistenzsystem zusammenstellen“, sagt Bock.

Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 3,9 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung übernimmt rund zwei Millionen Euro als Beitrag zur Demografiestrategie der Bundesregierung. Davon geht rund eine Million an die drei beteiligten Lehrstühle der TUM. Weitere Projektpartner sind: Citysax Mobility, F. G. Streifeneder, Haag-Rehatechnik, Heidelberg Medical Marketing, Humanwissenschaftliches Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München, metaio, SOPHIA mit P.S. Südbayern und Sunrise Medical.


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