Gesamtsicht auf Medizinprodukte und IT

Das richtige Rezept für integrierte Krankenhaus-IT

23. Juli 2013, 10:04 Uhr | von Konrad Buck

Bis dato wird ein Großteil der Medizinprodukte in Krankenhäusern losgelöst von der IT verwaltet und betrieben. Solche Medienbrüche verbauen den Blick auf Risikobewertungen oder Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, wie sie in der Gesundheitsbranche heute unumgänglich sind. Mithilfe einer IT-Dokumentationssoftware lassen sich jetzt auch Medizinprodukte gesetzeskonform dokumentieren. Das eröffnet Krankenhäusern neue Perspektiven für das ganzheitliche Management von Medizin- und IT-Lösungen.

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Mit einer integrierten Gesamtsicht auf Medizinprodukte und IT-Technik ist es im deutschen Gesundheitswesen bisher nicht gut bestellt, wie Frederik Humpert-Vrielink, Chef von CETUS Consulting in Schüttorf bestätigt: »Hierzulande haben erst maximal zehn Prozent der Krankenhäuser eine gemeinsame Abteilung für Medizin- und Informationstechnik (MIT).« Bis sich die Gesamtsicht auf Gesundheitstechnik und damit effizienteres Krankenhausmanagement durchgesetzt hat, führen Medizinprodukte ein Inselleben: sie stehen im so genannten Medizinproduktebuch. Entsprechende Software verwaltet hierbei auf Basis des §7 der Medizinproduktebetreiberverordnung einen Mindestsatz an Informationen. Doch diese Art Software betrachtet Medizingeräte nicht im Zusammenhang mit der sie umgebenden IT.

Das führt zu gravierenden Nachteilen. In Medizinprodukten anfallende Daten liegen brach, ohne Direktverbindung an die IT lassen sie sich nicht adäquat verarbeiten. Dabei wäre es beispielsweise mehr als wünschenswert, wenn alle im Geräteset einer Intensivstation anfallenden Informationen schnell an die nachgelagerte IT überspielt werden könnten, um in Therapien einzufließen.

Bild 1: Medizintechnik produziert Daten, die der Krankenhaus-IT nahtlos zur Verfügung stehen sollten - das geht nur mit der gemeinsamen Verwaltung von Medizin- und Informationstechnik Bild: conhIT 2012
Bild 1: Medizintechnik produziert Daten, die der Krankenhaus-IT nahtlos zur Verfügung stehen sollten - das geht nur mit der gemeinsamen Verwaltung von Medizin- und Informationstechnik Bild: conhIT 2012
© conhIT 2012

Doch die notwendige Kopplung beider Welten wird vielerorts sogar aktiv verhindert, weil der Betrieb von Medizin- und IT-Geräten aus Motivationen erfolgt, die unterschiedlicher kaum sein können: Während der Medizinbetrieb vor allem Menschen heilen muss - dies aber in einem engen Verordnungs- und Gesetzesrahmen  - kümmert sich die IT dagegen um die reine Technik und muss dies mit einem meist kleinen Budget meistern (Bild 1).

Dadurch werden beispielsweise Magnetresonanztomographen (MRT) häufig noch isoliert betrachtet: wo steht das Gerät, wie ist es ausgelastet, wann steht die nächste Wartung an? Nicht beantworten lässt sich jedoch die Frage, mit welchen Geräten oder Prozessen das jeweilige Medizinprodukt vernetzt ist oder von welchen anderen Komponenten der IT-Infrastruktur das reibungslose Funktionieren abhängt. »Die Geräte sind heute Teil einer gesamten IT-Infrastruktur, lassen sich aber noch nicht als Glied einer Prozess- oder Wertschöpfungskette betrachten, dokumentieren und bewerten«, bemängelt Britta Böckmann, Professorin für medizinische Informatik an der FH Dortmund.

Software erlaubt eine integrierte Sicht

Kein Wunder also, dass sich in beiden Bereichen jeweils eigene Verfahrensweisen und Gesetzmäßigkeiten etabliert haben. Diese gilt es jetzt im Sinne eines gemeinsamen Vorgehens hin zu mehr Wirtschaftlichkeit und Effizienz wieder zusammenzubringen. Hier setzt die aus der IT-Dokumentation stammende Software »i-doit« an. Diese Lösung erlaubt es jetzt, ihr bewährtes Konfigurations- und Beziehungsmodell aus der IT auch auf die Medizingeräte zu erweitern. Mit i-doit lässt sich Infrastruktur integriert erfassen und effizient verwalten, weil die Software alle Komponenten in ihren technischen und Funktionszusammenhängen plastisch darstellt. Damit ermöglicht das Programm nun auch die Dokumentation und damit das Management von Medizingeräten. Und
zwar so, dass nicht nur alle hierfür notwendigen gesetzlichen Regelungen eingehalten, sondern auch Abhängigkeiten deutlich werden.

