Schnelltest für Tumore

Wächst da was?

4. Januar 2016, 10:51 Uhr | Marcel Consée
Test auf Tumorzellen
© Fraunhofer IAP

Antikörper heften sich in einer typischen, charakteristischen Weise an Krebszellen. So lassen sich Krebszellen in Gewebeproben nachweisen, was es erlaubt, Schnelltests bereits während der Operation anzuwenden – innerhalb weniger Minuten und ohne teures Gerät.

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Das Fraunhofer IAP hat einen polymerbasierten Schnelltest entwickelt, der in einem Gewebeschnitt Tumorzellen visuell mit einem einfachen Mikroskop von gesunden Zellen unterscheidet. Chirurgen können den Test noch im OP-Saal anwenden. Das spart Zeit und Kosten.

»Untersuchungen haben gezeigt, dass auf Tumorzellen Rezeptoren sitzen, an denen bestimmte, speziell gezüchtete Antikörper anhaften – zum Beispiel Östrogen-Antikörper an Brust-Karzinomen. Mit Hilfe dieser ›Immundiagnostika‹ ist der Chirurg innerhalb weniger Minuten in der Lage nachzuprüfen, ob alles kranke Gewebe entfernt wurde«, erklärt Dr. Joachim Storsberg vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung den Mehrwert des neuen Tests. »Einmal auf die Gewebeprobe gesetzt, machen sich die Antikörper eigenständig auf die Suche nach ihrem Gegenpart – die für sie typischen Rezeptoren.«

Nachdem der Chirurg die Antikörper auf die Gewebeprobe aufgetragen hat, gibt er eine farbige Wasserlösung hinzu, mit der einzelne Enzyme des Antikörpers oxidieren. Die Farbe der Lösung ändert sich: An den Gewebestellen, an denen das geschieht, befindet sich krankes Gewebe. »Der Test ist sehr vielseitig: Je nach Tumorart können verschiedene Antikörper verwendet oder kombiniert werden«, erklärt Storsbergs Kollege Dr. Christian Schmidt. Zur Sicherheit färbt ein Gegentest im nächsten Schritt die gesunden Zellen charakteristisch ein. Sobald beide Tests keine Tumorzellen mehr detektieren, kann der Chirurg die Operation abschließen: Er hat alle kranken Zellen herausgeschnitten.

Im Prinzip ist es möglich, die Farbänderung mit einem Smartphone oder einer günstigen Kamera zu erkennen. Das ist interessant für Krankenhäuser, die sich keine teuren diagnostischen Geräte leisten können – zum Beispiel in Entwicklungs- oder Schwellenländern.


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