Bildgebung

Lasersound sucht Krebs

8. Januar 2016, 11:25 Uhr | Philipp Grätzel, iThera
Mit der multispektralen optoakustischen Tomografie (MSOT) kann der Arzt Hautkrebsmetastasen aufspüren.
© iThera Medica

Die multispektrale optoakustische Tomographie kann dazu beitragen, dass Lymphknotenmetastasen bei schwarzem Hautkrebs zuverlässiger identifiziert werden können.

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Bei Patienten mit schwarzem Hautkrebs, einem sogenanntem »malignem Melanom«, müssen Ärzte in den Lymphknoten nach Metastasen suchen, wenn der Tumor dicker ist als einen Millimeter. Konkret suchen die Hautärzte nach dem so genannten Sentinel-Lymphknoten, der ersten Abflussstation des Tumors. Bei Patienten mit einem Melanom an Hand oder Arm liegt dieser erste Lymphknoten zum Beispiel in der Achselhöhle. Bei einem Melanom am Bein befindet er sich meist in der Leistengegend.

»Das Standardvorgehen im Moment ist, dass wir mit radioaktivem Technetium markierte Nanokolloide um den Tumor herum in die Haut spritzen. Diese breiten sich entlang der Lymphbahnen aus und zeigen uns den Sentinel-Lymphknoten, der dann reseziert und vom Pathologen untersucht wird«, erläutert PD Dr. Joachim Klode von der Hautklinik am Universitätsklinikum Essen. Dieses Prozedere ist nicht optimal: »80 Prozent der Patienten haben keinen Lymphknotenbefall und müssen sich trotzdem dieser Operation mit Radioaktivität unterziehen«, so Klode.

Die Essener Wissenschaftler haben deswegen gemeinsam mit dem Unternehmen iThera Medical, einem Spinoff des Helmholtz Zentrums München, eine alternative Technologie evaluiert. Diese kommt ohne Radioaktivität aus und erlaubt es, schon im Vorfeld jene Patienten zu identifizieren, bei denen Lymphknotenmetastasen vorliegen. Bei der multispektralen optoakustischen Tomographie (MSOT) wird das Zielgewebe mit Laserlicht unterschiedlicher Wellenlängen belichtet. Das Gewebe absorbiert dieses Licht, und es kommt zu optoakustischen Phänomenen, die sich mit speziellen Ultraschalldetektoren nachweisen lassen.

Die Art des Signals ist dabei unter anderem davon abhängig, welche Farbstoffe im Gewebe vorliegen. Der für Metastasen des schwarzen Hautkrebses relevante Farbstoff ist Melanin. Anhand von mehreren hundert bereits resezierten Sentinel-Lymphknoten von insgesamt 214 Patienten konnten Klode und seine Kollegen in einem ersten Schritt zeigen, dass es keine Lymphknotenmetastasen gibt, bei der sich mit der MSOT-Methode kein Melanin nachweisen lässt. Anders ausgedrückt: Immer wenn die MSOT kein Melanin in einem Lymphknoten nachweisen konnte, fand sich in der pathologischen Gewebeuntersuchung auch keine Metastase.

Die nächste Frage war dann, ob der Melanin-Nachweis mit der MSOT-Methode nicht nur an bereits resezierten Lymphknoten, sondern auch in vivo am Patienten gelingt. Das haben die Essener Ärzte in einer Pilotstudie bei 20 Patienten evaluiert. Um die Sentinel-Lymphknoten aufzuspüren, wurde kein radioaktives Technetium genutzt, sondern der grüne Fluoreszenzfarbstoff Indocyaningrün, der sich mit der MSOT-Methode ebenfalls nachweisen lässt.

Und es funktionierte: »Wir konnten die Sentinel-Lymphknoten sicher identifizieren. Und wir konnten eine Metastasierung ausschließen, ohne die Lymphknoten zu resezieren«, so Klode. Damit wird jetzt eine Hautkrebsbehandlung denkbar, bei der nach der Operation des Tumors zunächst nicht-invasiv und ohne Radioaktivität nach Lymphknotenmetastasen gesucht wird. Eine operative Entfernung der Lymphknoten wäre dann nur noch erforderlich, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie wirklich Metastasen enthalten. Das ganze funktioniere bis in eine Gewebetiefe von vier bis fünf Zentimetern, so Klode. Für die allermeisten Lymphknoten reicht das auch dann, wenn die Patienten etwas dickleibiger sind.

Vor einem breiteren klinischen Einsatz der MSOT stehen freilich noch klinische Studien. Denn die Pilotstudie mit ihren 20 Patienten genügt nicht, um die Sicherheit dieser Technologie zweifelsfrei zu demonstrieren. »Der nächste Schritt ist jetzt eine prospektive Studie, an der auch noch andere Kliniken und natürlich sehr viel mehr Patienten teilnehmen werden«, betont Klode. Diese Studie ist aktuell in Planung. Wann genau sie starten kann, steht im Moment noch nicht fest.


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