Very High Speed Digital Subscriber Line 2 stellt eine Weiterentwicklung der DSL-Familie dar. Die Technik teilt sich in mehrere Übertragungsprofile auf und ermöglicht je nach Profil Datenraten zwischen 50 Mbit/s bis 350 Mbit/s. Die maximale Reichweite beträgt rund 5 km. Um diese Datenraten zu erreichen und so dem Wunsch nach einer höheren Übertragungsgeschwindigkeit gerecht zu werden, verwendet VDSL2 das sogenannte Vectoring. Diese Technik wirkt dem Übersprechen (Crosstalk) aktiv entgegen, also der ungewollten Übertragung eines Signals von einem auf ein anderes Kabel. Dazu werden Interferenzen überwacht und ein entsprechendes Kompensationssignal eingespeist. VDSL2 ist durch den privaten Internetzugang bekannt, wird aber neben der Anwendung im öffentlichen Telefonnetz auch häufig bei abgeschlossenen industriellen Applikationen genutzt. Hierbei kann im Vergleich zu SHDSL zwar eine höhere Datenübertragungsrate erreicht werden, dies geht aber mit einer erheblichen Reduzierung der Reichweite gegenüber SHDSL einher.
SHDSL und VDSL2 erlauben eine dynamische Anpassung der Datenraten an die vorliegende Streckendämpfung (Bild 2), SPE und APL dagegen sehen in ihren Standards eine feste Datenrate bis zu einer definierten Strecke vor – ähnlich wie das herkömmliche Ethernet. Leitungen, Steckverbinder und Netzwerkgeräte müssen diese Anforderungen erfüllen und entsprechend genormt sein.
Das hat zum einen den Vorteil, dass die jeweilige Datenrate für diese Distanzen durch den Standard garantiert wird. Zum anderen ist die Interoperabilität von Geräten unterschiedlicher Hersteller stets sichergestellt. Allerdings bedeutet es auch, dass nicht jede beliebige Distanz überbrückt beziehungsweise nicht jedes Kabel verwendet werden kann.
Geht es um die Reichweite, ist SHDSL klarer Sieger unter den gegenübergestellten Techniken. Insbesondere wenn ein geringes oder mäßiges Datenaufkommen zu erwarten ist, empfiehlt sich SHDSL als robustes und bewährtes Übertragungsverfahren.
Beim Vergleich der Ethernet-Standards wird klar: Es gibt nicht die eine Technik, die allen Anforderungen im Netzwerk gerecht wird. Vielmehr muss für jede Applikation individuell bewertet werden, welche Herausforderungen es zu meistern gilt und welche Kommunikationstechnik sich dafür am besten eignet (Bild 3). SHDSL und VDSL2 haben sich bereits bestens in industriellen Applikationen bewährt. Mit SPE und APL entwickeln sich zwei weitere Systeme, die durch ihre speziellen Eigenschaften ebenso eine Daseinsberechtigung erhalten und neue Applikationsfelder für Ethernet mit Zweidrahttechnik erschließen.
Die Autorin
Carolin Christoph
stammt aus Lippe. Nach einem dualen Studium der Elektrotechnik (B. Sc) bei Phoenix Contact und der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe blieb sie Phoenix Contact treu und war dort als Produktmanagerin tätig. Ihr Fokus lag dabei auf der Kommunikationstechnik und hier insbesondere dem Bereich serielle LWL-Koppler und Ethernet-Extender. Aktuell erweitert Christoph ihr Wissen im Master-Studiengang der Hochschule Osnabrück.
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