Damit können sich Keimzellen einer integrierten Sicht entwickeln und verbreiten. Diese ermöglichen es, auch die komplexen Zusammenhänge, auf die es beim Risikomanagement ankommt, schnell zu erfassen. Betreiber dieses Ansatzes, besagte MIT-Abteilungen, können sich erstmals um den gemeinsamen Betrieb beider Bereiche kümmern. Erst diese Gesamtsicht erlaubt es, einen Rahmen für Strategien und Ziele beim Medizinprodukte- und IT-Einsatz abzustecken, um zu einer übergeordneten Wirtschaftlichkeitsbetrachtung oder Risikoanalyse zu kommen.

Auch lassen sich erst auf Basis einer wirksamen Datenbank für Konfigurationsmanagement (CMDB), wie sie i-doit bietet, entsprechende Normen wie die ISO 27.001 (Informationssicherheit), DIN EN ISO 13485 (Qualitätsmanagement) oder DIN/IEC 80001-1 (Risikomanagement für Medizinprodukte im IT-Netz) umsetzen. Ist ein MIT-Service-Management aufgesetzt, sind es nur noch kleine Schritte bis zur Realisation aller Anforderungen an Krankenhausbetreiber.

Die Entscheidung, solche Lösungen aufzusetzen, weiß der ISO-27001-Auditor Vrielink, müssen von der Geschäftsleitung kommen und von dort durchgesetzt werden: »Es geht meist schief, wenn die IT oder die Medizintechnik das treibt, denn beide Abteilungen können meist nicht gut miteinander. Erst wenn entsprechende Projekte eine Zeit lang laufen und der gemeinsame Nutzen sichtbar wird, macht es bei allen Beteiligten plötzlich klick.« Durch ihre Modularität erlaubt die Software dabei, die Anforderungen beider Abteilungen zu unterstützen und ermöglicht damit ein integriertes Management in einem MIT-Netz. Derzeit schlägt nach den Worten von Böckmann auch die Diskussion über generelle Eigenschaften und Einsatzweisen von Medizinprodukten in der Gesundheitsbranche wieder hohe Wellen: »Während der Laie noch an Geräte wie Blutdruckmesser oder EKG denkt, kursiert bei Fachleuten die Frage, ob neben dem 3D-Bilder produzierenden Computertomographen inzwischen nicht auch die Therapie-Empfehlungen aussprechende Software selbst als Medizinprodukt zu bezeichnen ist.« Jede Technik, die den Arzt bei Diagnose und Behandlung eines Patienten unterstützt und somit »Medizin produziert«, werde jetzt unter einem neuen Blickwinkel betrachtet.

So rückt die Vernetzung einzelner Komponenten untereinander weiter in den Fokus der Krankenhausbetreiber. Denn häufig ist das eigentliche »Medizinprodukt« ein Zusammenspiel aus Hard- und Software, wie das Beispiel Monitoring in der Intensivmedizin zeigt: Der Gerätepark am Krankenbett spielt heute seine Patientendaten ins Netzwerk und generiert abhängig von Messwerten Alarme, die zum Beispiel dafür sorgen, dass ein Arzt zum Krankenbett kommt, dass kritische Abweichungen von der Norm visualisiert und gegebenenfalls sogar Anpassungen der Medikation vorgeschlagen werden. Was aber passiert bei einem Virenbefall? Wird das gesamte Netzgeschehen nicht beobachtet, kann sich die Schadsoftware auf die Intensivstation ausbreiten, dort fehlerhafte Werte verursachen und dadurch implizit den Patienten gefährden. Mit i-doit kann der Admin entsprechende Übergriffe feststellen und rechtzeitig eingreifen.

Auch auf der Medica 2012 war Integration ein Leitthema. So forderte Forschungsstaatssekretär Georg Schütte bei der Vorstellung des Abschlussberichts »Innovationen in der Medizintechnik«, dass sich die Branche weg vom Produkt- hin zum Systemanbieter entwickeln müsse. Hierfür biete sich eine engere Zusammenarbeit mit der IT- und TK-Branche an, um Schnittstellen unkompliziert zu gestalten. Genau hier setzt die Software i-doit mit den neuen Funktionen für die gesetzeskonforme Dokumentation von Medizingeräten an. Und beseitigt fehlenden Überblick.

Über den Autor:

Konrad Buck macht als Freelancer Öffentlichkeitsarbeit für synetics und die Software »i-doit«.


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