Gesundheitsstudie von Philips

Wie tickt der Patient?

7. Juli 2015, 9:32 Uhr | Marcel Consée
Der »iPatient« maximiert Gesundheit
© Philips

Wird der Gesundheitsmarkt der Zukunft von Cyborgs bevölkert, die sich das neueste Update auf ihr Wearable laden und die Arztpraxis meiden? Nein, die Deutschen wünschen sich zwar technische Weiterentwicklung, stellen aber ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Arzt in den Vordergrund.

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Anlässlich des Hauptstadtkongresses in Berlin veröffentlichte Philips in Kooperation mit dem Zukunftsinstitut die erste »Philips Gesundheitsstudie«. Das von Matthias Horx geleitete Institut
analysierte Trends, wertete Untersuchungen aus und führte parallel eine bundesweite Umfrage (in Deutschland, 536 Teilnehmer ab 16 Jahre) durch. Anhand der Ergebnisse entstand eine Typologie der Gesundheitskonsumenten mit sechs Kategorien. Darunter sind zwei gänzlich neue Typen, die erst durch die neuen Geräte wie Smartphones und Wearables hervorgebracht werden konnten: »iPatienten« und »Gesundheitsoptimierer«.

iPatienten managen ihre Gesundheit systematisch, datenbasiert, transparent und eigenverantwortlich. Technologie ist für sie ein entscheidendes Mittel zum Zweck. 47 Prozent der für die Gesundheitsstudie Befragten wünschen sich technische Möglichkeiten, um ihre Gesundheitsdaten immer und überall zu verwalten und zu übertragen. Sie legen Wert darauf, sich über das Internet mit Gesundheitsexperten auszutauschen. 55 Prozent befürworten, dass
Ärzte immer und überall Zugriff auf ihre Patientendaten haben – allerdings mit ausgeprägtem Problembewusstsein für den Datenschutz.

Denn für 76 Prozent ist Transparenz und Hoheit bei den eigenen Gesundheitsdaten wichtig. Die Zahl der iPatienten in Deutschland steigt
kontinuierlich an.

Rund ein Drittel der Befragten gehört laut der Studie zum neuen Typus
Gesundheitsmaximierer. Kernmerkmale sind eine besondere Aufgeschlossenheit gegenüber innovativen Technologien und die Bereitschaft zu Investitionen, um den Körper gesund zu
halten. 52 Prozent aller Befragten haben großes Vertrauen in den technischen Fortschritt, für 47 Prozent sind technische Innovationen zur selbstständigen Kontrolle der Gesundheit und Fitness zu Hause wichtig, 38 Prozent investieren nach eigenen Aussagen viel Zeit und Geld, um
ihren Körper gesund zu halten. Körperdaten messende Wearables sind für Gesundheitsmaximierer wichtige Trainings- und Kontrollgeräte.

Als weitere Typen definiert die Gesundheitsstudie »Gesundheitsminimalisten«, »Doktorholics«, Hobby-Mediziner und Alternativ-Patienten. Gesundheitsminimalisten sind vor
allem dann an Gesundheit interessiert, wenn sie krank werden. Doktorholics sind dagegen stets um ihre Gesundheit besorgt und investieren viel, um nicht krank oder kränker zu werden. Hobby-Mediziner sind bestens informiert über Krankheiten, Therapien und neue
Forschungsergebnisse. Der Alternativ-Patient stellt körperliche und psychische Störungen in einen direkten Zusammenhang.

Aus den zugänglichen Informationen und den eigenen Kontroll- und Einflussmöglichkeiten per Apps entsteht ein neues Selbstbewusstsein. Dieses schlägt sich im eigenen Gesundheitsbewusstsein und neuen Anforderungen an Ärzte nieder. 65 Prozent der Deutschen nutzen das Internet bei Gesundheitsfragen. Damit rangiert es direkt hinter dem
persönlichen Gespräch mit dem Arzt, bei dem sich 73 Prozent informieren. Die Crux: Nur 18 Prozent bringen Gesundheitsportalen und Fachforen großes Vertrauen entgegen. Ein Grund: Suchanfragen liefern oft widersprüchliche Informationen. Für die Interpretation sind
Ärzte gefragt.

Allerdings ändert sich das Verhältnis zwischen Arzt und Patienten hin zu einer Beratung auf Augenhöhe und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit. »Informierte Patienten werden zu Co-Therapeuten«, prognostizieren die Autoren der Studie. 88 Prozent der Befragten halten
eine allgemein verständliche Beratung für die Gesundheitsversorgung von morgen für das Wichtigste. 84 Prozent der Deutschen empfinden Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen seitens der Ärzte als wichtig. »Die Studie macht deutlich, dass technische Innovationen gewünscht sind, dass jedoch gleichzeitig der einzelne Mensch mit seinen ganzheitlichen und individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt jeder Entwicklung stehen muss«, resümiert Eva Braun, Geschäftsführerin Philips GmbH Market DACH und Leiterin der Sparte Healthcare.

»Die digitalisierte Medizin kann, eingebettet in ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient, eine voraussehende Gesundheitsversorgung ermöglichen, die weit vor der Krankheit beginnt«, bestätigt Matthias Horx vom Zukunftsinstitut. Zentraler Baustein der neuen Gesundheitskultur wird daher – so das Fazit der Studie – Vertrauen sein. Vertrauen durch Nachprüfbarkeit, durch Sicherheit, durch Transparenz – und durch eine emotional sichere Ebene. Das digitale Zeitalter stellt damit auch Ärzte vor neue Herausforderungen.


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