KI-Software AIFib

Der unsichtbare Herzspezialist

10. Juli 2018, 13:35 Uhr | Volta Medical
Elektrokardiogramm Symbolbild
© Pixabay

Volta Medical, ein junges Medizintechnik-Unternehmen aus Frankreich, hat die erste Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die Ärzten bei der Behandlung von Vorhofflimmern unterstützt. AIFib hilft jedoch nicht nur am Krankenbett, auch im OP soll die KI zum Einsatz kommen.

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AIFib basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI) und soll Ärzte durch die komplexe Behandlung von Vorhofflimmern führen – von der Erkennung von Herden, die das Vorhofflimmern auslösen, bis hin zur Operation am offenen Herzen. »Herkömmliche Softwarelösungen sind nicht leistungsfähig genug, um Daten dieser Komplexität zu analysieren«, so die drei Mitgründer Dr. Julien Seitz, Dr. Clément Bars und Dr. Jérôme Kalifa. Die KI hingegen sei genau darauf ausgelegt; sie verstehe die Komplexität so gut, dass sie sogar die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns übertrifft. Ähnlich wie ein Student und zukünftiger Chirurg wird zu zunächst ausgebildet. Anhand einer Datenbank lernt sie zunächst „nur“, sammelt anschließend Erfahrungen und ist so in der Lage, sich stätig zu verbessern.

Die drei Mitgründer sind überzeugt, dass ihr Programm schon bald die Medizin und insbesondere die Behandlung von Vorhofflimmern revolutionieren wird. Dabei schlägt sie sich bereits jetzt sehr gut: Auf der Heart Rhythm Society Conference 2018 (9. bis 12. Mai in Boston) präsentierte Kalifa die Ergebnisse eines Tests, in dem AIFib gegen 28 Kardiologen antrat. Alle 29 Teilnehmer – egal ob Mensch oder Maschine – mussten intrakardiale elektrische Signale während der chirurgischen Ablation analysieren. Die Leistung der Software übertraf laut Kalifa die der Kardiologen deutlich.

Aus dem Takt geraten

Normalerweise sendet ein herzeigener Schrittmacher (Sinusknoten) elektrische Signale aus, die das Herz zum Schlagen anregen. Bei Vorhofflimmern schicken aber weitere sogenannte Herde elektrische Signale in die Herzvorhöfe und animieren das Herz zu zusätzlichen Schlägen. Episoden von Vorhofflimmern können zwar auch von allein wieder verschwinden, halten sie jedoch länger an, erhöht sich bei den Betroffenen das Schlaganfallrisiko. Denn durch das Flimmern pumpt das Herz weniger Blut, wodurch sich Blutgerinnsel im linken Vorhof bilden. Gelangen diese ins Gehirn, können sie Blutgefäß verstopfen und dadurch den Schlaganfall auslösen. [1]

Die Therapie erfolgt meist mit Medikamenten oder alternativ mithilfe der Katheterablation. Deren Prinzip ist, dass sich die krankhaften Erregungsherde im Herzen mithilfe von speziellen, über die Leistengefäße in die Herzhöhlen eingeführten Kathetern identifizieren und durch eine gezielte Verödung ausschalten lassen. [2] Dieser Eingriff ist jedoch schwer zu beherrschen und die Chirurgen müssen sehr komplexe Sätze von intrakardialen elektrischen Signalen analysieren. Volta Medical wollte diese Technik so vereinfachen und automatisieren, dass sie einer großen Anzahl von Chirurgen zur Verfügung steht.

Besser als das menschliche Auge

»Durch unsere tägliche Praxis in der kardialen Elektrophysiologie haben wir erkannt, dass die Nachfrage nach einem vereinfachten, automatisierten Verfahren zur Behandlung von Vorhofflimmern sehr hoch ist – weltweit«, so die Mitgründer. In den letzten fünf Jahren sei es nun endlich gelungen, diesen komplexen Vorgang in einer KI-Software effektiv zu modellieren und zu automatisieren. »AIFib zielt darauf ab, die für das menschliche Auge schwer erkennbaren Herde zuverlässig zu identifizieren. 

Quellen:
[1] https://www.ratgebergesund.de/was-hilft-bei-vorhofflimmern (10. Juli 2018)
[2] http://herzzentrum.immanuel.de/herzzentrum-brandenburg-bei-berlin-leistungen/therapiemoeglichkeiten/katheter-ablation-bei-herzrhythmusstoerungen/ (10. Juli 2018)

(me)

 

 

 


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