Eigentlich sollte David Willenberg heute in Dubai Hochhäuser konstruieren und Baustellen überwachen, doch stattdessen steht der amerikanische Bauingenieur in einem Besprechungsraum eines Automobilzulieferers und paukt mit den Projektmanagern aus Sachsen Englisch.
Die Finanzkrise 2009 machte den Englischkurs in Sachsen erst möglich und ließ das Bauprojekt am Golf sterben. David Willenberg musste sich neu orientierten. Er wurde zum Unternehmen und ist Gründer des Unternehmens Detroit Technical English in Hamburg, eine Sprachschule von und für Ingenieure, denn Willenberg und seine Mitarbeiter sind studierte Ingenieure und verstehen die Arbeitswelt und die damit verbundenen Sprachschwierigkeiten ihrer Kunden viel besser. Die Hamburger bieten regelmäßige Englisch-Kurse für Firmen und Einzelpersonen in Hamburg an, sowie In-House-Seminare und Workshops in ganz Europa.
Markt&Technik: Und woran hapert es am meisten?
Willenberg: Die größten sprachlichen Probleme haben deutsche Ingenieure mit Fachbegriffen und technischen Vokabeln.
Markt&Technik: Dann reicht das Vokabeln lernen ja aus.
Willenberg: Nach fast sieben Jahren Erfahrung im Unterrichten von Ingenieuren, von Abwasser- bis Zyklonfiltertechnik, ist der beste Rat, den ich für das Lernen von technischem Englisch-Vokabular geben kann: Machen Sie sich nicht so viele Gedanken.
Markt&Technik: Kein Vokabeltraining?
Willenberg: Als Sie an der Hochschule studiert haben, die Grundlagen des Ingenieurwesens gelernt haben, was war letztendlich wichtiger? Die richtigen Formeln in der richtigen Situation anzuwenden oder die genauen Werte zu merken, die Sie in die Formeln eingefügt haben, um ein bestimmtes Problem zu lösen? Natürlich ist es viel wichtiger die Formeln zu verstehen als sich die Variablen zu merken. Was glauben Sie war sonst der Grund dafür, dass uns beigebracht wurde all die verrückten Diagramme, Graphen und Tabellen zu lesen? Zu lernen wie man die richtigen Werte findet, wenn man sie tatsächlich braucht, macht viel mehr Sinn als zu versuchen sie sich zu merken.
Markt&Technik: Worauf wollen Sie hinaus?
Willenberg: Wenn Sie sich beim Lernen von technischem Englisch darauf konzentrieren, technisches Vokabular zu merken, dann ist das so, als würden Sie versuchen sich die Tabellen voller Materialeigenschaften einzuprägen. Wenn Sie sich aber darauf konzentrieren zu verstehen, wie Sie diese Wörter benutzen, indem Sie Konzepte wie den Satzbau und die richtige Verwendung von englischen Zeitformen lernen, so werden Sie das technische Vokabular lernen, das Sie brauchen.
Markt&Technik: Vokabeln sind unwichtig?
Willenberg: Vokabeln sind ein sehr wichtiger Teil des technischen Englisch, aber nicht wichtig genug, um der zentrale Fokus Ihres Lernens zu sein.
Markt&Technik: Vokabeln sind das Hauptproblem, was beschäftigt die deutschsprachigen Ingenieure noch?
Willenberg: Ausländische Anrufe sorgen für Probleme. Spontan über technische Themen zu sprechen bereitet vielen Sorgen.
Markt&Technik: Und die Lösung?
Willenberg: Wir üben und jeder kann schummeln. Wenn Ihnen ein englisches Wort nicht einfällt, egal ob technisch oder nicht, können Sie immer noch schummeln und stattdessen die Definition aussprechen.
Markt&Technik: Ein Beispiel?
Willenberg: Wenn Sie sich nicht an das englische Wort für Absperrklappe erinnern, sagen Sie einfach „shutoff valve with a turning disc". Alle werden verstehen, was Sie meinen, und Sie müssen nie Ihren Satz unterbrechen und kopfkratzend dastehen. Und das Beste daran? Fast immer wird jemand so etwas sagen wie „You mean a butterfly valve?"
Markt&Technik: Verraten Sie uns noch eine Herausforderung im technischen Englisch.
Willenberg: Englisch in Meetings und bei Präsentation macht viele Ingenieure nervös. Dabei ist es ganz einfach. Planen Sie Ihr Meeting, machen Sie sich eine Liste mit Fachbegriffen, die Sie verwenden wollen.
Markt&Technik: Ist das nicht peinlich?
Willenberg: Nein. Setzen Sie die Liste auf die Tagesordnung aller Teilnehmer des Meetings, damit jeder auf dem gleichen Stand ist. Manche Kollegen werden es Ihnen sogar danken.
Markt&Technik: Wir haben über die Probleme der Kursteilnehmer gesprochen. Was sind Ihre Herausforderungen als Lehrer und Unternehmer?
Willenberg: Wir finden keine Lehrer. Wir suchen Ingenieure, die unterrichten wollen. Das ist schwierig.