Techniker Krankenkasse startet Studie zu Telemedizin bei Lungenkrankheiten

»Health Buddy« vermeidet Krankenhausaufenthalte

3. September 2012, 8:25 Uhr | Ralf Higgelke

Er misst, er informiert und er schult: Der »Health Buddy« wacht zu Hause täglich über chronisch kranke Patienten und soll in einem Projekt der Techniker Krankenkasse dabei helfen, Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

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Haben Sie letzte Nacht aufgrund von Atemnot schlecht geschlafen? Leiden Sie heute unter Husten? Wie geht es Ihnen seit der letzten Sitzung? Wenn Patienten ihren »Health Buddy« einschalten, stellt das Gerät viele derartige Fragen und fordert unter anderem dazu auf, den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen. Alle in einer Sitzung gesammelten Daten gehen an das Telemedizinische Zentrum in Stuttgart zur Analyse durch den zuständigen Facharzt. Lassen die Werte vermuten, dass es dem Patienten schlecht geht oder bald schlechter gehen könnte, berät das Zentrum den Patienten am Telefon oder ruft im Notfall Hilfe.

»Fachärzte schauen sich den Verlauf der Werte an und können auf diese Weise eine plötzliche Verschlimmerung vorhersagen«, sagt Thomas Heilmann, Leiter des COPD-Projektes bei der Techniker Krankenkasse (TK). »COPD steht für chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen«, erläutert der Experte und weist auf die stark steigenden Patientenzahlen hin: Derzeit ist jeder vierte Todesfall auf diese Lungenkrankheit zurückzuführen. Und allein in Deutschland sterben jeden Tag 80 Patienten an den Folgen. Derzeit sollen hierzulande rund sieben Millionen Menschen betroffen sein, während davon aber nur etwa 1,5 Millionen diagnostiziert sind, schätzen Experten.

Vor diesem Hintergrund hat die TK in Kooperation mit Bosch Healthcare ein Projekt speziell für Patienten mit schweren Atembeschwerden initiiert. Das Ziel: die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern und COPD-Patienten vermeidbare Krankenhausaufenthalte zu ersparen. Los geht es mit 300 schwerkranken Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet.

Aufgenommen wird, wer ein hohes Risiko trägt, eine plötzliche Zustandsverschlechterung zu erleiden und damit Gefahr läuft, in naher Zukunft eine Akutbehandlung im Krankenhaus zu benötigen. Solche Patienten bekommen den »Health Buddy« nach Hause und sind damit über die Telefonleitung mit dem Telemedizinischen Zentrum verbunden.

Zwei Jahre wird jetzt geforscht und die »Health Buddy«-Gruppe mit einer Kontrollgruppe ohne telemedizinischen Helfer verglichen. Wenn sich die guten Anfangserfahrungen wissenschaftlich belegen lassen, will die TK diesen Zweig des Tele-Monitorings weiter ausbauen.

Der Start in diesem Sommer verlief vielversprechend: »Die Akzeptanz und Teilnahmebereitschaft der Versicherten ist extrem hoch und übertrifft derzeit alle Erwartungen«, so Heilmann. Auch die Rückmeldungen der ersten eingeschriebenen Patienten seien durchweg positiv.

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