Siemens gibt Informationssysteme auf

Ein KIS für Cerner

6. August 2014, 12:17 Uhr | Marcel Consée

Kein gutes Geschäft für Siemens: Im Jahr 2000 war der Konzern mit dem Kauf von Shared Medical Services in den Bereich der Krankenhausinformationssysteme eingestiegen. Das kostete damals 2,1 Milliarden US-Dollar. Nun will das Unternehmen den gesamten Geschäftsbereich für 1,3 Mrd. US-Dollar abstoßen.

Diesen Artikel anhören

Das KiS- oder HS-Geschäft (Krankenhaus-Informationssysteme) bei Siemens fokussiert sich auf administrative Systeme und elektronische Patientenakten. Entsprechend unterscheidet es sich grundsätzlich von Laborinformationssystemen sowie von klinischer Software, die eng mit den bildgebenden Verfahren verbunden ist. Nun will Siemens Healthcare diesen Bereich für 1,3 Mrd. US-Dollar (ca. 963 Mio. Euro) an das US-amerikanische Unternehmen Cerner verkaufen. Noch steht die Zustimmung der Behörden aus; das Closing soll im Verlauf des ersten Kalenderquartals 2015 stattfinden.

Die Zentrale des Bereichs befindet sich bereits in Übersee, nämlich in Malvern (Pennsylvania, USA). Weltweit arbeiten rund 6.000 Mitarbeiter in den USA, in Europa (mit Schwerpunkt in Deutschland) und in Asien.

 

Zwar hat Siemens kontinuierlich in den Ausbau des entsprechenden Angebots investiert und auch gewisse Fortschritte gemacht, doch »mussten wir feststellen, dass der Geschäftserfolg unserer Krankenhausinformationssysteme nicht immer mit dem der Wettbewerber Schritt halten konnte«, wie es Prof. Hermann Requardt, der CEO von Siemens Healthcare, elegant formuliert.

»Darüber hinaus erschweren immer mehr landesspezifische Anforderungen, die sich z.B. aus der Gesundheitsreform in den USA ergeben, ausreichende Skaleneffekte. Zukünftig konzentrieren wir uns auf den Ausbau von Informationssystemen, die unser Labor-, Bildgebungs- und Therapiegeschäft stützen.«

Für die Mitarbeiter in Deutschland, die an den Standorten Berlin, Erlangen und St. Wolfgang arbeiten, wurden für die kommenden drei Jahre Vereinbarungen zur Beschäftigungs- und Standortsicherung getroffen. Zeitgleich mit dem Verkauf beginnen Siemens Healthcare und Cerner eine strategische Partnerschaft im Bereich der »Next Generation Healthcare IT«, einem eher vage umrissenen Feld vernetzter Medizinsysteme.

Wie speziell das Handelsblatt betont, verabschiedet sich die Siemens-Medizintechnik sich immer mehr von der Vorstellung ihres langjährigen Spartenmanagers Erich Reinhardt, an der kompletten Wertschöpfungskette des klinischen Betriebs zu verdienen. Dies gilt im Besonderen, seit das Unternehmen erst im Juli sein Mikrobiologiesegment an Beckman Coulter veräußert hat.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Siemens Healthcare Diagnostics GmbH

Weitere Artikel zu Medizinelektronik